Dokumentarfilm, GB 2015. 127 Minuten Foto:  

Bei all den tragischen Irrungen und Wirrungen ihres Lebens, der Sucht und der Krankheit, ist der Film vor allem dann sehenswert, wenn man ganz nah an dem Talent Winehouse ist.

Wer das Glück hatte, Amy Winehouse einmal in ihrem viel zu kurzen Leben live zu sehen, weiß, was für ein großartiges Talent sie war. Und zugleich welch tragische Figur. Sie lallte, nuschelte, sang kaum verständlich: „I told you I was in trouble.“ Ja, sie war in Schwierigkeiten. Warum, wieso, weshalb? Diese Fragen versucht nun die Dokumentation „Amy – The Girl Behind the Name“ zu beantworten. Und findet Antworten in den bösen Männern um sie herum. Der Vater Mitch Winehouse fühlt sich von Regisseur Asif Kapadia („Senna“) falsch dargestellt. Dabei geht es eben nicht um ihn, es geht um seine Tochter.

Man sieht Szenen, die ein ganz normales Mädchen zeigen. Sequenzen, in denen eine ganz große Sängerin zu hören ist. Eine, die ihre Texte selbst schrieb. Eine, die an sich, an der Welt, am Erfolg und an der Liebe zu einem trotteligen Drogenbub verzweifelte.

Bezeichnend für Amy Winehouse, die am 23. Juli 2011 mit nur 27 Jahren verstarb, war natürlich ihre außergewöhnliche Stimme. Aber auch ihr exzentrisches und zugleich schüchternes Wesen. In den 127 Minuten des Films von Kapadia sieht man einen pummeligen Teenager mit schulterlangem Haar. Der Körper wird immer weniger, die Haare werden immer höher aufgetürmt. Später ist die sogenannte Beehive-Frisur ihr Markenzeichen. Im Film wird klar, dass sie sich am liebsten verstecken wollte – vor der Welt und den Fotokameras.

Ehemalige Wegbegleiter, vor allem ihr früher Manager, der damals auch sehr junge Nick Shymansky, erzählen von Amy, dazu sieht man Bilder einer Teenagerin, die übermüdet im Auto sitzt. Auf dem Weg zum nächsten Auftritt in einem britischen Pub. Dann kam schnell der Erfolg. Mit dem von Mark Ronson produzierten zweiten und letzten Album „Back To Black“. Darauf ist ihr Überhit „Rehab“, in dem sie singt: „They tried to make me go to rehab/ but I said no, no, no . . . And if my daddy thinks I’m fine . . . I won’t go, go, go.“ Sie singt, was im Film einmal mehr bekräftigt wird. Dass ihr Vater dachte, sie müsse keinen Entzug machen.

Bei all den tragischen Irrungen und Wirrungen ihres Lebens, der Sucht und der Krankheit, ist der Film vor allem dann sehenswert, wenn man ganz nah an dem Talent Winehouse ist. Wenn sie singt. Oder Sätze wie folgenden sagt: „Ich bin kein Mädchen, das ein Star sein will. Ich bin ganz einfach ein Mädchen, das singt.“ Man glaubt es ihr.