Walter Rupff in seinem Tierkrematorium in Remseck. Foto: Frank Eppler

Die Nachbarn fürchten Lärm und Schadstoffe: In Korb im Rems-Murr-Kreis sollen in einem Gewerbegebiet Haustiere eingeäschert werden. Anwohner protestierten, doch das Landratsamt hat dem künftigen Betreiber bereits die Genehmigung erteilt.

Korb - Das umstrittene Tierkrematorium in Korb darf gebaut werden: Kürzlich hat das Landratsamt dem künftigen Betreiber Walter Rupff die immissionsschutzrechtliche Genehmigung dazu erteilt. Immer mehr Heimtierbesitzer entschieden sich für eine Einäscherung im Tierkrematorium, anstatt das geliebte Wesen nach dessen Tod in der Tierkörperbeseitigungsstelle abzugeben, schildert Rupff seine Beobachtungen. „Der Bedarf nimmt weiter zu.“ Deshalb will er mit seiner Tieba AG, mit der er bereits ein Tierkrematorium in Remseck (Kreis Ludwigsburg) betreibt, ein weiteres in Korb in Betrieb nehmen.

Angst vor Lärm und Schadstoffen

Lange habe man gesucht und schließlich ein geeignetes Gebäude im Gewerbegebiet Unteres Gewässer in Korb gefunden. „Das hat sich so ergeben. Wir wären auch woanders hin, wenn wir etwas gefunden hätten“, sagt Rupff. Wichtig sei die Nähe zum Großraum Stuttgart. Nach eigenen Angaben betreibt er das einzige Tierkrematorium in der Region.

Gegen die Pläne von Tieba regte sich unter den Anwohnern in Korb seit Längerem Widerstand – daran hat die Entscheidung des Landratsamtes nichts geändert. „Es bestürzt uns, dass alles durchgewinkt wurde, ohne unsere Einsprüche ernstzunehmen“, sagt Ruth Messer, die der Initiative gegen das Tierkrematorium angehört. Sie und ihre Mitstreiter befürchten neben Lärm vor allem Geruchsbelästigung und Schadstoffe. „Es gibt bei jeder Verbrennung Dinge, die in die Luft müssen“, sagt sie.

Verbrannt werden nur Haustiere

„Es wird keine Gerüche geben. In den Abgasen sind keine biologischen Stoffe mehr“, betont Walter Rupff. In der sogenannten Nachbrennkammer würden die Abgase für mindestens zwei Sekunden bei 850 Grad behandelt. „Das ist eine Vorgabe, die gemessen und geprüft wird. Die muss eingehalten werden, sonst wird die Anlage stillgelegt“, erklärt Rupff. Auch Belästigungen durch Verkehrslärm entstünden keine: „Da fahren keine Lkw vor.“ Schließlich handle es sich bei den Tieren um Haustiere, maximal 120 Kilogramm könne die Anlage pro Stunde verbrennen. „Im Schnitt werden 20 bis 30 Tiere am Tag eingeäschert, darunter auch sehr kleine wie Hamster oder Meerschweinchen“, sagt Walter Rupff.

Doch für Ruth Messer geht es auch um die psychologische Wirkung. Diese sei immens: „Wer will denn noch draußen auf der Terrasse essen, wenn nebenan Tiere verbrannt werden? Das kann einfach nicht sein“, findet sie. „Wir werden völlig unauffällig arbeiten“, versichert hingegen Walter Rupff. Ähnlich sieht das auch das Landratsamt. Man habe die Einwendungen der Anwohner zurückgewiesen beziehungsweise in entsprechende Auflagen einfließen lassen, teilt die Behörde mit. So müsse etwa die Mündung des Schornsteins mit 16 Metern über Grund 0,7 Meter höher liegen als ursprünglich geplant. Zusätzlich müsse er so gebaut sein, dass er bei Bedarf nochmal erhöht werden kann.

Das Gebiet ist ein Gewerbegebiet

Und noch etwas stellt das Landratsamt klar: „Es handelt sich um ein Gebiet mit etwa 153 Wohneinheiten, denen zugleich etwa 70 Gewerbeanmeldungen gegenüberstehen. Eine Umstufung zu einem Mischgebiet wurde durch den Gemeinderat abgelehnt. Somit handelt es sich planerisch und faktisch um ein Gewerbegebiet.“ Wenn das Tierkrematorium nicht im Gewerbegebiet gebaut werden könne, wo dann, fragt sich Rupff. „Hier wohnen viele Kleinunternehmer ganz legal mit ihren Familien“, betont hingegen Ruth Messer. Es empört sie, „dass man so einen Betrieb in ein bewohntes Gewerbegebiet setzen kann“. Die Initiative will daher weiterhin Widerspruch einlegen. Wie viele Menschen ihr derzeit angehören, ist nicht ganz klar. „Wir sind eine offene Initiative“, sagt Ruth Messer.

Das Landratsamt bestätigt, dass bereits mehrere Widersprüche gegen das Tierkrematorium eingegangen sind. Die Frist laufe noch.