I. M. Pei hat weltweit renommierte Bauten errichtet Foto: dpa

Der vielseitige, weltberühmte Architekt I. M. Pei ist tot. Einer seiner Söhne, Li Chung Pei, teilte mit, der Schöpfer der Louvre-Pyramide sei verstorben. Pei wurde 102 Jahre alt.

New York - Der vielseitige, weltberühmte Architekt I. M. Pei ist tot. Das teilte ein Sprecher von Peis Architekturbüro Pei Cobb Freed & Partners in New York am Donnerstag mit. Einer seiner Söhne, Li Chung Pei, sagte der „New York Times“, der Schöpfer der Louvre-Pyramide sei über Nacht verstorben. Pei wurde 102 Jahre alt.

Die Bauten von I. M. Pei bestachen durch Eleganz, ausladende geometrische Formen und großzügige Flächen. Bezeichnende Bauwerke sind die Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland (Ohio), die National Gallery of Art in Washington, D.C., das Hochhaus aus Stahl und Glas der Bank of China in Hongkong und das Fragrant Hill Hotel bei Peking. Für Berlin entwarf er den Ausstellungsbau des Deutschen Historischen Museums.

Auch in Deutschland aktiv

Zu seinen letzten Großprojekten gehörten Entwürfe des 2008 eröffneten Museums für Islamische Kunst im Emirat Katar und eines Forschungszentrums in Macau, das 2009 seine Pforten öffnete. Seine Projekte, ihre Nutzung und die Verbindung zu ihrer Umgebung studierte Pei akribisch. Er interessierte sich ebenfalls für Architektur als Kunstform, und den Effekt, den er kreieren konnte.

„Zum einen ist mein Ziel immer, Menschen in einem Raum Freude zu bereiten“, sagte er mal. „Aber ich glaube auch, Architektur kann ein Niveau erreichen, auf dem sie Menschen dahingehend beeinflusst, mehr aus ihrem Leben machen zu wollen. Das ist die Herausforderung, die ich am spannendsten finde.“

Seine Karriere begann in den späten 1940er Jahren und dauerte bis ins neue Jahrtausend. Geboren wurde Ieoh Ming Pei am 26. April 1917 im südchinesischen Guangzhou als Bankierssohn. Um was es bei Architektur tatsächlich gehe, habe er in China nicht gewusst, erinnerte er sich später. „Damals gab es keinen Unterschied zwischen einem Architekten, einem Bauarbeiter, oder einem Ingenieur.“

Etliche Jahre seiner Schulzeit verbrachte Pei in Shanghai, wo er sich vom Bauboom inspirieren ließ. 1935 zog er in die USA, um Architektur am Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University zu studieren. Ursprünglich hatte er vor, nach dem Abschluss in seine Heimat zurückzukehren. Doch der Zweite Weltkrieg und die Chinesische Revolution vereitelten die Pläne.

In den USA verlegte sich Pei zunächst auf Entwürfe zu Bürogebäuden, Sozialwohnungen und Gebäude für unterschiedliche Zwecke. Schon bald umfasste sein Portfolio internationale Museen, Verwaltungsgebäude und Hotels. Der Durchbruch gelang ihm 1964, als er den Zuschlag für die Konzeption der Präsidentenbibliothek und des Museums von John F. Kennedy in Boston erhielt. Dabei stach er bekannte Architekten wie Louis Kahn und Ludwig Mies van der Rohe aus. Damals erklärte Kennedys Witwe Jacqueline zwar, dass alle Kandidaten ausgezeichnet seien. „Aber Pei! Er liebt es, wenn Dinge schön sind“. Der Architekt und Jacqueline Kennedy wurden Freunde.

Der schmächtige Pei war für sein unprätentiöses Auftreten bekannt, genoss aber einen Ruf als geschickter Diplomat, der seine Kunden zu großzügigen Investitionen in seine Mega-Projekte zu überreden wusste.

Auseinandersetzungen über den Louvre

Zu seinem ebenso bekanntesten wie umstrittensten Werk gehört die 22 Meter hohe Glaspyramide im Innenhof des Louvre in Paris. Der damalige französische Präsident François Mitterrand betraute Pei im Jahr 1984 höchstpersönlich mit der Renovierung des verfallenen, überlaufenen Kunstmuseums und erntete für die Entscheidung massive Kritik. Viele Franzosen wehrten sich vehement gegen jegliche Änderungen an ihrem Kultursymbol, das im Mittelalter eine Festung und später ein Palast war. Einige kamen zudem nicht darüber hinweg, dass Pei - ein Ausländer - den Zuschlag erhielt.

Mitterrand und seine Unterstützer setzten sich durch, die Pyramide wurde 1989 fertiggestellt. „Über die Jahrhunderte war der Louvre gewaltsamem Wandel ausgesetzt“, sagte Pei über seine Berufung. „Der Zeitpunkt musste stimmen. Ich war zuversichtlich, weil der Zeitpunkt der Richtige war.“

1988 ehrte ihn der damalige US-Präsident Ronald Reagan mit der National Medal of Arts, der bedeutendsten Auszeichnung, die durch den US-Kongress an Künstler vergeben wird. Präsident George H. W. Bush verlieh ihm 1992 die Medal of Freedom, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.

Peis Frau Eileen starb 2014. Sohn T’ing Chung 2003. Pei hinterlässt neben seinem Sohn Li Chung Tochter Liane.