Per Tablet „Mein Paul“ können Senioren ihren Alltag einfacher gestalten. Foto: /Horst Rudel

Die Göppinger Wilhelmshilfe schafft in Bartenbach acht altersgerechte Wohnungen mit Zusatzangebot. Unterstützung kann, je nach Bedarf, per Tablet gebucht werden.

Göppingen - Das sogenannte Atrium der Wilhelmshilfe im Göppinger Stadtbezirk Bartenbach, in dem lange Zeit ein Altenwohnheim untergebracht war, hat 55 Jahre auf dem Buckel. Nun erstrahlt das Gebäude, nachdem es für rund 2,4 Millionen Euro wieder auf Neubaustandard gebracht worden ist, nicht nur in neuem Glanz, sondern es erfährt künftig auch eine außergewöhnliche Nutzung – zumindest als Wohnform für Senioren.

Acht barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnungen hat die Wilhelmshilfe einrichten lassen, die vermietet werden. Der Quadratmeterpreis von zwölf Euro Kaltmiete ist zwar nicht gerade ein Schnäppchen, bietet aber älteren Menschen, die bereits Unterstützungsbedarf haben oder für ihre Zukunft auf der sicheren Seite sein wollen, eine individuell zugeschnittene Versorgung an, die ihnen den Alltag erleichtern soll.

Die Hälfte der Wohnungen ist bereits vergeben

Jede Wohnung ist deshalb mit einem Tablet ausgestattet, das den Namen „Mein Paul“ trägt. Der digitale Helfer erkennt, mittels intelligenter Bewegungsmelder, ob in dem Appartement alles normal läuft oder ob Hilfe benötigt wird. Bei Bedarf setzt das System einen Notruf an das hauseigene Dialog-Center ab. Weitere technische Funktionen ermöglichen, je nach Wunsch der Bewohner, die Rollläden, die Lichtschalter, elektrische Geräte und eine Haustürkamera zu steuern sowie sich Essen für daheim zu bestellen, per Video mit Angehörigen zu telefonieren oder die Sozialstation zu kontaktieren.

„Wir haben ganz bewusst diesen Standort gewählt, weil wir in der direkten Nachbarschaft die notwendige Infrastruktur vorhalten“, sagt Matthias Bär, der Vorstandsvorsitzende der Wilhelmshilfe. Und er zeigt sich, noch bevor die ersten Wohnungen überhaupt bezogen sind, schon zufrieden: „Die Nachfrage ist groß. Wir freuen uns, dass wir scheinbar einen Bedarf der Senioren im Landkreis aufgreifen und in unser Angebot integrieren können“, ergänzt Bär. Immerhin sei die Hälfte der Wohnungen bereits vergeben.

Hennings: Bewohner sollen nicht in ein Pflegeheim umziehen müssen

Seine Vorstandskollegin Dagmar Hennings beschreibt die Intention, die hinter der neuen Wohnform steckt: „Unser Ziel ist es, dass Bewohner so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben können, dass gerade auch Menschen mit Hilfebedarf nicht in ein Pflegeheim umziehen müssen.“ Dass die Senioren in der Anwendung größere Probleme mit dem Tablet geben könnte, erwartet Hennings derweil nicht. „Das Gerät ist völlig einfach zu bedienen und verlangt keinerlei Computerkenntnisse“, betont sie. Zudem hätte sich in Umfragen gezeigt, dass ältere Menschen durchaus an Technik interessiert seien.

Matthias Bär hält das neue Angebot im Bartenbacher Atrium jedenfalls für einen interessanten Ansatz. „Zugegeben, es ist nicht ganz billig. Aber ich muss eben auch nur die Angebote hinzubuchen, die ich wirklich brauche.“ Ließe sich dadurch eine Unterbringung im Pflegeheim verhindern, relativere sich das mit den Kosten relativ schnell wieder, fügt er hinzu.