Das Flüchtlingsrettungsschiff „Aquarius“ fuhr bislang unter panamaischer Flagge. Doch der Staat in Mittelamerika entzieht den Rettern diese. Foto: AP

Die Besatzung des Flüchtlingsrettungsschiffes „Aquarius“ steht vor einem Problem. Panama entzieht ihnen die Flagge, unter der sie bisher fuhren. Die Retter fordern, dass Deutschland jetzt ein Zeichen setzt.

Bremen - Der deutsche Eigner des Flüchtlingsrettungsschiffes „Aquarius“ hat Italien vorgeworfen, den Flaggenentzug für das Schiff mit starkem politischen Druck durchgesetzt zu haben. Rom habe den Flaggenstaat Panama dazu gedrängt, die Registrierung der „Aquarius“ zu streichen, kritisierte der Geschäftsführer der Bremer Reederei Jasmund Shipping, Christoph Hempel, am Montag bei einer Pressekonferenz in Bremen. Würde Panama dem nicht nachkommen, so die Drohung, dürften Schiffe unter panamaischer Flagge generell nicht mehr in italienische Häfen einlaufen.

Verhandlungen mit Schweiz, Luxemburg und Venezuela

Das von der Hilfsorganisation SOS Méditerranée gecharterte und mit dem Verein „Ärzte ohne Grenzen“ betriebene Schiff liegt derzeit unter panamaischer Flagge in Mar seille. Die Streichung aus dem Register des mittelamerikanischen Landes sei aber definitiv, sagte Hempel. Wann genau die Entscheidung vollzogen wird, steht noch nicht fest. „Ich denke, ich habe noch eine Woche.“ Es sei bereits in den Parlamenten der Schweiz, in Luxemburg sowie in Venezuela über die Möglichkeit einer Flaggenvergabe gesprochen worden.

„Ohne Flagge könnten wir nicht retten“, betonte Jana Ciernioch, Sprecherin von SOS Méditerranée Deutschland. „Wir sind derzeit komplett handlungsunfähig.“ Seit Anfang 2016 habe die 77 Meter lange „Aquarius“ knapp 30 000 Menschen aus dem Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettet. Die deutsche Regierung müsse sich konkret für eine neue Flagge einsetzen. „Die Bundesregierung hat eine klare Verantwortung, sich zu positionieren, was sie bisher wenig bis gar nicht getan hat“, bemängelte Ciernioch.