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Der Sonderausschuss zum Amoklauf in Winnenden hat getagt, jetzt muss gehandelt werden.

Stuttgart -Kurzatmigkeit kann man dem Sonderausschuss des Landtags zum Amoklauf in Winnenden und Wendlingen nicht vorwerfen. "In aller Ruhe und Sachlichkeit", so erklären die 18 Abgeordneten aller Fraktionen, habe man sich mit den Ursachen für Amokläufe und von Jugendgewalt auseinandergesetzt.

Das war die richtige Vorgehensweise bei einem Thema, das nichts weniger verträgt als Schnellsprecher und knappe Zeit. Zehn Monate haben die Abgeordneten aufgewendet, fünf Anhörungen haben sie angesetzt und daraus etliche Handlungsempfehlungen destilliert, die helfen sollen, Amokläufe unwahrscheinlicher zu machen.

Sparen geht vor Sicherheit

Im Mittelpunkt steht die Forderung nach mehr Schulpsychologen; ihre Zahl soll von 100 auf 185 steigen. Damit reagiert der Ausschuss auf die Tatsache, dass Schüler immer häufiger unter Entwicklungsdefiziten leiden, die eine intensive Beratung erfordern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einführung eines Anti-Gewalt-Programms. Sämtliche Schulleiter sollen überdies mit einem Notrufgerät ausgestattet werden.

Alles richtig - wenngleich der Abschlussbericht keineswegs alles enthält, was richtig wäre. Von der Forderung nach Sicherheitsstandards an den Schulen (moderne Lautsprecheranlagen, verriegelbare Türknäufe) wird aus Kostengründen abgesehen. Vor allem aber fehlt der Ruf nach einem Verbot großkalibriger Waffen; CDU und FDP waren dagegen. Das ist Nichtschützen weiterhin nicht zu vermitteln - am wenigsten den betroffenen Familien. Die von der Regierung eingesetzte Andriof-Kommission hatte hier mehr Mut bewiesen.

Unverbindlichkeit verträgt das Thema Gewalt übrigens so wenig wie Kurzatmigkeit. Deshalb ist jetzt Entschlusskraft gefragt. Aus Handlungsempfehlungen muss rasch etwas Handfestes werden.