Carsten Wagner führt mehrere Apotheken in Filderstadt. Foto: Caroline Holowiecki

Handdesinfektionsmittel sind aktuell wegen der Corona-Pandemie ein rares Gut. Ein Apotheker in Filderstadt stellt die begehrte Ware nun selbst her – um den Druck herauszunehmen. Hier berichtet er aus seinem Alltag.

Filderstadt - Desinfektionsmittel sind wegen der Corona-Krise bekanntlich bundesweit vergriffen. Die Bundesstelle für Chemikalien hat deswegen Anfang März eine befristete Allgemeinverfügung erlassen, die es Apotheken erleichtert, eigene Mittel zur hygienischen Handdesinfektion herzustellen. Carsten Wagner, Jahrgang 1968, führt gemeinsam mit seiner Frau die Apotheken Bonländer Tor sowie drei weitere Filialen in der Gemeinde Filderstadt, und auch er und sein Team produzieren die derzeit höchst begehrten Flüssigkeiten. Wie viel ist pro Tag machbar? Das erklärt Carsten Wagner im Interview.

Herr Wagner, wie kommt es, dass Sie in Ihrer Apotheke selbst Desinfektionsmittel herstellen?

Rezepturen stellen wir schon immer her, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Diesen Versorgungsauftrag nehmen wir ethisch sehr ernst. Desinfektionsmittel stellen wir bereits seit Beginn der Corona-Krise her. Dass es kein Desinfektionsmittel in Deutschland mehr gibt, das habe ich so in meiner Dienstzeit noch nie erlebt.

Wie viel schaffen Sie und Ihre Mitarbeiter pro Tag?

Wir gehen aktuell zeitlich und auch bei der körperlichen Belastung an unsere Grenzen. Neulich haben wir zum Beispiel etwa 75 Liter hergestellt. Seit Beginn der Corona-Krise waren es über 500 Liter. Das gibt viele Flaschen. Wir verkaufen sie in unseren vier Apotheken in Filderstadt. Darüber hinaus versorgen wir Praxen und Altersheime, auch Firmen. Bis jetzt können wir, Gott sei Dank, liefern. Ein Problem ist allerdings, dass wir die Rohstoffe nicht in dem Maß kriegen, wie wir sie brauchen. Gestern ist der Fahrer im Südschwarzwald gewesen, um Alkohol zu kaufen, und in Ravensburg hat er heute Isopropanol geholt. Man muss schon etwas improvisieren – und seinen Optimismus behalten.

Was wird in Ihren Apotheken noch nachgefragt?

Natürlich auch die normale medizinische Versorgung. Ein Mangelgut in Heimen und in der Pflege sind die Masken. Die Versorgung mit Mundschutz ist weiterhin ein Problem. Masken bieten wir auch an, aber da ist es noch schwieriger mit dem Nachschub. Wir sind glücklicherweise aber noch zumindest eingeschränkt lieferfähig.