Die Stuttgarter Architektin Liza Heilmeyer Foto: Andreas Labes

Die Stuttgarter Architektin Liza Heilmeyer hat als erste Frau den Vorsitz des Bundes Deutscher Architekten Baden-Württemberg (BDA). Beim diesjährigen Architekturnovember, der aufgrund der Corona-Pandemie anders als gewohnt ausfällt, lautet in Stuttgart die Devise: Wir gehen auf die Straße!

Stuttgart - Kaltstarts scheinen ihr zu liegen: Die Mitglieder des Bundes Deutscher Architekten Baden-Württemberg (BDA) haben die Stuttgarter Architektin Liza Heilmeyer am vergangenen Freitag einstimmig zu ihrer neuen Vorsitzenden gewählt. Heilmeyer löst Alexander Vohl ab, der das Amt sechs Jahre inne hatte und nicht mehr kandidierte. Es sei ihr erstes Amt im BDA, sagt die 45-Jährige; damit ist ihre Amtsübernahme eine doppelte Premiere: Liza Heilmeyer ist auch die erste Frau, die dem baden-württembergischen Landesverband freier Architekten vorsitzt. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist der Stuttgarter Architekt Thomas Steimle.

Von Null auf Hundert – so begann auch das Architekturbüro Birk und Heilmeyer, das die gebürtige Freiburgerin und Stephan Birk 2005 als frisch an der Universität Stuttgart diplomierte Architekten gründeten, nachdem sie mit ihrem Entwurf für ein Firmen-Parkhaus aus einem Absolventenwettbewerb siegreich hervorgegangen waren. Ihre Parkpalette in Coesfeld-Lette wurde gleich mehrfach und hochkarätig ausgezeichnet und begründete den Ruf des entwurfsstarken Büros. 2009 wurde Liza Heilmeyer, wie auch ihr Ehemann Stephan Birk, in den Landes-BDA berufen; seit 2012 ist Martin Frenzel weiterer Büropartner von Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten.

Debatten voranbringen

Der Moment für das BDA-Amt sei passend gewesen, sagt Liza Heilmeyer; „als mein Vorgänger bei mir angefragt hatte, ob ich mir das vorstellen könnte, hatte ich mir schon vorgenommen gehabt, mehr über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und mich mehr zu engagieren“.

Sie sieht die Aufgabe des BDA darin, sich „konstruktiv in gesellschaftliche Debatten um die gebaute Umwelt“, etwa zu Stadtplanung oder Bodenpolitik, einzubringen. Zudem wolle sie einer breiteren Öffentlichkeit den „Wert von ganzheitlicher Planung“ vermitteln, sagt sie; dabei stünden Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung genauso im Fokus wie eine „hochwertige Gestaltung“, da diese auch zum Werterhalt des Gebauten beitrage.

Der Architekturnovember geht auf die Straße

Als Element der Architekturvermittlung ist auch der von ihr mitkonzipierte Beitrag zur diesjährigen Ausgabe des Architekturnovembers des Landes-BDA zu verstehen. Aus der Suche nach einem Corona-konformen Format anstelle des üblichen Mixes aus Werkvorträgen, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen ist in Stuttgart die Veranstaltung „Let’s Take a Walk“ hervorgegangen: Am 15. November finden am Sonntagnachmittag parallel vier Spaziergänge durch die Landeshauptstadt statt. Die Corona-Krise habe viele Menschen dazu gebracht, sich intensiver mit ihrer Stadt auseinanderzusetzen, dieses Momentum wolle man nutzen, so Heilmeyer.

Die Touren führen etwa auf die Kulturmeile (mit dem Architekten Arno Lederer) und in die Königstraße (mit dem Architekten Markus Allmann); Liza Heilmeyer übernimmt eine Route, die unter anderem das Olga-Areal zum Ziel hat.

Ein Schlussakt vor dem Haus der Geschichte bietet eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse sowie Musik und Fassadenprojektionen. Für die „Let’s Take a Walk“-Spaziergänge ist eine Anmeldung erforderlich. Details sowie das gesamte Architekturnovember-Programm, das neben dem BDA auch Architekturfakultäten, Galerien und Kulturinstitutionen bestücken, finden sich unter www.architekturnovember.de.