Soul-Star Aloe Blacc in der Tübinger Straße Foto: Lichtgut

Sein Ohrwurm „I need a Dollar“ ist ein Welthit – eine Hymne über Menschen, die nicht viel haben. Jetzt war Aloe Blacc, Obamas Lieblingssänger, in einer Stadt, die viel hat. Unser Kolumnist Uwe Bogen traf einen US-Star auf Durchreise.

Stuttgart - Irgendwo zwischen Los Angeles und Moskau liegt Stuttgart. Aloe Blacc, dessen Vorfahren aus der Karibik stammen, ist in den Staaten eine große Nummer. Über ihn heißt es, er führe mit erdigen Rhythmen den Soul in die Zukunft, verbinde Erotik mit Sozialkritik. Wenn der dunkel gekleidete Mann mit der Schiebermütze und der Sonnenbrille recht cool durch die Tübinger Straße läuft, zieht er die Blicke auf sich, weil irgendwas an ihm hell leuchtet.

Nur wenige Passanten dürften wissen, wer dieser Mann ist, dessen interessierten Blicke auf einen Touristen schließen lassen. Es ist einer der Lieblingssänger von Ex-US-Präsident Barack Obama, für den er im Weißen Haus und bei der Verleihung des Medienpreises in Baden-Baden gesungen hat. Auf Durchreise zu Konzerten nach Moskau weilt Aloe Blacc für zwei Tage in Stuttgart, um „good friends“ zu treffen, wie er Alexander Osterwald und Jörn Pfotenhauer nennt, die Chefs der Agentur ECD International, zu deren Kunden Maybach, Porsche, Mercedes und Hugo Boss zählen.

Auf der Playlist von Barack Obama

Edel eingerichtet liegt ihr Büro über dem Möbelgeschäft E+Meyer an der Tübinger Straße. Der berühmte Gast aus Los Angeles kennt es gut. Hier hat er schon bei einem Firmenfest gespielt. Unter den Gästen war Boris Becker. Kennen gelernt haben sich der US-Amerikaner und die beiden Stuttgarter in Berlin bei einem Fest für die Musiklegende Quincy Jones.

Jetzt ist Aloe Blacc mal wieder gekommen, weil es zeitlich gepasst hat. Gemeinsam gehen sie zu Mercedes-AMG, essen Maultaschen in der Markthalle, treffen Jazz-Open-Veranstalter Jürgen Schlensog und besuchen den Partygriechen Cavos.

„In Stuttgart gibt es viele leere Ecken“, sagt er nach seinem Spaziergang durch die City, „anders als in Berlin.“ Der Grund dafür, vermutet er, sei, dass man in dieser reich erscheinenden Stadt viel arbeite und keine Zeit zum Herumhängen habe.

Beim Streaming-Dienst Spotify hat Ex-Präsident Obama seine Playlist veröffentlicht, seine Lieblingssongs, unter denen sich „The Man“ von Aloe Blacc befindet. Der Sänger fühlt sich geehrt. „Es ist großartig“, sagt er, „wenn man einem so viel beschäftigten Mann wie Obama helfen kann, mit Musik runterzukommen.“ Steht Blacc auch auf der Playlist des neuen Präsidenten? „Von wem?“, fragt der 39-Jährige zurück und lächelt mehr wie ein Kumpel als wie ein Superstar. Den Namen Donald Trump nimmt er nicht in den Mund. Der Spuk werde spätestens bei der nächsten Präsidentschaftswahl enden, prophezeit er. „Wir haben dann unsere Lektion gelernt“, sagt er. Dann werde es endlich Zeit für eine Frau im Weißen Haus.

Bald erschent das erste Liebeslied seiner Karriere

Sein Weg ist ein politischer, auch mit seinen Texten. Aloe Blacc, der bis zum Crash der Finanzmärkte Wirtschaftsberater war, singt von Arbeits- und Obdachlosigkeit, vom Machtmissbrauch und der ungerechten Verteilung des Reichtums in der kapitalistischen Gesellschaft. „Ich bin ein Storyteller“, sagt er. Gerade schreibt der Vater von zwei Kindern am Script für eine TV-Serie. Nur „I love you, yeah, yeah, yeah“ wolle er nicht singen.

Trotzdem sei es an der Zeit für das erste Liebeslied seiner Karriere, das im April erscheint - ein Lied für seine Frau, die Rapperin Maya Jupiter. Aloe Blacc ist gut drauf. Zum ersten Mal, sagt er, werde er nun einem Journalisten verraten, wie dieses Lied heißt. „Brooklyn“ ist der Titel eines Songs, von dem die Welt noch hören wird.

Cro hat seinen Hit gecovert

Im Gegenzug erzählen wir ihm Dinge von Stuttgart, die ihn überraschen und erfreuen. Mercedes, Porsche und Bosch - klar, diese Marken kennt er. Stuttgart ist aber auch die deutsche Hip-Hop-Hauptstadt, was er nicht wusste. Der 39-Jährige, der mit HipHop angefangen hat, macht große Augen. Nach seinen Auftritten in Moskau spielt er mit Max Herre in Florida, erzählt er und will kaum glauben, dass der Kollege ein Stuttgarter ist. Als er dann noch erfährt, dass auch Cro von hier ist, strahlt er, als habe er eine wunderbare Entdeckung gemacht. Cro, verrät er und es klingt ein bisschen stolz, habe sein „I Need a Dollar“ gecovert. Die Welt ist klein. Besonders klein, wenn der Weg von Los Angeles nach Moskau über Stuttgart führt.

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