Auf die Moschee des Propheten in Medina hat es Medienberichten zufolge einen Anschlag gegeben. Foto: AP

Drei mutmaßliche Selbstmordanschläge an einem Tag in Saudi-Arabien, davon einer in Medina beim Grab des Propheten Mohamed. Nach dem schrecklichen Anschlag in Bagdad drängt sich eine beunruhigende Vermutung auf.

Riad - Vor der Moschee des Propheten in der saudiarabischen Stadt Medina, eine der heiligsten islamischen Stätten, hat sich am Montagabend ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Der in saudiarabischem Besitz befindliche Fernsehsender Al-Arabija zeigte Bilder mit Flammen auf einem Parkplatz und mindestens einem Toten. Der Sender berichtete, der Anschlag habe auf einem den Sicherheitskräften vorbehaltenen Parkplatz stattgefunden. Der Attentäter habe sich während des Fastenbrechens bei einem Gebäude der Sicherheitskräfte vor der Prophetenmoschee in Medina in die Luft gesprengt und vier Menschen mit in den Tod gerissen. Die Moschee ist nach Mekka die zweitheiligste Stätte des Islam.

Davor zündete ein Selbstmordattentäter in der mehrheitlich schiitischen Stadt Katif an der Golfküste in der Nähe einer Moschee einen Sprengsatz. Anwohner berichteten, nur der Attentäter sei ums Leben gekommen. Schon am Morgen hatte sich in der Hafenstadt Dschiddah am Roten Meer in unmittelbarer Nähe des US-Konsulats ein Attentäter in die Luft gesprengt. Dabei wurden zwei Menschen verletzt. Größere Schäden konnten offenbar verhindert werden, weil Sicherheitskräfte in der Nacht zum Montag auf den Mann aufmerksam geworden und eingeschritten seien, teilte das Innenministerium mit. Ob sich der Angriff gezielt gegen das Konsulat richten sollte, werde untersucht.

Immer wieder Gewalttaten gegen schiitische Minderheit

Niemand bekannte sich zunächst zu den Taten. Es wurde jedoch nicht ausgeschlossen, dass es sich um Taten der IS-Terrormiliz handeln könnte, die sich schon zu den verheerenden Anschlägen vergangene Woche auf den Flughafen in Istanbul und in der Nacht zu Sonntag in der irakischen Hauptstadt Bagdad bekannt hatte. Sollte es sich um eine Serie koordinierter IS-Anschläge handeln, wäre das ein beunruhigendes Signal für das erzkonservative ölreiche Königreich. Radikale Islamisten werfen der Führung des Landes wegen der Zusammenarbeit mit dem Westen Gotteslästerung vor.

Diplomatische Vertretungen der USA gelten in Saudi-Arabien als besonders anschlagsgefährdet. Im März vergangenen Jahres hatten die USA ihre Botschaft in Riad und die Konsulate in Dschiddah und Dhahran für mehrere Tage mit Verweis auf „Sicherheitserwägungen“ geschlossen.

In den vergangenen beiden Jahren gab es in dem sunnitischen Königreich zudem immer wieder Gewalttaten gegen Sicherheitsbeamte und gegen die schiitische Minderheit, zu denen sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte. IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi hat das saudiarabische Königshaus wiederholt der Tyrannei und des Abfalls vom Glauben bezichtigt und die Bürger aufgefordert, sich gegen die sunnitische Herrscherdynastie zu erheben.