Eigentlich flüchten Alpakas, wenn ihnen Menschen zu nahe kommen. Beim Füttern machen sie jedoch eine Ausnahme. Foto: factum/Granville

Wuschelig, scheu und ganz schön putzig sind die südamerikanischen Alpakas. Auf dem Aussiedlerhof der Familie Baur in Walheim leben fünf der niedlichen Tiere. Kuscheltiere sind Alpakas jedoch keine. Wenn sie sich jedoch bedroht fühlen, können sie unangenehm werden.

Walheim - Kuschliges, zotteliges Fell, vier schiefe dünne Beinchen und ein treuseliger Blick, der jeden erweicht: Alpakas. Auf dem Hof von Silke und Wolfgang Baur in Walheim stehen seit April vier dieser Neuweltkameliden, ein Fohlen kam im Juli zur Welt. „Ursprünglich suchten wir Tiere, die uns den Rasen zwischen unserer Tannenbaumzucht mähen“, sagt Silke Baur. „Und dann haben wir uns in die Alpakas verliebt. Auch wenn sie den Rasen nicht mähen.“ Platz genug haben die Baurs trotzdem. Sie leben auf einem der sechs Aussiedlerhöfe in Walheim. „Lange hatten wir keine Nutztiere auf dem Hof und haben unsere Koppeln verpachtet“, sagt Baur. „Auf einer leben jetzt unsere Alpakas.“

Einsatz bei Kindergeburtstagen und Sommerferienprogrammen

Momentan werfen die Tiere jedoch keinen großen Gewinn ab. Silke Baur ist dabei, eine Homepage zu erstellen, mit der sie mit den Tieren wirbt: für Kindergeburtstage, Sommerferienprogramme, Spaziergänge und für Fotosessions. „Die Tiere sollen sich ihr Futter irgendwann selbst verdienen“, sagt Baur, die die Alpakas regelmäßig an der Leine spazieren führt. Hauptsächlich fressen die Tiere Gras, Heu und Kraftfutter.

Bevor die Baurs die Tiere angeschafft haben, haben sie sich über die Haltung der Tiere informiert. Denn Less, Annabell, Lotte, Samuel und Giacomo, wie die Tiere heißen, brauchen besondere Pflege: Fell scheren, Nägel schneiden und Zähne schleifen. „Wenn wir ihnen das Fell nicht scheren, dann wächst das immer weiter. Irgendwann sterben die Alpakas dann an Überhitzung“, erklärt Baur. Auch die Zähne würden immer weiterwachsen, wenn sie nicht geschliffen würden, da sie sich durch das hiesige Futter nicht genügend abnutzen.

Die Spucke riecht nach Erbrochenem

Einmal im Jahr, Mitte Mai, scheren die Baurs die Tiere. „Danach sehen die Alpakas aus wie Rehe“, sagt Baur. Nur etwa ein Fünftel der Wolle eignet sich zum Spinnen und für die Verarbeitung zu Kleidung, der Rest wird für die Füllung von Decken oder zur Dämmung verwendet. Rund fünf Kilo Wolle liegen bei Baurs im Keller. „Wenn es etwas mehr ist, dann verspinnen und vermarkten wir die Wolle“, sagt sie.

So süß und unschuldig, wie sie aussehen, sind die exotischen Tiere meist auch. Vor den Menschen fliehen sie. Auch vor ihren Besitzern. „Es sind halt Fluchttiere“, sagt Baur. Hält man die Alpakas jedoch fest, um sie zu scheren oder um ihnen die Krallen zu schneiden, können sie ziemlich unangenehm werden und ihre Besitzer treffsicher anspucken. „Meistens merke ich das schon vorher und kann mich wegdrehen. Dann geht es auf den Rücken“, sagt Silke Baur. Die Spucke riecht übel nach Erbrochenem. Und das ist es auch. Ätzend sei der Magensaft der Tiere allerdings nicht. „Nachdem sie einen angespuckt haben, laufen die Alpakas noch eine ganze Zeit mit offenem Maul rum“, hat Baur beobachtet. „Ich glaube, die mögen den Geruch auch nicht und müssen erst einmal auslüften.“

Der Wolf hat gegen Alpakas keine Chance

Richtig aggressiv werden Alpakas Menschen gegenüber kaum. Es gebe jedoch Hengste, die falsch aufgezogen werden und Menschen dann als ebenbürtige Rivalen ansehen, sagt Baur. Das sei dann der Fall, wenn der Kontakt zu dem männlichen Tier zu innig sei und es keine Scheu mehr habe. „Ich war froh, dass unser Fohlen eine Stute war“ , sagt Baur. So darf auch der siebenjährige Max Baur mal mit dem Fohlen kuscheln, solange es nicht wegläuft.

Keine zehn Meter vom Wohnhaus entfernt liegt die Koppel der Alpakas. Die Tiere sind immer im Freien, haben aber auch einen Stall, in den sie von der Koppel aus gelangen. Sorgen wegen Raubtieren machen sich die Baurs keine. „Sollte ein Wolf die Tiere angreifen wollen, wird er kaum eine Chance haben.“ In Gefahrensituationen raufen sich die Tiere zusammen, sagt Baur. „Und können so einen Fuchs oder Wolf auch mal zu Tode treten.“

Langfristig möchten die Baurs eine eigene kleine Alpakazucht aufbauen. Die beiden Hengste seien kastriert, damit es keine unkontrollierten Geburten gebe. Ein Hengst aus einer anderen Zucht hat die Stuten vor kurzem besucht. Mit Erfolg. Eine der beiden Stuten ist wieder trächtig und soll im Sommer ein Fohlen zur Welt bringen. „Mein Sohn und ich waren dabei, als unser erstes Alpakafohlen zur Welt kam“, erzählt Baur. „Das war toll.“