Winfried Hermann hat sich hinter das Steuer des Simulators gesetzt und getestet, wie sich Alkoholgenuss auf die Fahrtüchtigkeit auswirken würde.Winfried Hermann hat sich hinter das Steuer des Simulators gesetzt und probiert, wie sich Alkoholgenuss auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt. Foto: Bernd Zeyer

Verkehrsminister Winfried Hermann hat die Robert-Bosch-Schule besucht, um ein Anti-Alkohol-Projekt zu starten.

Zuffenhausen - Mir ist ziemlich schlecht“, sagt Winfried Hermann, während er sich ein wenig unsicher aus dem Fahrersitz schält. Der baden-württembergische Verkehrsminister hat gerade hinter dem Lenkrad eines Fahrsimulators gesessen, die Bilanz ist durchwachsen: In knapp sechs Minuten hat er drei Unfälle gebaut und ist zwei Mal zu schnell gefahren. Allerdings war er dabei nicht ganz nüchtern. Was natürlich nicht bedeutet, dass Hermann zuvor das eine oder andere Bierchen gekippt hat. Tunnelblick, verzögerte Reaktion und schwammige Lenkung sind nicht auf Alkoholgenuss zurückzuführen, sondern auf den Simulator, der am Mittwoch in der Robert-Bosch-Schule aufgebaut ist.

Don’t drink and drive

„Don’t drink and drive“, so lautet das Motto der Kampagne, die es seit 1993 gibt. Für das Jahr 2014 ist ein neues Konzept entwickelt worden: Im Mai und Juni werden landesweit sieben Berufsschulen, bei denen der Schwerpunkt auf Auto und Technik liegt, mit einem computergesteuerten Fahrsimulator besucht. Den Anfang macht die Zuffenhäuser Robert-Bosch-Schule. „Die Veranstaltung ist bei uns richtig angesiedelt“, sagt Schulleiter Frank Roskamp. Bei vielen seiner rund 1200 Schüler stelle sich vor allem an Wochenenden immer wieder die Frage, wer denn nun in die Disco oder in die Kneipe fahre. Und Alkohol ohne Reue könne eben nur der genießen, der sich danach nicht hinters Lenkrad setze.

Gerade Schülerinnen und Schüler von Kfz-affinen Berufen, so der Grundgedanke hinter der Aktion, können eine Vorbildrolle im Freundeskreis übernehmen und sollen deshalb frühzeitig für das Thema Alkohol am Steuer sensibilisiert werden. Dabei soll nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet werden, sondern vielmehr auf Vernunft und eigene Erfahrung gesetzt werden. Neben dem Fahrsimulator gibt es deshalb noch Reaktionstests und Rauschbrillen, um den jungen Leuten vor Augen zu führen, was passiert, wenn man unter Alkoholeinfluss steht: Die Sehleistung vermindert sich, Geschwindigkeiten werden falsch eingeschätzt, Reaktionszeiten verlängern sich.

„Sicherheit steht vor Umsatzzahlen“

Träger der Kampagne „Don’t drink and drive“ sind die Spitzenverbände aus den Branchen Bier, Wein, Sekt und Spirituosen. Dies höre sich, das räumt Ralf-Peter Müller, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien, zunächst etwas seltsam an. Müller möchte diesen scheinbaren Widerspruch widerlegen. „Sicherheit steht vor Umsatzzahlen“, betont er bei der Pressekonferenz in der Robert-Bosch-Schule. Die Hersteller alkoholartiger Getränke seien sich durchaus ihrer Verantwortung bewusst. Die abnehmenden Unfallzahlen (siehe separater Kasten) würden die Macher der Aktion bestärken. Deshalb solle sie mindestens bis 2016 weiter gehen

Auf die Unfallzahlen geht auch Verkehrsminister Winfried Hermann, der Schirmherr der Aktion, ein. Nach überhöhter Geschwindigkeit seien Alkohol und Drogen die häufigsten Ursachen. Immerhin sei die Zahl im Jahr 2013 in Baden-Württemberg im Vergleich zu 2012 um 7,7 Prozent zurückgegangen. Dennoch wäre jeder einzelne Unfall einer zu viel und es müsse weiter aufgeklärt und auf Prävention gesetzt werden. Hermann betonte, dass die Landesregierung stark darauf setze, den öffentlichen Personennahverkehr weiter auszubauen, damit Jugendliche sich mit Bus oder Bahn auf den Weg in die Disco machen können.

Besonders oft sind junge Männer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren in Unfälle unter Alkoholeinfluss verwickelt. Zu dieser Altersgruppe gehört auch Sepp Wiegand. Der 23-Jährige ist ein international erfolgreicher Rallyefahrer und belegt momentan den dritten Platz bei der European Rallye Championship (ERC). Wiegand ist ebenfalls bei der Kampagne mit dabei. Zum Fahren, und zwar nicht nur im Motorsport, so erläutert er, brauche man eine Menge Konzentration. Und die habe man unter Alkoholeinfluss keinesfalls.