Wie mit einer riesigen Blechschere werden die alten Öltanks aus Stahlblech Stück für Stück aufgeschnitten. Foto: Jürgen Brand

In Gaisburg werden die Öltanks aus den 1960er Jahren abgerissen. Die Zukunft der einstigen Kohlehalde ist offen, vielleicht benötigt der Energieversorger die Fläche aber selbst.

S-Ost - Der riesige Öltank direkt neben der Bundesstraße 10 auf dem Areal des Kraftwerks Gaisburg sieht schon arg mitgenommen aus. In seiner Hülle klaffen riesige Löcher, ein großer Bagger schneidet mit einer Art überdimensionaler Blechschere hoch oben am Tank ein Stück Stahlblech nach dem anderen ab, das dann mit lautem Nachhall unten auf den Stahlbetonboden knallt. Bis Ende des Jahres sollen die beiden Tanks, in die einst jeweils bis zu 22 000 Kubikmeter Öl passten, verschwunden sein. Dann wird ein weiteres Kapitel in der Geschichte des alten Heizkraftwerks Gaisburg beendet sein – und einmal mehr stellt sich die Frage, wie das große frei werdende Areal von der Gaisburger Brücke bis zum Kraftwerk künftig genutzt werden wird.

Die letzten Liter Heizöl flossen vor vier Jahren

Im alten Kohleheizkraftwerk Gaisburg mit seinen beiden hoch aufragenden Schornsteinen sind die Kessel längst stillgelegt. Der eine oder andere davon war mit Doppelbrennern ausgerüstet und konnte sowohl mit Gas als auch mit Öl befeuert werden und so für warme Heizungen im Stuttgarter Osten und darüber hinaus sorgen. Das Öl dafür lagerte in den beiden großen Stahltanks, die in den 1960er Jahren gebaut worden sind. Anfangs waren sie mit Schweröl, später mit Heizöl befüllt. Das Öl-Zeitalter auf dem Areal endete schon vor gut vier Jahren; damals flossen die letzten Liter Heizöl aus den Tanks in Richtung Kraftwerk. Die Leitungen führten quer über das Baufeld des neuen, viel kleineren Gasheizkraftwerks und mussten deswegen frühzeitig abgebaut werden. Das Gasheizkraftwerk wurde im Frühjahr 2019 offiziell in Betrieb genommen.

Die Demontage der beiden kreisrunden Tanklager gehörte zu den Auflagen, die das Regierungspräsidium der Energie Baden-Württemberg (EnBW) im Zuge der Baugenehmigung für das neue Kraftwerk mitgegeben hatte. Eigentlich hätten die Tanks, in denen rund 1000 Tonnen Stahl verbaut sind, schon im Sommer entfernt werden sollen. Der Abriss verzögerte sich aber mit Rücksicht auf die geschützte Eidechsen-Kolonie, die in einem Biotop an der Böschung zur Bundesstraße in unmittelbarer Nähe zu den Tanks lebt.

1000 Tonnen Stahl werden wiederverwertet

Das alte, acht Millimeter bis mehr als zwei Zentimeter dicke Stahlblech der einstigen Öltanks wird wiederverwertet, daraus werden neue Stahlbleche entstehen. Insgesamt wird der Abbau der Tanks die EnBW etwa 200 000 bis 300 000 Euro kosten, das hängt auch ein bisschen von den schwankenden Stahlpreisen für das wiederverwertete Blech ab. Auf der frei werdenden Fläche soll ab dem nächstem Jahr eine sogenannte Fettwiese gedeihen. Gleich nebenan wird dann die nächste Rückbau-Maßnahme auf dem einstigen Kohlehalde-Areal weiter gehen. An der gewaltigen Kohleförderanlage wurde das eigentliche Förderband aus Brandschutzgründen bereits entfernt. Für einzelne Teile der Anlage gibt es offenbar Kaufinteressenten, der Rest wird früher oder später verschrottet.

Die künftige Nutzung des großen, immer leerer werdenden Areals von der Gaisburger Brücke bis zum neuen Gasheizkraftwerk ist nach wie vor ungeklärt. Allerdings war schon vor einigen Jahren beispielsweise bei einem Bürgerworkshop im Stadtbezirk Wangen darauf hingewiesen worden, dass die EnBW auch künftig Flächen in dem Bereich für ihre Logistik und möglicherweise auch für neue Technologien im Zuge der Energiewende benötigen werde. So könnte eine Variante der Umgestaltung des gesamten Bereichs bis zum Wasserwerk beim Stadtteil Berg sein, dass die bisherige große EnBW-Logistikfläche in der Nähe des Gaskessels und auch andere unverzichtbare EnBW-Einrichtungen dort in Richtung Kraftwerk Gaisburg verlegt werden. Dann könnte die Fläche zwischen Gaisburger Brücke und Berg ganz neu gestaltet und zum Beispiel auch zum Wohngebiet werden. Die Fläche zwischen Brücke und Kraftwerk bliebe dann im Besitz der EnBW zur Sicherung der Betriebsabläufe und der Energieversorgung. Dann müssten auch die dort verlaufenden wichtigen Versorgungsleitungen nicht mit großem Aufwand verlegt werden.