Marcos Knight und die MHP Riesen wollen bald wieder spielen. Foto: Pressefoto Baumann

Die Basketball-Bundesliga will Saison fortsetzen und orientiert sich dabei am Beispiel Fußball, das Mut macht – Entscheidung am Dienstag?

Suttgart/München - Alexander Reil ist zwar Basketball-Funktionär, aber auch ein bekennender Fußballfan. Nicht nur deshalb hat er sich gefreut, dass am Wochenende die Bundesliga den Spielbetrieb wieder aufgenommen hat. „Bisher hat das Konzept geklappt – warum soll es dann nicht auch bei uns funktionieren“, sagt der Ludwigsburger in seiner Rolle als Präsident der Basketball-Bundesliga.

Schließlich hat die BBL ebenfalls ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept ausgearbeitet, um den Spielbetrieb zumindest in Turnierform vom 5. bis 28. Juni wieder aufzunehmen. Reil betont: „Wir wollen einen würdigen Meister ausspielen.“ Auch wenn letztendlich nur noch zehn der eigentlich 17 Bundesliga-Mannschaften dazu antreten werden. Die Stunde der Wahrheit schlägt wohl an diesem Dienstag, wenn das bayerische Kabinett tagt – und dann auch grünes Licht für das geplante Final-Turnier in München geben sollte. Sonst drängt die Zeit, schließlich müssen die Spieler zunächst auch noch das Mannschaftstraining von mindestens zwei Wochen aufnehmen, was unter besonderen Vorschriften (etwa regelmäßigen Tests) inzwischen auch in Baden-Württemberg wieder möglich ist.

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Wobei sich das 42-seitige „Konzept für den Sonderspielbetrieb zur Wiederaufnahme der Saison 2019/20“ der BBL nicht nur am großen Bruder Fußball orientiert, sondern in gewissen Punkten sogar darüber hinaus geht. So werden die Spieler der zehn teilnehmenden Teams – darunter die MHP Riesen Ludwigsburg – in einem einzigen Hotel in München unterbracht und zwar für die gesamten eingeplanten drei Wochen, wenn der Club solange im Wettbewerb ist.

In Gruppen bis zu drei Personen dürfen Spieler und Betreuer das Hotel verlassen, aber nur zum Spaziergehen oder Joggen. Im Basketball fehlen nicht nur die Fans, auch die traditionellen Bodenwischer sind tabu. Diese Aufgabe sollen Betreuer übernehmen. Kleiner Knackpunkt: Sollte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein Spieler positiv getestet werden, müsste nur er in Quarantäne, nicht das gesamte Team.

Das ambitionierte Projekt ist von der Organisation her eine aufwendige Angelegenheit, so dass sich die Kosten dafür auf etwa eine Million Euro summieren. Diese würden zunächst einmal von der BBL übernommen, wobei die wiederum von den Clubs (über Sponsoren, Werberechte, Abgaben) finanziert wird, so dass indirekt die Vereine (und zwar alle 17 dieser Saison, nicht nur die zehn des Turniers) dafür gerade stehen.

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Zudem schlagen bei einem Restart auch die Personalkosten für die Spieler wieder voll zu Buche, nachdem diese aktuell durch Gehaltsverzichte oder auch Kurzarbeitergeld teilweise kompensiert werden. Das wiederum war für einige Vereine mit ein Grund, kein gesteigertes Interesse an dem Turnier zu zeigen.

Und auch einige Profis sehen die Fortsetzung des Saison durchaus kritisch: „Die Vereine wurden von der Liga zu einer umfangreichen Kommunikation aufgefordert, das ist aber von Standort zu Standort unterschiedlich passiert“, erklärte Nationalspieler und Athletensprecher Bastian Doreth in der ARD. Die Spieler hätten Fragen zu Langzeitschäden durch Corona oder zur Quarantäne. Zumindest im zweiten Punkt beruhigt Reil: „Wenn die Vorschriften und Regeln diszipliniert beachtet werden, ist das Hotel der sicherste Ort, den es gibt.“

Ähnlich wie im Fußball könnte der deutsche Basketball sogar eine Vorreiterrolle einnehmen. Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic vom europäischen Top-Club FC Barcelona sagt dazu: „Hier in Spanien muss bis zum 31. Mai eine Entscheidung über den Sport getroffen werden. Wenn in Deutschland zuvor entschieden wird, dass die BBL weiterspielen kann, wäre das schon eine Botschaft. Viele sagen: Wenn die Bundesliga spielen kann, warum sollen wir dann nicht auch spielen?“

Nur zur Erinnerung: Die Bundesliga hatte sich vor einigen Jahren das hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die führende Liga Europas sein – zumindest in einem Punkt hätte sie das dann geschafft.