Hilfe aus der Luft: Ein Hubschrauber bringt bei der Übung „Heißer Süden“ Wasser in einem speziellen Behälter. Foto: factum/Granville, SDMG (2)

Die Brandgefahr ist in Baden-Württemberg wesentlich geringer als in Griechenland oder Schweden, weil andere Baumarten dominieren und die Wälder viel zugänglicher sind. Die Feuerwehren halten ihre Ausrüstung für ausreichend.

Weil im Schönbuch - Michael Angeli hat sich den Wald genau angeschaut: Trocken sei es, lautet das Urteil des Feuerwehrkommandanten aus Weil im Schönbuch, für extrem hoch hält er die Waldbrandgefahr jedoch nicht. „Für den Notfall sind wir auch gewappnet“, sagt er. Erst im vergangenen Oktober hat die Weiler Feuerwehr an der Katastrophenschutzübung „Heißer Süden“ teilgenommen. Dabei brannte es unter anderem im Herrenberger Wald – rein theoretisch. „Und wir sind bestens gerüstet“, sagt Angeli noch. Damit liegt der Kommandant auf einer Linie mit seinen Kollegen und den Behörden.

Für die Region Stuttgart hat der Deutsche Wetterdienst die Waldbrandgefahr auf der dritten von fünf möglichen Stufen eingeordnet. Die Wetterstationen stehen in Sachsenheim, Stuttgart und Renningen. Der Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) hat am Mittwoch an die Bevölkerung appelliert, sofort 112 zu wählen, wenn sie einen Brand im Wald entdeckten. Seiner Meinung nach sind die Feuerwehren im Land „für die Bekämpfung von Waldbränden gut aufgestellt“. Auch Andreas Wersch vom Landesfeuerwehrverband in Filderstadt (Kreis Esslingen) sieht keine Defizit bei der Ausrüstung. Jede örtliche Feuerwehr verfüge über einen Tankwagen mit einer Kapazität von 2000 Litern, zählt er auf. Laut dem Verbandssprecher sind zudem Drohnen in der Entwicklung, die bis zu 600 Liter Wasser führen können.

Löschwasserbehälter werden an Hubschrauber angehängt

Statt über Löschflugzeuge, die sich nur an größeren Gewässern betanken lassen, verfügt die Bundeswehr über Löschwasserbehälter, die an Hubschrauber von den Soldaten oder der Polizei angehängt werden. Sie fassen 5000 Liter Wasser und werden während des Flugs gefüllt, ein Baggersee reicht dazu aus. Drei davon stehen in Baden-Württemberg bereit. Bei der Katastrophenübung „Heißer Süden“ war einer davon im Einsatz. Der Pilot tankte im Kirchentellinsfurter See. Sieben Spezialcontainer zur Löschwasserförderung, die sich auf Lastwagen aufladen lassen, gibt es noch. Sie beinhalten eine starke Pumpe und fast zwei Kilometer lange Schläuche. Im Fall eines Feuers wird das Wasser auch aus Freibädern entnommen. In ländlichen Gebieten gibt es laut René Wauro, dem Kreisbrandmeister im Rems-Murr-Kreis, für den Notfall ein Abkommen mit Landwirten: Sie füllen dann ihre Güllefässer mit Wasser und bringen sie zur Brandstelle.

Die jüngsten Waldbrände in der Region hatten die Feuerwehren relativ rasch gelöscht. Bei Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) war im Mai trockenes Laub, Buschwerk und Unterholz in Brand geraten. Im April musste die Feuerwehr bei Steinenbronn Leitungen in den Wald legen, um ein Feuer zu löschen. Zu 95 Prozent sind die Brände von Menschen verursacht – durch Zigarettenkippen oder Glasscherben zum Beispiel.

Weniger feuerempfindliche Wälder

Baden-Württembergs Wälder sind jedoch weniger feuerempfindlich: Sie sind dicht, verfügen über wenig Unterholz, bestehen aus einer Mischung aus Laubbäumen und Tannen wie Fichten oder Lärchen, der Boden ist lehmig. Anders als in Schweden oder Südeuropa haben die leicht entzündlichen Kiefern einen Anteil von weniger als sechs Prozent. Und die Wälder sind von 80 000 Kilometern an Wegen durchzogen, die von Holztansportern befahren werden können, was der Feuerwehr die Arbeit erleichtert. Schwierig wird es nur in Tälern, an Hängen oder in Naturschutzgebieten. Ein Problembereich sei die Hochfläche der Alb, da es dort wenig Wasser gebe, sagt Herbert Aichholz vom Göppinger Kreisforstamt. Größere Waldbrände seien in der jüngeren Vergangenheit aber nicht vorgekommen, gerade liegt der Gefahrenindex für die Alb bei Stufe zwei.

„Feuer bleiben bei uns nur kurz unentdeckt“, ergänzt der Ludwigsburger Kreisbrandmeister Andy Dorroch. In der dicht besiedelten Region Stuttgart sind die Waldflächen eher klein und werden gut überwacht – von Förstern, zahlreichen Spaziergängern und vielen Fliegern. Das Feuer im Wald von Leinfelden-Echterdingen hatte ein Polizeihubschrauber entdeckt. Für größere zusammenhängende Gebiete wie den Schönbuch wurden Waldbrandalarmpläne erarbeitet, die in den Landratsämtern hinterlegt sind. Darin sind unter anderem die Wasserentnahmestellen markiert, die Wege, mögliche Treffpunkte. „Alle einsatztaktischen Fragen, die zur Bekämpfung des Feuers notwendig sind, sind darin geregelt“, erklärt Frieder Lieb, der Bezirksbrandmeister vom Stuttgarter Regierungspräsidium. Genau dieser Plan wurde bei der Übung „Heißer Süden“ getestet.

Seinen nächsten Lehrgang für Wald- und Vegetationsbrände hat der Weil im Schönbucher Kommandant Michael Angeli im September. Für solche Feuer ist Spezialwissen notwendig: „Man muss mit der Windrichtung arbeiten“, nennt er ein Beispiel. Der Aufbau einer stabilen Wasserversorgung wird geübt, der Boden untersucht, denn Feuer können in die Tiefe gehen. Und notfalls muss die Mannschaft auch in der Lage sein, Schneisen zu schlagen. Einsetzen konnte der Kommandant Angeli sein Wissen noch nicht: Der letzte kleine Flächenbrand bei Weil im Schönbuch liegt zehn Jahre zurück.