Vor dem Gesetz verantworten, muss sich ein Pfleger, der seine Patienten angeblich absichtlich tötete. (Symbolbild) Foto: dpa/Arne Dedert

Bundesweit soll der Mann laut Anklage Menschen ermordet haben. Der Hilfspfleger soll Patienten vergiftet haben. Ein mutmaßlicher Mordversuch fand in Esslingen statt.

München - Ende November startet vor dem Landgericht München I der Prozess wegen sechsfachen Mordes gegen einen 37 Jahre alten Hilfspfleger. Das teilte das Gericht am Montag mit. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe seinen pflegebedürftigen Patienten Insulin gespritzt, obwohl sie das gar nicht brauchten. Die mutmaßlichen Tatorte ziehen sich quer durch Deutschland. Darunter sind auch Spaichingen (Kreis Tuttlingen) und Esslingen.

Sechs Menschen starben nach Angaben der Behörde, andere überlebten die Injektion nur, weil sie umgehend behandelt wurden. Sechs Morde, drei versuchte Morde, Raub, Diebstahl und Betrug werden dem Polen vorgeworfen. Er soll seine Patienten bestohlen haben. Die Anklage geht darum von Heimtücke, Habgier und niedrigen Beweggründen aus. Prozessauftakt ist der 26. November, das Gericht hat 39 Verhandlungstage angesetzt.

Die Ermittler waren aufmerksam geworden, als sie im Februar 2018 den Tod eines 87-Jährigen aus Ottobrunn bei München aufklären wollten. Bei der Obduktion hatten die Rechtsmediziner unter anderem eine frische Einstichstelle bemerkt. Laut Ermittlern wurde der Hilfspfleger zuerst als Zeuge vernommen, später wurden eine Spritze, Insulin und Wertgegenstände des Opfers bei ihm entdeckt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Angeklagter wohnte bei Patienten

Der Fall hatte bundesweites Aufsehen erregt, als die Ermittler ihren Verdacht publik machten. Der Mann war seit 2008 als ungelernte Pflegehilfskraft unter anderem in England und an 69 Orten in Deutschland tätig gewesen. Um seine Patienten rund um die Uhr zu betreuen, zog er bei ihnen ein.

Die Morde soll der Mann laut Anklage in den bayerischen Orten Ottobrunn, Eckenthal und Wiesenbronn ebenso wie in Hannover, im schleswig-holsteinischen Burg und in Spaichingen in Baden-Württemberg begangen haben. Versuchte Morde werden ihm angelastet in Mülheim an der Ruhr, in Esslingen und in Weilheim in Oberbayern.

Der Fall erinnert an den spektakulären Fall des Patientenmörders Niels Högel, der im vergangenen Jahr vom Landgericht Oldenburg wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.