Hier lächelt Dieter Buck, doch eigentlich ist ihm nicht danach. Foto: Caroline Holowiecki

In den Stuttgarter Filderbezirken stockt die Papiermüll-Abholung. Bei der AWS gab es einen Corona-Ausbruch. Viele Bürger macht das sauer. Nun zeichnet sich aber eine Entspannung ab.

Filder/Stuttgart - Dieter Buck ist sauer. Seine grüne Papiermüll-Tonne hätte turnusmäßig längst geleert werden sollen. Aber sie ist nach wie vor randvoll. Und wird es wohl erst mal bleiben. Denn Dieter Bucks Pech ist: Er lebt in Stuttgart-Rohr, und dort schauen viele Bürger beim Müll seit Tagen in die Röhre. Der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb AWS hat am 21. Januar bekannt gegeben, dass die Abholung des Papiermülls in den Filderbezirken bis auf Weiteres eingestellt wird. Grund: zu viele kranke Mitarbeiter in der Betriebsstelle in Stuttgart-Vaihingen.

Dort hat es einen Corona-Ausbruch gegeben. Etliche Angestellte seien infiziert, andere in Quarantäne, und wieder andere anderweitig gesundheitlich außer Gefecht gesetzt. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter fehle, hieß es seinerzeit.

Betroffen sind neben Rohr unter anderem die Ortsteile von Plieningen, Birkach, Sillenbuch, Degerloch, Möhringen und eben Vaihingen. Normalerweise wird das Papier alle drei Wochen abgeholt. Jetzt aber sind Bürger aufgerufen, dort, wo nichts mehr in die Eimer passt, Zeitungen, Kartonagen und leere Küchenrollen so lange zwischenzulagern, bis die Abfuhr wieder kommt. Alternativ kann man seinen Papiermüll zu den Wertstoffhöfen bringen. Für die Coronamisere hat Dieter Buck Verständnis. Den Abholstopp möchte er dennoch nicht gelten lassen – vor allem, weil kein Ende genannt wurde und weil nur ein bestimmter Teil von Stuttgart betroffen ist. „Dass die Filderebene gestrichen wird, basta, das verstehe ich nicht“, sagt er.

Altpapier im kleinen Keller lagern?

In seinen Augen müsste ein Wechsel zwischen den Müll-Teams möglich sei, „es gibt ja andere Betriebshöfe“. Den Bürgern einfach aufzutragen, dass sie ihr Papier daheim lagern müssen, hält der 67-Jährige für unzumutbar. „Ich habe Nachbarn, die haben winzig kleine Keller“, sagt er. Gerade jetzt, wo man gezwungen sei, Dinge im Internet zu bestellen, und viele Kartons bekomme, sei das für manche „eine Katastrophe“. Was Dieter Buck sich wünscht, ist eine Perspektive. „Das Unklare ärgert.“

Die Aussicht auf Papierstapel daheim ärgert augenscheinlich auch andere Mitmenschen. Eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, berichtet, dass in der Möhringer Ortsmitte mittlerweile wild gestopft werde. Papiere landen demnach in der Restmülltonne, „oder dann guckt man mal beim Nachbarn“. Schon mehrfach habe sie beobachtet, wie Bewohner von Mehrfamilienhäusern abends zu Abfall-Touristen werden. „Wenn die Tonnen nachts im Dunklen draußen stehen, dann wird da noch mal rausgeschlichen. Was weg ist, ist weg“, berichtet sie.

Erhöhte Zahl an Beschwerden bei der AWS Stuttgart

Dass volle Tonnen im Land der Kehrwoche ein Ärgernis sind, hat die AWS zu spüren bekommen. „Telefonische Beschwerden gehen täglich in erhöhter Zahl ein“, teilt Anna Sendler, eine Sprecherin der Stadtverwaltung, für die AWS mit.

Zumal am 25. und 26. Januar zusätzlich noch die Biomülltouren ausgefallen sind. Allerdings: Nun, nach mehr als einer Woche, zeichnet sich offenbar eine Entspannung der Lage ab. „Heute werden zwei Papiertouren und am Montag voraussichtlich drei von vier Papiertouren wieder abgefahren“, kann Anna Sendler am Freitag bekannt geben. Es bestehe die Hoffnung, dass im Laufe der kommenden Woche der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden könne – falls alle Quarantänerückkehrer einsatzfähig seien. Sollte dies nicht klappen, schließt die AWS aus, dass Kollegen aus anderen Gebieten einspringen. Ein abwechselnder Einsatz werde vermieden, um ein Überspringen der Infektionen auf andere Betriebsstellen zu verhindern.