Drüsiges Springkraut wächst in einer Waldlichtung bei Seeshaupt (Oberbayern). Während viele Pflanzen in Deutschland von einem Rückgang betroffen sind, breitet sich das Drüsige Springkraut stark aus. Foto: Frank Leonhardt/picture alliance/dpa

Von vielen Pflanzen gibt es in Deutschland immer weniger. Auch häufiger vorkommende Arten sind betroffen. Es gibt aber auch Gewinner.

Bonn - Die Pflanzenvielfalt in Deutschland ist auf dem Rückzug. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Gefäßpflanzen, zu denen unter anderem alle Samenpflanzen gehören. Bei über 70 Prozent von mehr als 2000 untersuchten Arten sind demnach in den vergangenen 60 Jahren deutschlandweit Rückgänge zu beobachten.

Seit den 1960er Jahren hätten die rückläufigen Arten Einbußen von durchschnittlich 15 Prozent zu verzeichnen, teilte am Mittwoch (16. Dezember) das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn mit.

„Naturverträglichere Nutzungsformen sind dringend geboten“

„Es wird einmal mehr deutlich, dass wir in unserem Umgang mit Natur und Landschaft zu einem Umdenken kommen müssen“, sagt BfN-Präsidentin Beate Jessel. Man müsse breit in der Fläche an der Land- und Forstwirtschaft ansetzen, die zusammen 80 Prozent der Flächen in Deutschland einnähmen. „Naturverträglichere Nutzungsformen seien dringend geboten.“

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Die im Fachjournal „Global Change Biology“ veröffentlichte Auswertung sei die bisher umfassendste Analyse von Pflanzendaten aus Deutschland überhaupt, heißt es vom BfN. 29 Millionen Daten zur Verbreitung von Gefäßpflanzen seien eingeflossen.

„Sehr düsteres Bild des Zustandes der Pflanzenvielfalt in Deutschland“

Zu den Verlierern zählen demnach insbesondere Arten, die durch den Menschen nach Deutschland gelangten, aber bereits vor der Entdeckung Amerikas. Dazu gehören laut BfN zum Beispiel die Saat-Wucherblume, der Echte Frauenspiegel, der Große Klappertopf und der Gute Heinrich. Dagegen konnten sich viele Arten, die Deutschland erst nach 1492 erreichten, ausbreiten. Beispiele seien das Drüsige Springkraut oder das Schmalblättrige Greiskraut.

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Nach Ansicht von David Eichenberg, einem Autor der Studie, haben die Ergebnisse die Wissenschaftler in dieser Deutlichkeit überrascht. „Sie zeichnen ein sehr düsteres Bild des Zustandes der Pflanzenvielfalt in Deutschland. Dabei wurde bestätigt, dass die Rückgänge nicht auf die ohnehin seltenen oder besonders gefährdeten Arten beschränkt sind, sondern offensichtlich schon seit längerem ein schleichender Biodiversitätsverlust der Mehrzahl der Pflanzenarten in Deutschland stattfindet.“