„Ander Länder – andere Sitten“, so lautet das bekannte Sprichwort über die Eigenheiten unterschiedlicher Kulturen. Urlauber werden trotzdem häufig davon überrascht. Foto: picture alliance / dpa

Viele Urlauber zieht es in die Ferne – sie wollen Neues entdecken, aber häufig überraschen dann doch die anderen Sitten. Ein Knigge für Deutsche im Ausland.

Stuttgart - Eine andere Kultur kennenlernen – das ist oft der Reiz, in ferne Länder zu reisen. Die Verhaltensweisen und Sitten sind teilweise jedoch so fremd, dass viele Urlauber einen Kulturschock erleiden. Nicht nur bei exotischen Reisezielen überraschen andere Sitten, auch innerhalb Europas gibt es Unterschiede. Eine Auswahl an Eigenarten zu Tisch, bei der Begrüßung und Co.:

Mit der richtigen Begrüßung einen guten Eindruck machen

Beim Reisen in andere Länder empfiehlt es sich immer, zumindest die Grußformel in der Landessprache zu lernen – die Einheimischen freuen sich und sind direkt offener. Sicherlich ist es auch gut die passende Gestik zu kennen: In Indien legt man beispielsweise zur Begrüßung die Handflächen vor der Brust aneinander, die Finger zeigen nach oben, zusätzlich wird der Kopf leicht geneigt.

Neuseeländer begrüßen sich mit der Stirn und in Spanien kommen sich auch Fremde mit einem Küsschen links und rechts näher.

Das Benehmen zu Tisch ist verschieden

Was in Deutschland als unhöflich gilt, ist in China ein Zeichen von Respekt: Beim Essen wird geschmatzt und geschlürft. Die Geräuschen sind das Loblied für die Köche. Wer keinen Rest auf seinem Teller lässt, ist noch nicht satt und möchte Nachschub.

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In der indischen und beispielsweise auch der malayischen Kultur ist es üblich mit allen fünf Sinnen zu speisen – um das Essen zu fühlen wird die Hand benutzt. Zu beachten ist dabei, dass nur die rechte Hand verwendet wird, da die linke als unrein gilt. Wie beim Essen mit Messer und Gabel, gibt es auch beim Gebrauchen der Hände eine Technik. Meistens benutzt man nur Daumen, Zeige- und Mittelfinger.

Unterschiedliche Handhabung beim Alkoholkonsum

Menschen, die ein Feierabendbier im Park trinken, sind in Amerika nie zu sehen – Alkohol an öffentlichen Plätzen ist verboten. Also: Obacht beim Umhertragen von Alkoholflaschen auf offener Straße. Auch in Russland oder Polen verstehen die Behörde beim Genuss von alkoholischen Getränken auf öffentlichen Plätzen keinen Spaß.

In islamisch geprägten Ländern sollten sich Touristen über die Handhabung von Alkoholkonsum informieren, denn Muslimen ist der Konsum von Alkohol verboten. In Indonesien oder der Türkei ist für Reisende das Trinken von Alkohol unproblematisch. Im Iran ist dagegen der Alkoholgenuss auch für Ausländer teilweise verboten und Alkohol legal in der Öffentlichkeit nicht erhältlich.

Auch ein Urlaub in Skandinavien muss wahrscheinlich eher mit alkoholfreien Erfrischungsgetränken auskommen. Die Länder im Norden von Deutschland verlangen auf Alkohol eine hohe Steuer, die die Alkoholpreise exorbitant in die Höhe treibt.

Eine Trinkgeldgabe ist nicht überall üblich

In Deutschland wird gerne beim Bezahlen aufgerundet – in Frankreich ist diese Bezahlart eher ungewöhnlich. In Paris ist es beispielsweise üblich, zuerst sein Essen nach Rechnungsbetrag zu bezahlen und beim Verlassen des Restaurants einen Tip auf dem Tisch liegen zu lassen. In Frankreich und den meisten anderen Ländern macht man mit zehn Prozent der Gesamtsumme als Trinkgeld nichts falsch.

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In Japan dagegen ist ein guter Service derart selbstverständlich, dass eine Trinkgeldgabe fast einer Beleidigung gleichkommt.

Gestiken können zu Missverständnissen führen

Leicht können Handgesten zu Missverständnissen führen. Wer hier mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis bildet, drückt damit aus, dass alles okay ist. In Spanien, Frankreich und der Türkei wird darunter eher ein obszönes Zeichen verstanden. In Russland die Abneigung gegen Homosexuelle.

Auch unser Daumen nach oben, wird nicht überall als positive Geste verstanden: In Australien signalisiert sie eine vulgäre Beschimpfung.

In Bulgarien, Indien oder Pakistan kann Kopfschütteln missverstanden werden. Dort bedeutet die Bewegung das Gegenteil wie bei uns – die Zustimmung wird ausgedrückt.

Ganz nach dem Motto „Andere Länder – andere Sitten“

Öffentliches Spucken ist für Deutsche ekelerregend und gilt als schlechtes Benehmen. In China ist auf den Boden zu spucken völlig selbstverständlich und darf Urlauber nicht irritieren.

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Dass die deutsche Pünktlichkeitnicht in allen Ländern existiert, ist uns eigentlich bewusst – dennoch sind wir über Verspätungen ziemlich verärgert. Lohnenswert ist deshalb, sich im Voraus schlau zu machen, in welchen Ländern man zu einer Verabredung später kommen kann. Bei einer Einladung in Frankreich wird bei der Vereinbarung der Uhrzeit eine Verspätung fest eingerechnet. Also besser eine halbe Stunde später kommen und den Gastgeber nicht in einer unangenehmen Situation erwischen. Auch in Ländern wie Italien, Portugal oder Griechenland wird Pünktlichkeit nicht so großgeschrieben – Vorteil: Es gibt kein Zeitstress.

Gerade für frisch verliebte Pärchen sind diese italienischen Gesetze wichtig zu wissen: In Sizilien darf man sich nicht auf Parkbänken küssen und wer sich in Eboli zu heftig im Auto küsst, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 500 Euro rechnen. Auch in Indonesien oder Dubai ist öffentliches Küssen unangebracht.