Ein Kopfkissen voller Geld Foto: Fotolia/Tobias Kaltenbach

Die Mitarbeiter im Jobcenter kennen ihr Klientel, Missbrauch ist selten - und wird meist entdeckt.

Stuttgart - Wachsender Missbrauch bei Hartz IV, der Empfänger von Arbeitslosengeld II als Drückeberger, Faulenzer und potenzieller Abzocker - das ist ein Stoff, der die Gemüter in Deutschland immer wieder erregt. Doch wie sieht die Realität in Jobcentern und vor Gericht tatsächlich aus?

 Hans Maier fühlt sich unwohl. Er rutscht auf dem Stuhl hin und her, schiebt sich die Brille hoch ins Gesicht. Das braune Cord-Jackett, das sonst so lässig sitzt, scheint ihm plötzlich zu eng, zu warm. Auf Maiers Stirn perlen Schweißtröpfchen. "Ich wollte den Staat nicht betrügen", sagt der 61-Jährige auf der Anklagebank.

Hans Maier (Name geändert) ist Künstler. Wenn es gut läuft, lebt er vom Verkauf seiner Bilder. Wenn es schlecht läuft, gibt er Kunstunterricht an Schulen im Großraum Stuttgart. Aber auch da ist er nicht immer gefragt. 2006 beantragt Maier erstmals ArbeitslosengeldII: Rund 750 Euro im Monat zahlt ihm das Jobcenter Stuttgart für seine Wohnung und zur Existenzsicherung.

2008 findet Maier eine neue Anstellung: 1000 Euro brutto im Monat zahlt ihm das Gymnasium für 15 Wochenstunden Unterricht. Dem Jobcenter verschweigt Maier die neue Geldquelle. Er kassiert doppelt. Bis der Betrug auffliegt, zockt er von Staat und Steuerzahler gut 4000 Euro ab. Deshalb sitzt Maier vor dem Amtsgericht Stuttgart. "Ich habe einen Fehler gemacht, aber das war keine Absicht", beteuert er.