Wer hält sich hier an wem fest? Trost konnte Maradona seinem Super-Star Messi nach der K.O.-Niederlage gegen Deutschland jedenfalls nicht spenden. Foto: dpa

Deutsche Lehrstunde könnte Maradona Job kosten. Ob sie auch seinen Mythos zerstört?

Kapstadt  - Diego Maradona bot ein Bild des Jammers, voller Mitgefühl schloss Tochter Dalma ihren Papa noch im Kabinengang in die Arme. Vom Stolz auf seine argentinische Nationalmannschaft war wenig übrig geblieben. Genau wie der am Boden zerstörte Superstar Lionel Messi kämpfte der einstmals weltbeste Fußballer am Ende seiner gescheiterten WM-Mission auf dem Rasen mit den Tränen. „Eine solche Traurigkeit habe ich nur an dem Tag empfunden, an dem ich mit dem Fußball aufhörte“, gestand Maradona mit gebrochener Stimme. Im ersten Frust über das Viertelfinal-Aus wollte er einen Rücktritt nicht ausschließen: „Ich weiß nicht, was morgen passiert. Ich muss das zuerst mit meiner Familie und den Spielern besprechen.“

Maradona: „Es war ein Schlag wie von Muhammad Ali"

Die Zuversicht der vergangenen Tage wich der Fassungslosigkeit. Die Suche nach den Gründen für das 0:4 gegen Deutschland fiel Maradona sichtlich schwer. Hilflos hatte er an der Seitenlinie seinen Rosenkranz geknetet. Hilflos hatte er mitansehen müssen, wie sein Team um „Magier“ Messi entzaubert wurde. Den Gang vor die Weltpresse hätte sich Maradona gern erspart. Zu tief saß der Schmerz über den Knockout. „Es war ein Schlag wie von Muhammad Ali. Das ist die härteste Niederlage meines Lebens“, meinte Maradona.

Messi: Väterlicher Trost von Trainer hilft nicht

Wieder einmal entpuppten sich alle Hoffnungen der „Gauchos“ auf eine Fußball-Renaissance als Wunschdenken. Nach der Lehrstunde unter dem Tafelberg trug die ganze Nation Trauer. Der Versuch des zweimaligen Weltmeisters, sich bei den Deutschen für das Viertelfinal-Aus bei der WM 2006 zu revanchieren, scheiterte kläglich. Anders als in Berlin ging die „Albiceleste“ regelrecht unter. „Die Weltmeisterschaft von Maradona und Messi endete mit einer Tracht Prügel. Und wie die uns allen wehtut. Es wird Jahre dauern, das zu vergessen“, kommentierte die Zeitung „Olè“ am Sonntag. Selbst Superstar Messi blieb im Duell mit dem übermächtigen Gegner weit unter seinen Möglichkeiten. Bei seinen Dribblings lief er sich wiederholt in der deutschen Deckung fest, seinen Schüssen mangelte es altbekannter Präzision. Auch der fast väterliche Trost von Maradona, der den Weltfußballer nach dem Schlusspfiff umarmte und küsste, spendete kaum Trost. Voller Frust und ohne einen Treffer verließ der Profi des FC Barcelona die große Bühne.

Messi weint in der Kabine

Geniale WM-Momente, für die Maradona noch heute weltweit verehrt wird, blieben seinem vermeintlichen Nachfolger Messi in Südafrika trotz einer ansprechenden Gesamtleistung verwehrt. Erst in der Kabine ließ der Ballkünstler seinen Gefühlen freien Lauf und weinte. Auch Messis Teamkollegen verstanden die Fußball-Welt nicht mehr. Nach vier Siegen in vier Spielen und 10:2 Toren wähnten sie sich auf dem Weg zum dritten WM-Triumph. Doch das frühe Gegentor in der 3. Minute zerstörte jegliches Selbstvertrauen. „Wenn ich heute mit dem Fußballspielen aufhören könnte, würde ich es tun“, sagte Kapitän Javier Mascherano.

Zorn der Presse: "Chaotische Taktik"

Den Zorn der heimischen Presse aber bekam vor allem Maradona zu spüren. Unwirsch reagierte der Coach, der ohnehin mit einigen Journalisten in Argentinien auf Kriegsfuß steht, auf erste kritische Fragen unmittelbar nach dem Schlusspfiff. „Macht mir keine Vorwürfe. Ich habe keine Fehler gemacht“, befand er. Angesichts des großen öffentlichen Unmuts erscheint es sehr fraglich, dass seine bisher 20-monatige Amtszeit weitergeht, in der Maradona über 100 Spieler in den Kader berief. Zumal 2014 die WM im Land des argentinischen Erzrivalen Brasilien ansteht. Noch ein Scheitern und im Tango-Land würde wohl nur noch Trauermusik gespielt. Das Blatt „Clarín“ monierte bereits die „chaotische Taktik“ und klagte: „Den Einzug ins Halbfinale schafften deshalb auch nur die, die als einzige auf dem Platz wirklich eine Mannschaft bildeten.“ Noch heftiger wetterte „Olè“: „20 Jahre, ohne unter die besten vier zu kommen. Und nun eine der schlimmsten Niederlagen der Geschichte.“ dpa-Notizblock