Alfie im Arm seiner Mutter Kate James in Liverpool. Foto: PA

Der 23 Monate alte Alfie ist tot. Das britische Kind hatte international Mitgefühl geweckt. Heftige Streitereien mit den behandelnden Ärzten in England hatten für mediale Furore gesorgt.

London - Das Schicksal des todkranken britischen Kleinkindes Alfie Evans bewegte zahlreiche Menschen, führte zu einem erbitterten Rechtsstreit zwischen den Eltern und Ärzten und rief sogar Papst Franziskus auf den Plan. Jetzt ist der 23 Monate alte Junge in einem Krankenhaus in Liverpool gestorben.

Er starb nach Angaben seiner Eltern in der Nacht auf Samstag, nachdem sein Beatmungsgerät am Montag abgeschaltet worden war. „Unserem Baby sind heute Nacht um 2.30 Uhr Flügel gewachsen“, schrieben die jungen Eltern Kate James und Thomas Evans auf Facebook. „Wir sind untröstlich. Wir danken allen für ihre Unterstützung.“ Der 21 Jahre alte Vater schrieb außerdem, „mein Gladiator hat sein Schild niedergelegt“.

Das Kinderkrankenhaus Alder Hey in Liverpool, in dem Alfie starb, sprach der Familie sein Beileid aus. Trauernde legten vor der Klinik Blumen nieder und wollten Luftballons aufsteigen lassen. Die Eltern hatten in einem monatelangen Rechtsstreit vergeblich versucht, eine Weiterbehandlung ihres Kindes zu erzwingen. Der kleine Alfie war an einem seltenen degenerativen und unheilbaren Hirnleiden erkrankt und seit Dezember 2016 im Krankenhaus. Die Ärzte der Klinik stuften den Fall als hoffnungslos ein und wollten die lebenserhaltenden Geräte abschalten. Dagegen setzten sich die Eltern juristisch zur Wehr. Der Vater und die 20 Jahre alte Mutter zogen bis vor den Obersten Gerichtshof Großbritanniens und den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof, unterlagen aber immer wieder. Laut britischem Recht können Eltern keine Forsetzung einer Behandlung verlangen, wenn die Last der Behandlung eindeutig den Nutzen für das Kind überwiegt. Die Eltern wollten ihren Sohn schließlich zur Behandlung in ein Kinderkrankenhaus in Rom verlegen. Auch das verwehrte ihnen die britische Justiz. Zuletzt scheiterte am Mittwoch ein Berufungsantrag der Eltern. Bereits am Montagabend war das Beatmungsgerät des Jungen abgeschaltet worden. Er atmete dann zunächst selbstständig weiter.

Papst Franziskus setzte sich für Alfie ein

Papst Franziskus persönlich hatte sich wiederholt für den kleinen Jungen eingesetzt. Er empfing den Vater im Vatikan zu einer Privataudienz und schrieb auf Twitter, er hoffe, der Wunsch der Eltern nach einer „neuen Form der Behandlung“ für ihr Kind werde erfüllt. Die italienische Regierung verlieh Alfie sogar die italienische Staatsbürgerschaft, um eine Verlegung des Jungen in das Kinderkrankenhaus Bambino Gesù in Rom zu erleichtern. Der Fall fand wegen des öffentlichkeitswirksamen Engagements der Eltern weit über Großbritannien hinaus Beachtung.

Hunderttausende Menschen unterstützten die Eltern in einer Petition, in den katholisch geprägten Ländern Italien und Polen wurden Mahnwachen abgehalten. Auch vor dem Kinderkrankenhaus in Liverpool versammelten sich immer wieder Unterstützer. Am Montag musste die Polizei eingreifen, als Protestierer in die Klinik eindringen wollten, das Krankenhauspersonal wurde im Internet beschimpft. Nach der letzten Justizentscheidung in dem Fall versuchte Thomas Evans am Donnerstag, die Gemüter zu beruhigen. Er rief die Unterstützer auf, nach Hause zu gehen, und dankte den Klinikmitarbeitern für „ihre Würde und Professionalität“. Er, seine Frau und das Krankenhaus wollten nach dem langen Rechtsstreit „eine Brücke bauen und sie überqueren.“ Das Krankenhaus appellierte am Samstag, die Privatsphäre der trauernden Eltern und des Klinikpersonals zu respektieren.