„Baumeister der Demokratie“: Günter Behnisch (1922-2010) Foto: Behnisch & Partner/ Christian Kandzia

Zum 100. Geburtstag des berühmten Stuttgarter Architekten Günter Behnisch (1922-2010): Ende Juli eröffnet in der Königstraße 1c in Stuttgart die Ausstellung „Bauen für eine offene Gesellschaft – Günter Behnisch 100“.

Wie übersetzt man Demokratie in Architektur, wie überführt man freiheitliches, demokratisches, humanes Denken in Gebautes? Dem Stuttgarter Architekten Günter Behnisch (1922-2010) ist es wie kaum einem anderen gelungen, überzeugende Antworten auf diese Fragen zu finden. Olympiapark München 1972, Plenarsaal Bonn 1992 sowie mehr als siebzig innovative Schulbauten: Sein in den Nachkriegsjahrzehnten entstandenes Werk steht für ein neues demokratisches Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig verhalfen die Behnisch-Bauten Baden-Württemberg wie auch der Landeshauptstadt Stuttgart zu mehr Strahlkraft.

Eröffnung fürs Publikum am 27. Juli

Am 12. Juni 2022 wäre Günter Behnisch hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigen die Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) das Südwestdeutsche Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) am KIT Karlsruhe sowie das von Günter Behnischs Sohn Stefan Behnisch mitgeführte Büro Behnisch Architekten in Stuttgart von 27. Juli bis 3. Oktober die Ausstellung „Bauen für eine offene Gesellschaft – Günter Behnisch 100“, die Leben und Werk Behnischs beleuchtet.

Blaupause für ein Zentrum Baukultur

Zu sehen sein wird die Schau in der Königstraße 1c in Stuttgart, einem Bestandsgebäude an der Theaterpassage in der Verbindung zum Schlossgarten gelegen. Die Ausstellungsebene wird dafür auf den Rohbau zurückgebaut und in der Art eines „Pop up“ als Ausstellungsraum ertüchtigt. Die Architektenkammer Baden-Württemberg sieht die Behnisch-Ausstellung damit als Blaupause für das schon seit langem von ihr geforderten Zentrum oder Forum für Baukultur in Baden-Württemberg, das am gleichen Ort entstehen soll.

Auf der 1300 Quadratmeter großen Fläche des ehemaligen Kaufhauses Karstadt Sport werden Architekturmodelle, Filmsequenzen, Planskizzen sowie Zeitdokumente präsentiert. Die Ausstellung schöpfe dabei aus dem umfangreichen „Werkarchiv Günter Behnisch & Partner“, das dem saai als Schenkung übergeben wurde, teilt die Architektenkammer mit.

Ganze Bandbreite seines Schaffens

In sechs Kapiteln werden die wichtigsten Thesen der Entwurfsarbeit der oft als „Baumeister der Demokratie“ titulierten Architektenlegende nachgezeichnet, heißt es in der Mitteilung. Die ausgewählten Projekte sollen, in den jeweiligen zeithistorischen Kontext eingebettet, die ganze Bandbreite seines Schaffens abbilden: von Günter Behnischs Anfängen in Stuttgart, wo er viele Schulgebäude auch in Typenfertigung entwarf, über die Bauten für die XX. Olympischen Spiele in München 1972 bis hin zur Auflösung von Ordnungen zugunsten offener, hierarchiefreier Entwürfe. Die Kontroversen um die Postmoderne oder um restaurative Tendenzen, in denen Behnisch klare Haltungen vertrat, würden ebenfalls thematisiert.

„ #guenterbehnisch100“

Das Land Baden-Württemberg habe sich aufgemacht, dem Sektor Planen, Bauen und Wohnen die ihm zustehende Relevanz einzuräumen, so die Architektenkammer. Kammerpräsident Markus Müller wie auch Carmen Mundorff, die das Projektmanagement für die Ausstellung innehat, werten die geplante die Schau mit dem Untertitel „ #guenterbehnisch100“ dabei als einen wichtigen Baustein, der dazu beitrage, Themen der Baukultur in die Gesellschaft hineinzutragen.

Die Baden-Württemberg-Stiftung unterstützt die Jubiläumsausstellung mit 905 000 Euro, ebenso die LBBW Immobilien, die Eigentümerin des Gebäudes in der unteren Königstraße ist.

Termin

Ausstellung
„Bauen für eine offene Gesellschaft – Günter Behnisch 100“. Königstraße 1c (ehedem Karstadt Sport). 27. Juli – 3. Oktober. Geöffnet Montag bis Samstag 10-20 Uhr, Sonn- und Feiertag 15-19 Uhr. Eintritt frei.

Architektenkammer
Im Haus der Architektinnen und Architekten in der Danneckerstraße 54, in dem die Architektenkammer Baden-Württemberg ihren Sitz hat, gibt es seit wenigen Wochen einen „Saal Behnisch“. Mit der Neubenennung wolle man den Architekten Günter Behnisch, der viele Jahre Mitglied der AKBW war, sichtbar würdigen für sein die Bundesrepublik wie auch Baden-Württemberg prägendes Schaffen.

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