Das alte Pfarrhaus (links) und die Scheuer (rechts) gehören offiziell seit 1984 zu einem denkmalgeschützten Ensemble an der Eltinger Straße. Foto: Torsten Ströbele

Die Module auf der alten Scheuer an der Eltinger straße sollen entfernt werden. Das sieht der Eigentümer anders. Er gewichtet in diesem Fall den Umweltschutz höher, als den Denkmalschutz.

Botnang - Eine Fotovoltaikanlage auf seinem Dach zu installieren, dürfte moralisch eigentlich kein Problem darstellen. Davon ging zumindest Wolfgang Löhnert im Jahr 2006 aus, als er sich der Umwelt zuliebe entschloss, 44 Module auf sein Gebäude an der Eltinger Straße 67 montieren zu lassen. Doch da hatte er die Rechnung ohne die Stadt Stuttgart gemacht. Die untere Denkmalschutzbehörde besteht seit Monaten darauf, dass knapp die Hälfte der Module wieder vom Dach genommen wird.

„Ich wusste nicht, dass ich das nicht darf“

Wolfgang Löhnert hatte 1983 das ehemalige Pfarrhaus an der Eltinger Straße 69, die nebenstehende Scheuer und ein dazugehöriges Backhaus erworben. Die evangelische Kirche habe damals einen Käufer gesucht, der die Gebäude aus dem 18. Jahrhundert erhält. „Es gab schon Abriss-Pläne einiger Architekten, die an dieser Stelle neue Wohnhäuser bauen wollten“, sagt Löhnert. Eine Abbruchverfügung wegen Einsturzgefahr hätte man zum damaligen Zeitpunkt wohl bekommen, ergänzt sein Rechtsanwalt. Doch Wolfgang Löhnert investierte einen hohen sechsstelligen Mark-Betrag und sanierte die Gebäude grundlegend. Erst 1985 konnte er mit seiner Familie ins alte Pfarrhaus einziehen. Ein Jahr zuvor waren die drei Gebäude als Ensemble in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen worden.

Mehr als 20 Jahre später standen an den Gebäuden erneut grundlegende Sanierungen an. Wolfgang Löhnert nutzte die Gelegenheit und wollte einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Auf der kompletten südlichen Dachhälfte der Scheuer, hin zur Kauffmannstraße, wurde eine Fotovoltaikanlage angebracht. „Ich wusste nicht, dass ich das nicht darf“, beteuert Löhnert. Wenige Wochen später bekam er auch schon Post von der unteren Denkmalschutzbehörde. Es fehle eine Genehmigung für die Anlage, die eine erhebliche Beeinträchtigung des denkmalgeschützten Erscheinungsbildes darstelle. Mehr als 50 Prozent des Daches müssten sichtbar sein.

Die 20 Module sollen vom Dach genommen werden

2007 ordnete die Stadt dann an, dass 20 der 44 Module vom Scheunendach entfernt werden müssten. Löhnert weigerte sich. Der Fall landete vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart. Ende 2009 gab es ein Urteil. Löhnert durfte die gesamte Anlage auf dem Dach lassen. Damit wollte sich die Stadt aber nicht abfinden und ging in Berufung. In zweiter Instanz vor dem baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshof in Mannheim bekam dann doch die untere Denkmalschutzbehörde Recht.

Doch die Fotovoltaikanlage steht noch heute auf dem Dach des Gebäudes Eltinger Straße 67. Löhnert hatte lange nichts mehr von der Stadt gehört, bis schließlich Ende Oktober ein Brief ins Haus flatterte. Die Stadt und das Regierungspräsidium kündigten ihren Besuch für den vergangenen Mittwoch an und brachten gleich Mitarbeiter einer Firma mit, welche die 20 Module in den kommenden Wochen vom Dach nehmen sollen.

„Die Maßnahmen der Stadt sind unnötig und überzogen“

Wolfgang Löhnert könne froh sein, dass nicht alle Elemente entfernt werden, sagt Bernd Sinzinger von der unteren Denkmalschutzbehörde. Hätte er 2006 einen Antrag gestellt, um die Anlage auf dem Dach der Scheuer installieren zu lassen, wäre der abgelehnt worden. Nachdem man nun Kosten und Aufwand gegeneinander abgewogen hätte, sei man zu dem Schluss gekommen, dass 24 Module geduldet werden können, sagt Sinzinger.

Wolfgang Löhnert wird aber nicht aufgeben. Er gewichtet in diesem Fall den Umweltschutz höher, als den Denkmalschutz – zumal die Anlage 2026 eh wieder vom Dach kommen würde. „Die Maßnahmen der Stadt sind unnötig und überzogen“, sagt Löhnert. Sein Anwalt werde nun weitere Schritte in die Wege leiten, dass die Anlage auf dem Dach bleiben kann.