„Ich tu dir bestimmt nichts“ – Streicheln mit gemischten Gefühlen Foto: Ines Rudel

Eine Beringungsaktion bei Steinkäuzen auf Köngener Markung sorgt wiederum für regen Zulauf. In der Antike galt der Steinkauz als weiser Vogel.

Köngen - Mag der braun-weiß gesprenkelte Vogel auch unscheinbar wirken und mit knapp 200 Gramm als Leichtgewicht in der Welt der Eulen gelten, so hat der Steinkauz doch einige Besonderheiten aufzuweisen. Schon in der griechischen Antike galt er als Vogel der Weisheit, seiner Namenspatronin, der Göttin Athene, verdankt er die wissenschaftliche Bezeichnung „Athene noctua“, die nächtliche Athene; zudem würdigen die Hellenen den kauzigen Kerl mit einem Abbild auf der 1-Euro-Münze. Diese Angaben referierte zum Auftakt der Beringungsaktion in Köngen Philipp Rössler. Als 13-Jähriger war er zum ersten Mal aktiv mit von der Partie, heute ist er Doktorand auf dem Felde der Biophysikalischen Chemie an der ETH Zürich, den heimischen Ornithologen indes nach wie vor verbunden.

Käuzchen wurden ans Scheurentor genagelt

Dass die Kleineule offensichtlich die Nähe des Menschen aufsucht, war freilich in der Vergangenheit eine zwiespältige Sache. Während des Mittelalters hat man im deutschsprachigen Raum den Käuzchenruf „Kiwitt-kiwitt“ zur Todesbotschaft „Komm-mit, komm-mit!“ umgemünzt – und die harmlosen Mäusevertilger zur Abwehr von Dämonen ans Scheurentor genagelt. Dass jetzt der Köngener Friedhof wieder als Treffpunkt der öffentlichen Beringungsführung von NABU und Schopflocher Naturschutzzentrum auserkoren wurde, lag freilich nicht an den Freveln der Vergangenheit, sondern am Vorhandensein ausreichender Parkplätze.

Für den Hobby-Ornithologen Dieter Schneider (82) aus Erkenbrechtsweiler begann die „Euleneuphorie“ 1976. Zu einer Zeit, als die Landschaft unter anderem durch die vorausgegangene Flurbereinigung gründlich ausgeräumt war und den Tieren kaum Überlebensnischen blieben. Gründungszweck der Artenschutzgruppe Steinkauz innerhalb der NABU-Ortsgruppe Köngen-Wendlingen war es, durch vielerlei Initiativen und praktische Schritte hier Abhilfe zu schaffen.

So viel Steinkauznachwuchs wie noch nie

Legt man die Bestandsentwicklung beim Steinkauz zugrunde, so scheint dies gelungen zu sein. Laut Schneider sind im Vorjahr in den Brutröhren des gesamten Artenschutzbereichs 79 Jungvögel von insgesamt 33 Paaren beringt worden, im laufenden Jahr erhöhte sich die Jungvogelrate auf die „absolute Rekordzahl“ (Schneider) von 120 beringten Nestlingen. Bei der jüngsten Aktion im Gewann Steiniger Weg dürfte auch die Fangemeinde der kauzigen Gesellen Zuwachs bekommen haben – zu ulkig blicken die Youngsters mit ihren großen Augen in die Welt.