Mauereidechsen sind streng geschützt und müssen deshalb umgesiedelt werden. Foto: dpa

Der Artenschutz in Stuttgart treibt skurrile Blüten. Da klappt die Umsiedlung von Mauereidechsen – und dann halten sie sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben.

Stuttgart - Wenn das Thema Artenschutz nicht so ernst wäre, man könnte seinen Spaß dran haben. Im Bericht für die Entwicklung des Eidechsenhabitats auf dem Killesberg etwa ist die Rede von „aktuellen Schwanzverlusten ohne nennenswertes Regenerat“ oder von „hoch mähenden Mähraupen“. In den Unterlagen für den Abstellbahnhof in Untertürkheim geht es um das Einfangen mittels „Reptilienangeln“ und um das Schicksal von „Fangverweigerern“. Eine kleine Industrie ist mittlerweile mit dem Erfassen von geschützten Arten, dem Umsiedeln und dem Überwachen beschäftigt.

Gerade in Stuttgart allerdings ist das nicht mehr lustig. Denn die Stuttgarter Mauereidechse, streng geschützt und sehr zahlreich zugleich, treibt Bauherren zur Verzweiflung. Die Tiere sind eine genetische Mischung einheimischer Eidechsen mit Tieren aus Südeuropa und müssen deshalb innerhalb der Stadt umgesiedelt werden. Flächen dafür gibt es fast keine mehr und der Erfolg der Umsiedlungen ist umstritten. Immerhin: Auf dem Killesberg scheint es jetzt doch funktioniert zu haben.

Doch dieses Beispiel zeigt auch die ganze Absurdität. Verzweifelt hat man ein geeignetes Areal gesucht – und jetzt haben die Tiere einfach ihren eigenen Kopf. Sie halten sich nicht an die vorgegebenen Grenzen und wandern weiter. Womöglich eines Tages auch in die Nachbarkreise. Ohne vorher den Artenschutz zu fragen.

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juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de