AfD-Chef Jörg Meuthen will gegen Andreas Kalbitz an der Spitze der Landtagsfraktion vorgehen. Foto: dpa/Matthias Balk

Andreas Kalbitz, der mit Björn Höcke zu den Wortführern des aufgelösten rechtsnationalen „Flügels“ in der AfD zählte, ist kein Parteimitglied mehr. Doch an der Spitze der Landtagsfraktion ist er weiter – das stößt bei AfD-Chef Meuthen auf Kritik.

Berlin/Potsdam - Nach dem bestätigten Rauswurf von Brandenburgs AfD-Fraktionschef Andreas Kalbitz aus der Partei droht neuer Ärger. Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen will dagegen vorgehen, wenn Kalbitz wie angekündigt an der Spitze der Landtagsfraktion bleibt, obwohl er kein Parteimitglied mehr ist. „Damit würde sich die gesamte Fraktion direkt gegen die Partei im Ganzen wenden. Das wäre so nicht hinnehmbar“, sagte Meuthen am Montag im RBB-Sender „Radio eins“. „Das heißt, dass darauf reagiert werden wird.“ Wie das passieren könnte, sagte er zunächst nicht.

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Der AfD-Bundesvorstand hatte die Parteimitgliedschaft von Kalbitz im Mai per Mehrheitsbeschluss annulliert. Als Grund gab er an, dieser habe beim Parteieintritt eine frühere Mitgliedschaft in der inzwischen verbotenen rechtsextremen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) sowie bei den Republikanern nicht angegeben. Kalbitz bestreitet die HDJ-Mitgliedschaft. Das AfD-Bundesschiedsgericht bestätigte am Samstag den Beschluss, nachdem das Landgericht Berlin ihn zwischenzeitlich für unzulässig erklärt hatte. Kalbitz will dagegen weiter rechtlich vorgehen - und Landtagsfraktionschef bleiben.

„Die Entscheidung über einen Verbleib von Andreas Kalbitz in der Fraktion oder gar im Fraktionsvorsitz, die würde ja die Einheit der Partei gefährden“, sagte Meuthen. Die Fraktion würde damit sagen, sie akzeptiere die Entscheidung des Bundesvorstands und des Bundesschiedsgerichts nicht. Er warnte davor, „jetzt in einer Art blindem Kadavergehorsam“ jemandem zu gehorchen, der Fraktionsvorsitzender einer Partei sein wolle, der er nicht mehr angehöre. „Das ist ein Vorgang, der nicht geht.“

AfD in Brandenburg hat Geschäftsordnung für Kalbitz geändert

Kalbitz plant zunächst, in einem Eilverfahren gegen den Rauswurf vorzugehen. „Derzeit wird geprüft, ob der Beschluss des Bundesschiedsgerichts ausreichend als juristische Grundlage ist oder ob die schriftliche Urteilsbegründung abgewartet werden muss“, sagte Kalbitz der Deutschen Presse-Agentur. „Sobald das geklärt ist, gibt es einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz und einen für das Hauptsacheverfahren. Ich sehe dem Verfahren weiterhin sehr zuversichtlich entgegen und hoffe auf schnelle Klärung und nötige Ruhe zur Sachpolitik im Sinne der Partei.“

Für Berlins AfD-Fraktionschef Georg Pazderski ist das Urteil des Bundesschiedsgerichts ein wichtiges Signal an die Partei. „Der endgültige Abgang von Andreas Kalbitz ist ein klares Zeichen für den künftigen Kurs der AfD“, erklärte Pazderski. „Wir entwickeln uns unter Jörg Meuthen mit hoher Geschwindigkeit weiter zu einer durch und durch bürgerlich-konservativen Partei. Das ist genau der richtige Weg, um für alle sichtbar klar vom rechten Rand abzurücken.“ Damit könnten mehr Wähler gewonnen werden. Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft den AfD-Landesverband als Verdachtsfall ein und bezeichnet Kalbitz als Rechtsextremisten.

Die AfD im Brandenburger Landtag hatte ihre Geschäftsordnung zugunsten von Kalbitz so geändert, dass auch ein Parteiloser Mitglied der Fraktion sein kann. Die Pressestelle des Landtags erklärte am Montag, aufgrund dieser Änderung sei die Mitgliedschaft in der Fraktion und die Funktion als Fraktionsvorsitzender nicht von der Entscheidung des Schiedsgerichts berührt. Im Juni bestätigte die Fraktion Kalbitz an der Spitze. Eine Mehrheit gilt ihm bisher als sicher, allerdings war die Zahl der Nein-Stimmen bei der Wahl im Juni größer als bei der Bestätigung der Fraktionsmitgliedschaft im Mai.