Jana-Franziska Poll versucht, das Schweriner Bollwerk zu knacken – klappt es noch mit dem Titel für Allianz MTV Stuttgart? Foto: Baumann

Spiel vier war eine herbe Enttäuschung – schafft es das Team von Allianz MTV Stuttgart, diese bis zum entscheidenden Duell um den Volleyball-Titel abzuschütteln? Sportchefin Kim Renkema schätzt für uns die Chancen und Risiken ein.

Schwerin/Stuttgart - Hängende Köpfe, leere Blicke, enttäuschte Mienen: Nach der 0:3-Pleite am Donnerstagabend in Schwerin sahen die Stuttgarter Volleyballerinnen aus, als sei die Meisterschaft schon verloren. Daran hatte sich auch noch nichts geändert, als das Team am Freitagmorgen wieder auf dem Flughafen in Stuttgart gelandet war. Dabei steht das entscheidende fünfte Duell in der Play-off-Serie um die Meisterschaft an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sport1 live) gegen den SSC Schwerin in der restlos ausverkauften Scharrena noch aus. Weshalb Kim Renkema sich darum bemühte, möglichst schnell wieder Zuversicht zu verbreiten. Die MTV-Sportchefin über . . .

. . . den Versuch, ihr Team aufzurichten: „Wir hatten keine Zeit, uns mit dem Spiel in Schwerin zu beschäftigen. Ich habe die Spielerinnen gleich nach dem letzten Ballwechsel aufgefordert, den missglückten Auftritt zu vergessen und sich einen schönen Abend in Berlin zu machen, wo sie übernachtet haben. Wir müssen es schaffen, uns voll aufs finale fünfte Duell zu fokussieren. Jetzt geht es darum, alles zu geben und den Titel zu holen. Für die Mannschaft. Und für den Verein.“

. . . die Gründe für die schwache Leistung in Schwerin: „Wir haben keine Lösungen gefunden, das ist Fakt. Warum dies so war, müssen wir definitiv analysieren. Allerdings in aller Ruhe. Wir brauchen klare Antworten, und die kann es jetzt noch nicht geben. Nur so viel: Letztlich ist in unserem Sport vieles Kopfsache, und auch mentale Stärke kann man sich aneignen.“

. . . die sportliche Ausgangslage: „Zumindest einen Vorteil der kurzen Pause zwischen Spiel vier und fünf sehe ich: Es bleibt kein Raum für Aktionismus. Man kann durch Training nichts mehr bewegen. Leider haben wir dafür gesorgt, dass der SSC Schwerin voller Selbstvertrauen in die Partie gehen wird. Wir müssen erst wieder aufstehen, aber ich glaube fest daran, dass wir das schaffen werden. Und ich erwarte, dass die Mannschaft kämpft bis zum letzten Ball. Wir haben Heimvorteil und unsere Fans im Rücken, deshalb stehen die Chancen 50:50.“

. . . die Nachteile der kurzen Pause: „Bisher war es eine Finalserie auf hohem Niveau. Es ist sehr schade, dass nun ausgerechnet die Qualität der entscheidenden Partie durch diese Ansetzung stark beeinträchtigt wird. Keines der beiden Teams hat sich erholt, weshalb die aktuelle Situation nichts mehr mit Sport zu tun hat – es stehen ja keine Roboter auf dem Feld. Es wird ein Harakiri-Spiel geben, in dem es nicht mehr darauf ankommt, wer auf welcher Position besser besetzt ist oder vielleicht die bessere Bank hat. Am Ende wird die Mannschaft mit dem größeren Willen triumphieren.“

. . . die Stärke des SSC Schwerin: „Das Team hat eine sehr hohe individuelle Qualität, wie wir auch. Der Unterschied zu uns ist die Erfahrung. Die Schwerinerinnen wissen, wie man Titel holt. Und sie schaffen es, immer dann voll da zu sein, wenn es drauf ankommt. Sie haben eine unglaubliche mentale Kraft.“

. . . die organisatorische Aufgabe: „Innerhalb weniger Stunden ein solches Spiel auf die Beine zu stellen, das ist schon eine große Herausforderung. Aber wir werden auch das schaffen. Irgendwie.

. . . die Verletzung von Julia Schaefer: „Sie hat sich bei einer unglücklichen Abwehraktion das Wadenbein gebrochen. Ich habe sie – zusammen mit ihrer Mutter – nach der Erstversorgung im Krankenhaus in Schwerin noch in der Nacht zum Freitag nach Stuttgart gefahren. Dort ist sie am Freitag dann auch operiert worden. Ihre Verletzung ist ein herber Rückschlag für sie und für uns alle, sie passte irgendwie zu diesem verkorksten Spiel – wir haben einfach einen richtig gebrauchten Tag erwischt.“

. . . die Gefahr, wie vergangene Saison ohne Titel zu bleiben: „Das kann passieren, macht mir aber keine Angst. Der SSC Schwerin hat eine super Mannschaft und eine sehr gute Struktur, diesen Konkurrenten knackt man nicht so einfach. Klar ist aber: Egal, wie die Finalserie endet, wir haben gezeigt, dass wir auf Augenhöhe sind. Ich bin überzeugt, dass wir Meister werden können. Und sollten wir es doch nicht schaffen, wäre dies nur ein weiterer Beleg für die These, dass derjenige, der Titel holen will, auch Geduld benötigt.“