Minijobber sind bei den um Flexibilität bemühten Firmen begehrt. Foto: dpa

Immer mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte haben noch einen Nebenverdienst. Bundesweit wuchs die Zahl der Minijobber im Nebenjob von 2004 bis 2015 um gut 77 Prozent – für linke Sozialpolitiker ein Beweis, dass Arbeit oft nicht mehr die Existenz absichert.

Stuttgart - Die Motive sind unterschiedlich, doch zeigen die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) deutlich, dass immer sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Nebenverdienst beanspruchen. Bundesweit wuchs die Zahl der Minijobber im Nebenjob von 1,397 Millionen im Jahr 2004 auf 2,479 Millionen Ende vorigen Jahres (Stichtag 30. Juni). Das ist ein Zuwachs von 77,4 Prozent. Frauen haben daran mit 56 Prozent (Tendenz steigend) einen größeren Anteil als Männer.

Ähnlich das Bild in Baden-Württemberg: hier stieg der Wert von 262 000 (2004) auf 455 223 (2015) Nebenjobber – was einem Zuwachs von 74 Prozent entspricht. Auch im Südwesten sind die Männer mit 45 Prozent unterrepräsentiert.

Viel Zwang – wenig Freiwilligkeit?

Somit hat jeder zwölfte sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer (8,1 Prozent) in Deutschland eine Nebentätigkeit. In Auftrag gegeben hatte diese Auswertung die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann. „Die Allermeisten nehmen einen Zweitjob aus finanzieller Not auf und nicht freiwillig, wie manche das behaupten“, betont sie. Die massive Zunahme von Zweitjobs sei ein dringendes Alarmzeichen, dass die Qualität der Beschäftigungsmöglichkeiten weiter abnehme. Um der weiteren Prekarisierung des Arbeitsmarktes Einhalt zu gebieten, sei ein Bündel von Maßnahmen nötig. So müsse Niedriglohnbeschäftigung in Form von Leiharbeit und Werkverträgen unterbunden werden. Auch ein höherer gesetzlicher Mindestlohn als der für 2017 angepeilte Wert von 8,84 Euro pro Stunde gehöre dazu, weil dieser bei Vollzeitarbeit kaum zum Leben reiche.