Die 3. Liga wird auch in der kommenden Saison eingleisig bleiben. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der Außerordentliche Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat grünes Licht für den Saison-Neustart der 3. Liga gegeben. Der Streit ist damit aber wohl nicht vorbei.

Frankfurt - Fritz Keller war sichtlich nervös. Immer wieder musste der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Versprecher korrigieren, ständiges Räuspern ließ Unsicherheit erkennen. Erleichterung kam erst auf, nachdem die Koalition der Willigen den Schlussmachern eine Abfuhr erteilt und den Weg für den Neustart der Drittligasaison am Samstag geebnet hatte. Beim Außerordentlichen Bundestag votierten 94,9 Prozent der 253 stimmberechtigten Delegierten für eine Fortsetzung der Spielzeit und gegen einen Abbruch oder eine Neugestaltung der Liga als Folge der Coronakrise.

Damit hat die DFB-Spitze am Montag nach nur drei Stunden den Machtkampf mit einigen Klubs und ihren Unterstützern aus den Landesverbänden gewonnen - aber wohl nur vorerst. Dem Verband drohen nun juristische Auseinandersetzungen - auch wenn DFB-Präsident Fritz Keller auf Einsicht hofft. „Ich rufe alle dazu auf, die Kompromisse als Demokraten mitzutragen und zu respektieren“, sagte Keller beim ersten virtuellen Bundestag in der Verbandsgeschichte, den er mit dem Präsidialausschuss aus einer Halle in Meckenheim bei Bonn leitete: „Das klare Votum zeigt, dass nicht immer die Lautesten Recht bekommen.“

Keller appelliert an Vereine

Schon in der vergangenen Woche hatte der DFB gegen den Widerstand einzelner Vereine, Verbände und Landesregierungen den Wiederbeginn der seit Mitte März unterbrochenen Drittligasaison mit Geisterspielen beschlossen. Daraufhin hagelte es erneut Kritik von einigen Klubchefs sowie Teilen der Politik, die in Thüringen und Sachsen-Anhalt noch nicht die Voraussetzungen für einen Saison-Neustart geschaffen hat. Sogar Klagen stehen im Raum.

„Ich fordere noch einmal alle auf, jetzt an einem Strang zu ziehen - um den Fußball in diesem Land zu retten“, sagte Keller: „Ich appelliere an alle, keine Tricks mehr anzuwenden und die Verweigerungshaltung aufzugeben.“

Der Streit lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren: Auf der einen Seite machen einige Vereine geltend, dass sie aus verschiedenen Gründen nicht weiterspielen können. Auf der anderen Seite vermutet der DFB, dass diese Klubs aufgrund eigener Interessen nicht weiterspielen wollen.

DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat keinerlei Verständnis für diese Auseinandersetzung. „Dieses unwürdige Schauspiel ist nicht länger hinzunehmen. Der DFB ist kein Spielball einiger Weniger, die untereinander zerstritten sind. Der Egoismus und die Interessen Einzelner helfen uns keinen Schritt weiter“, äußerte der Jurist, der allerdings nicht von einem endgültigen Ende des Streits ausgeht: „Ich befürchte, dass die Anwälte der Unterlegenen sich umgehend auf den Weg zu den Gerichten machen werden.“

Zweigleisige 3. Liga wird abgelehnt

Den Plänen der Abbruch-Befürworter erteilten die Delegierten erst einmal eine Absage. Ein Saisonende ohne Absteiger wollten die Landesverbände Sachsen und Sachsen-Anhalt erwirken. Auch der Antrag des saarländischen Verbandes, wonach die 3. Liga ohne Absteiger in der kommenden Saison zweigleisig (Nord- und Südstaffel) mit jeweils 18 Mannschaften ausgetragen werden soll, wurde abgelehnt.

Beschlossen wurden die Pläne der DFB-Gremien: Die Saison wird fortgesetzt, auch Ansetzungen innerhalb von 72 Stunden sind möglich. Der DFB-Vorstand wurde dazu ermächtigt, über einen möglichen Saison-Abbruch sowie die daraus resultierende Auf- und Abstiegsregelung zu entscheiden. Die Entscheidungsträger sind nicht für die Auswirkungen ihrer Beschlüsse während der Pandemie haftbar. Zudem wurde grünes Licht für die Einrichtung der „Taskforce wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ und die Fortsetzung der Frauen-Bundesliga gegeben.

Ein düsteres Bild mit Blick auf die Finanzen zeichnete Schatzmeister Stephan Osnabrügge, der die Coronakrise als „potenziell existenzbedrohend“ bezeichnete. Im schlimmsten Fall würde der DFB bis zum Jahresende 96,5 Millionen Euro weniger als geplant einnehmen. Bei diesem Szenario stünde ein Minus von 77 Millionen Euro zu Buche. 13,8 Millionen Euro davon wären nicht durch Rücklagen gedeckt. Aufgrund des vorhandenen Eigenkapitals wäre der Verband allerdings nicht pleite. Nur wenn wieder Länderspiele ausgetragen werden können, würde sich die Lage entspannen.