Bis in die frühen Morgenstunden soll der Angeklagte seine damalige Freundin gequält haben – aus Eifersucht. Foto: dpa

Ein 30 Jahre alter Mann steht wegen schwerer Körperverletzung vor dem Amtsgericht in Vaihingen/Enz: Er soll seine Freundin stundenlang gequält haben. Am zweiten Prozesstag hat die Frau die Taten aus ihrer Sicht geschildert.

Vaihingen/Enz - Vor dem Amtsgericht in Vaihingen/Enz wird zurzeit ein Fall von gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Ein 30 Jahre alter Mann soll seine damalige Partnerin in zwei Fällen geschlagen, gewürgt sowie mit einer Schere auf sie eingestochen haben. Die erste Tat soll Mitte November in einem Café in Schorndorf passiert sein, die zweite Ende März in einem Hotel in Vaihingen.

Am zweiten Prozesstag, am Mittwoch, hat das Opfer die Taten aus seiner Sicht geschildert. Sie hätten eigentlich eine gute Beziehung geführt, sagte die 41-Jährige. „Er war immer für mich da und hat sich um mich und meine beiden Kinder gekümmert“, so die Frau, die als Nebenklägerin auftrat. An einem Abend im November sei er jedoch ausgerastet, da sie sich mit einem Gast in dem Café, in dem er bediente, unterhalten habe. Er habe sie beschimpft und bedroht, mit einem Kugelschreiber verletzt und in die Küche eingesperrt. Doch ihr sei die Flucht gelungen, und sie habe sich vorerst von ihm getrennt. „Aber er hat sich entschuldigt. Außerdem war er der Einzige, der mir Halt gab.“ Daher sei sie zu ihm zurückgekehrt und mit ihm in ein Vaihinger Hotel gezogen.

Erst Schläge, dann Geschlechtsverkehr

Dort soll sich im März die zweite Tat ereignet haben – ein stundenlanges Martyrium für die Frau, während ihr zweijähriges Kind nebenan geschlafen habe. Am Abend gegen 22 Uhr habe der Mann plötzlich einen Eifersuchtsanfall bekommen. „Ich sollte zugeben, dass ich ihn mit anderen Männern betrogen habe.“ Da sie das nicht getan habe, habe er ihr so ins Gesicht geschlagen, dass ihre Nase gebrochen sei. Außerdem habe er auf sie uriniert, um sie zu erniedrigen. Er habe sie auch gewürgt, bis ihr schwarz vor den Augen geworden sei, und ihr mit einer Schere in den Fuß gestochen. „So gegen 4 Uhr am Morgen schaute er mich dann plötzlich an und sagte: ‚Schatz was habe ich getan?‘.“ Er habe sich bei ihr entschuldigt und mit ihr schlafen wollen – was sie zugelassen habe. Danach seien beide eingeschlafen.

Am nächsten Morgen sei sie in einem Schockzustand gewesen und habe nicht gewusst, was sie tun solle. Zufällig klingelten zwei Polizisten an ihrer Tür. Sie suchten die Frau und das Kind, denn dessen Vater hatte seinen Sohn als vermisst gemeldet. „Die Frau hat furchtbar ausgesehen mit Verletzungen im ganzen Gesicht“, sagte einer der Polizisten vor Gericht. Daraufhin haben die Beamten sie und das Kind auf das Revier mitgenommen, wo sie Anzeige erstattete.

Geständnis überrascht Prozessteilnehmer

Überraschend gab der Angeklagte am zweiten Prozesstag zu, wieder Drogen zu nehmen. Zuvor hatte er dies vor Gericht abgestritten. Auch in der Tatnacht im November hat er nach eigenen Aussagen „eine oder zwei Nasen“ Kokain genommen. Diese Tat tue ihm leid, sagte er. Dass er die Frau im März stundenlang gequält habe, streitet er jedoch ab. Er behauptet, die Nacht bei seiner Schwester verbracht zu haben – die sein Alibi allerdings nicht bestätigt.

Der Prozess wird Mitte Oktober fortgesetzt. Das Urteil soll Ende November fallen.