Alexej Nawalny benötigt nach seiner Entlassung noch einige Zeit in der Reha. Foto: dpa/Andrew Lubimov

In einem Interview mit dem „Spiegel“ macht der Kreml-Kritiker den russischen Staatschef Wladimir Putin für den Giftanschlag verantwortlich. Nach Russland wolle er dennoch zurückkehren.

Berlin - In seinem ersten großen Interview nach dem Giftanschlag auf ihn hat der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny den russischen Staatschef Wladimir Putin für die Tat verantwortlich gemacht. „Ich behaupte, dass hinter der Tat Putin steht“, sagte Nawalny in einem Interview mit dem „Spiegel“, das am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurde. „Andere Versionen des Tathergangs“ sehe er nicht.

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Nawalny kündigte in dem Interview an, nach Russland zurückzukehren. „Meine Aufgabe ist jetzt, der Typ zu bleiben, der keine Angst hat“, sagte er dem „Spiegel“. Und ich habe keine Angst!“ Zuvor hatte bereits Nawalnys Stabschef Leonid Wolkow gesagt, dass Nawalny nach seiner Genesung in seine Heimat zurückkehren wolle. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus am 22. September benötigt Nawalny allerdings noch eine längere Reha-Therapie.

Erhebliche Spannungen zwischen Berlin und Moskau

Der prominente Kreml-Kritiker war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und seiner Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht; in Deutschland wurde eine Vergiftung mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe festgestellt. Labore in Frankreich und Schweden bestätigten diesen Befund eines Bundeswehrlabors.

Die russische Regierung weist den Verdacht zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben. Der Fall hat für erhebliche Spannungen zwischen Berlin und Moskau gesorgt. Die Bundesregierung erwartet, dass bei dem am Donnerstagnachmittag beginnenden EU-Gipfel die Mitgliedstaaten den Giftanschlag auf den bekannten russischen Oppositionellen gemeinsam verurteilen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte ihre Unterstützung für Nawalny auch dadurch, dass sie ihm vergangene Woche einen Krankenbesuch abstattete.