Feray Efe liebt ihre Arbeit bei der katholischen Sozialstation in Fellbach. Foto: Gottfried Stoppel

Feray Efe aus Fellbach hat zwei Jahre als ehrenamtliche Nachbarschaftshelferin gearbeitet – und sich dann mit 37 Jahren zur Fachkraft Altenpflege ausbilden lassen.

Fellbach - Ich hatte vormittags Zeit und wollte etwas tun – für mich und für andere“, sagt Feray Efe. Daher hat die dreifache Mutter aufgehorcht, als ihr eine Freundin von der ehrenamtlichen Arbeit in der Nachbarschaftshilfe der Katholischen Sozialstation St. Vinzenz in Fellbach erzählte. Vor rund fünf Jahren begann auch Feray Efe dort zu arbeiten. Sie ging für die älteren Menschen, die sie betreute, zum Einkaufen, begleitete sie zum Arzt, kochte für sie und nahm sich viel Zeit für Gespräche.

„Ich unterhalte mich gerne mit älteren Menschen, sie alle haben eine Lebensgeschichte und es ist wirklich interessant und zum Teil für mich kaum vorstellbar, wie sie früher gelebt haben“, sagt die 40-Jährige, die in Rommelshausen aufgewachsen ist und seit vielen Jahren in Fellbach wohnt. Da sie sich die Arbeitszeiten als Nachbarschaftshelferin weitgehend frei einteilen konnte, war die Tätigkeit ideal mit ihrem weiteren Job als Hausfrau und dreifache Mutter vereinbar.

Flexible Einsatzzeiten waren ideal

Zwei Jahre arbeitete Feray Efe in der Nachbarschaftshilfe in Fellbach und da diese mit der Sozialstation St. Vinzenz unter einem Dach organisiert ist, lernte sie nach und nach die Beschäftigten der Sozialstation kennen. Deren „positive, warme Energie“ habe sie angezogen, erzählt Feray Efe, die mit ihren damals 37 Jahren den Wunsch verspürte, sich weiterzubilden – umso mehr, als sie nach der Schule keine Ausbildung absolviert hatte. Eine Tätigkeit in der Pflege konnte sie sich gut vorstellen. „Ich habe schon als Kind meiner Puppe immer Verbände angelegt“, sagt Feray Efe und lacht.

Mit ihrem Wunsch, sich zur Fachkraft Altenpflege ausbilden zu lassen, hat sie bei Stefan Tepfenhart, dem Leiter der Sozialstation, und dem restlichen Team offene Türen eingerannt. Der Wechsel der jüngsten Tochter aus dem Kindergarten in eine Grundschule mit Ganztagsbetreuung war dann der Startschuss für die dreijährige Ausbildungszeit. „Ich bin auf den Touren mitgefahren und angeleitet worden und für die Theorie in Stuttgart-Degerloch zur Schule gegangen“, erzählt Feray Efe.

Die Stadtbahnfahrt als Gelegenheit zum Lernen

Der theoretische Unterricht, der im Block stattfand, sei sehr interessant, aber auch ungewohnt und anstrengend gewesen. Früh morgens, bevor der Rest der Familie wach war, hat die Fellbacherin gelernt. Auch die zwei Stunden Hin- und Rückfahrt in der Stadtbahn nutzte sie zum Pauken. „So habe ich es geschafft, auch wenn ich manchmal an meine Grenzen gekommen bin.“ Zum Glück hätten ihr Ehemann und ihre Eltern mitgeholfen, und auch die Kolleginnen und Kollegen der Sozialstation „haben mich unterstützt und motiviert und mir Kraft gegeben“.

In diesem September machte Feray Efe ihren Abschluss, seit Oktober hat sie eine 50-Prozent-Stelle und übernimmt meistens die Frühschicht, bei der sie in Fellbach, Schmiden und Oeffingen unterwegs ist und ihre Klienten gemäß der ärztlichen Verordnungen pflegt und berät. Die vormittägliche „Mutter-Tour“ ermöglicht es ihr, ihre jüngste Tochter zur Schule zu bringen und wieder zu Hause zu sein, wenn die Kinder heimkommen. In der Sozialstation St. Vinzenz habe sie ihren Traumjob gefunden, sagt Feray Efe: „Ich bin dort an der richtigen Stelle angekommen. Man sieht bei der Arbeit zwar nicht nur schöne Sachen, aber man kann den Menschen helfen und dafür sorgen, dass sie lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können.“ Das freue die Betreuten ebenso wie deren Angehörige, die manchmal sehr weit weg wohnen.

Dass sie ihre Ausbildung zur Fachkraft Altenpflege gemeistert hat, macht Feray Efe stolz: „Man bekommt dadurch ein anderes Selbstvertrauen und man ist glücklicher, denn Anerkennung macht einen stark.“