Sie ist am urigsten - auch ohne Livemusik. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Derzeit stehen in Stuttgart drei Almen im Wettbewerb um Weihnachtsfeiern und individuelle Gäste. Holzhütten, die alpenländischen Charme mitten in Stuttgart vermitteln. Wir haben sie getestet.

Stuttgart - Alle Jahre wieder sind zwei Phänomene zu beobachten: Wenn es wärmer wird, treibt es die Leute in die Biergärten – Hauptsache draußen! Und wenn es dann wieder kälter wird, zieht es sie in die Hütten – Hauptsache zünftig! Der kollektive Hang zur German Gemütlichkeit spielt sich längst nicht mehr nur, aber auch auf den Weihnachtsmärkten ab. Wie in Stuttgart mit der Sporer Alm vor der Markthalle und dem finnischen Weihnachtsdorf auf dem Karlsplatz. Da darf der hippe Marienplatz nicht fehlen, auch wenn hier selbstverständlich alles anders ist: mit dem Wouahou-Winterdorf samt Riesen-Tipi und mobiler Sauna, ganz nachhaltig, allerdings nur vom 1. bis 10. Dezember.

Aber es gibt auch Almhütten, die früher kommen und länger bleiben. Sie sind ein gutes Zusatzgeschäft für die Gastronomen, weil weihnachtsfeiertauglich, aber auch individuell besuchbar. Neuzugang ist die Maritim Alm bei der Liederhalle, die am Wochenende eröffnet worden ist. Ein willkommener Anlass, die drei wichtigsten Almen in Stuttgart miteinander zu vergleichen.

Die urigste: Maritim Alm

Lage Die Alm duckt sich putzig hinter einem Flügel des Maritim-Hotelbaus. Aber wie alle Hütten ist sie geräumiger als sie von außen aussieht. Die Nachfrage scheint so groß zu sein, dass schon jetzt eine zweite Saison beschlossen wird.

Plätze Bis zu 116

Ambiente Hier hängt am meisten von der Decke und an den Wänden – Sterne, Zapfen, Flechten, Wurzeln, Laternen, silberne Geweihe . . . und man fühlt sich wie in einer Skihütte. Die Bedienung trägt Tracht, der Sound ist nicht maritim, sondern alpenländisch, aber nur bei Veranstaltungen live. Beim Testabend war es noch etwas kniekalt, aber es soll nachgebessert werden.

Speisen Wir haben beim Pre-Opening von der „deftigen Brettljause“ und vom Büfett (Spießbraten, Knödel, Topfenstrudel) probiert und nichts zu meckern. Die „alpenländischen Schmankerl“ reichen von der Kartoffelcremesuppe (6,50 Euro) über Allgäuer Kässpätzle und Wildragout bis zur gebratenen Gänsekeule (24 Euro).

Getränke Das Bier ist von Hofbräu (die Halbe für 5,50 Euro), bei den Weinen gibt es drei Württemberger und drei Österreicher (7,50 bis 8 Euro für 0,2 l); es locken einige lustige Kombinationen mit Almdudler wie Gindudler oder Almjodler.

Specials Am 30. November sowie 6. und 21. Dezember gibt es Fondue Chinoise für 23 Euro pro Person.

Info S-Mitte, zwischen Alter Reithalle und Maritim-Hotel, bis 14. Januar 2018, Mo bis Sa ab 18 Uhr, Tel. 0711 / 9 42 11 90

Die Amici Hütte ist die edelste

Die edelste: Amici-Hütte

Lage Michael Wilhelmer nicht nur als Wasenwirt Hüttenerfahrung, sondern im zweiten Jahr auch vor dem Amici. Das Holz wirkt wie ein Fremdkörper zwischen mehr oder weniger moderner Architektur, aber wenn man erst mal drin sitzt, vergisst man die Welt da draußen.

Plätze Bis zu 100

Ambiente Die kleinste ist die feinste Hütte. Hier sind Decken auf den Tischen und sitzt man auf Holz und Schaffellen und weißen Lederstühlen. Der Boden ist mit Nadelfilz ausgelegt, die Decke mit weißer Plane bespannt, Strahler machen Lichteffekte in Violett und Orange. Die Bedienung trägt Schwarz, die Musik ist loungig und kommt am Wochenende vom DJ.

Speisen Die probierte „feine Gans klassisch“ (einzeln 27 Euro) aus dem Hütten-Menü (49,50 Euro) war exzellent und nicht nur die, sondern auch Blaukraut, Bröselknödel, Rosenkohl und Sauce. Aber kein Wunder: Mit Russell Pirrit verantwortet ein ehemaliger Sternekoch die frische Küche, die hier nicht nur „Hüttengaudi Brettl“ (14,50 Euro pro Person), Fondue und geschmortes Rinderbäckchen (28 Euro) bietet, sondern das ganze Amici-Programm von Pasta bis Sushi.

Getränke Das Bier ist von Dinkelacker (Pils 0,3 l für 3,50 Euro), bei den Weinen ist man gut aufgestellt mit 14 verschiedenen offenen (6,50 bis 12,50 Euro für 0,2 l), bei den Flaschen geht es bis zum Châteaux Cheval Blanc für 1900 Euro.

Specials Italienische Nacht mit Gänseessen und Livemusik (24. November), Trüffelabend (28. November), White Christmas Night (22. Dezember) und The-Great-Gatsby-Gala (31. Dezember)

Info Im Innenhof des Zeppelin-Carrées (Lautenschlagerstr. 2), bis 10. Februar, Mo bis Sa ab 18 Uhr, Tel. 0711 / 2 27 02 92

Die Cannstatter Hütte ist die größte

Die größte: Cannstatter Hütte

Lage Die Holzhütte vor dem Mercedes-Benz-Museum – was für ein Kontrast! – ist die erste der drei: seit 26. Oktober im Betrieb und das bereits im fünften Jahr. Sie liegt etwas ab vom Schuss, aber sie profitiert sowohl vom Museumsbetrieb als auch von VfB-Heimspielen.

Plätze Bis zu 175

Ambiente Durch die Höhe (fünfeinhalb Meter) und Größe etwas hallenartiger Charakter. Der Raum lässt sich aber mit Vorhängen in separate Bereiche trennen. Auf den Holzbänken sind Schaffelle und Filzunterlagen. An den Wänden hängen Gamshörner und alte Skibilder, über der Bar Milchkannenlampen. Die Bedienung trägt Tracht, unser Besuch wurde von „Fürstenfeld“ und „Djingle Bells“ untermalt.

Speisen Das getestete Südtiroler Bauren-gröstl (13,50 Euro) war etwas viel Fleisch (geschmortes Rind) mit Fleisch (Meraner Würstchen) in einer Pfanne mit nicht allzu knusprigen Kartoffelscheiben. In der Preisspanne von Gerstensuppe (5 Euro) bis Ente (21,80 Euro) gibt es „alpin inspirierte Gerichte“ wie geräucherte Bachforelle, Allgäuer Käsknöpfle, Kaspressknödel, Ochsenbacke und, ähm, Flammkuchen.

Getränke Bier von Dinkelacker (Pils 2,90 Euro für 0,3 l), die Weine sind ausbaufähig, aber fair kalkuliert (zwei Württemberger, zwei Italiener 4,50 Euro für 0,2 l); es gibt Punsch, Glühwein und Winter Sangria.

Specials Fondue-Abende (25. November, 9. und 16. Dezember) für 24,60 pro Person

Info Bad Cannstatt, vor dem Mercedes-Benz-Museum, bis 23. Dezember, Di bis So ab 11.30 Uhr, Tel. 0711 / 178 30 63