Tornados können verheerende Schäden verursachen. Foto: dpa//ilas Stein

Ein extremes Unwetter mit Orkanböen, Starkregen, Hagel und Gewitter bahnt sich an. Der Aufenthalt im Freien kann lebensgefährlich werden – vor allem, wenn ein Tornado auftritt. Nach wenigen Minuten ist alles vorbei. Aber woher kommt das seltene Wetterphänomen, das man sonst vor allem aus den USA kennt?

Die Menschen in vielen Regionen Deutschlands müssen sich auf heftige Unwetter einstellen. Dabei soll es am Freitagvormittag (20. Mai) zunächst nur vereinzelte Gewitter geben – vorrangig in einem Streifen von Mosel und Main bis zum Erzgebirge.

Aber dann: „Ab den Mittagsstunden auf Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz übergreifende schwere Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr!“, prognostiziert der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitagmorgen.

Schwere Sturmböen bis Orkanböen mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 Stundenkilometern und vereinzelte Tornados seien nicht ausgeschlossen, heißt es weiter. Nach Einschätzung von Meteorologen dürfte vielerorts die höchste Warnstufe (Stufe 4) ausgerufen werden. Damit drohen dort, wo der Gewitterkomplex auftritt, massive Schäden.

Tornados – die wichtigsten Fragen und Antworten

Wenn ein Tornado auftritt, ist nach wenigen Minuten schon wieder alles vorbei. Aber woher kommt das seltene Wetterphänomen, das man sonst vor allem aus den USA kennt?

Wie entsteht ein Tornado?

Tiefstehende Schauer- und Gewitterwolken sind Grundvoraussetzung für die Entstehung eines Tornados, erläutert der Tornado-Experte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Wenn der Wind vom Boden bis zur Wolke zudem Richtung und Geschwindigkeit ändert, beginnen die Luftmassen sich zu drehen.

Damit sich der sogenannte Wolkenrüssel bildet, muss die aufsteigende Luft sehr feucht sein. „Die aus dem Wolkenrüssel freigesetzte Energie führt dazu, dass die Luft sich immer schneller dreht.“

Wie häufig sind Tornados in Deutschland?

Selbst bei optimalen Bedingungen seien Tornados hierzulande „ein sehr seltenes Ereignis“, erklärt der Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst. „Nur in einem Prozent aller Stürme kommt es zu einem echten Tornado. Wir haben in Deutschland keine amerikanischen Verhältnisse.“

Kleinere Tornados in Verbindung mit einer Kaltfront und Wärmegewittern kämen indes häufiger vor – ungefähr 20 bis 50-Mal im Jahr. Lux: „Prinzipiell sind sie aber das ganze Jahr über möglich.“

Deutschland sei kein typisches Tornado-Gebiet, betont auch Friedrich. Wirbelstürme könnten aber überall auftreten. In den vergangenen 20 bis 30 Jahren seien jährlich etwa 20 bis 60 Tornados mithilfe von Augenzeugenberichten erfasst worden, so Friedrich. „Die Dunkelziffer ist allerdings sehr viel höher.“ Es würden immer öfter Tornados bekannt, weil die Stürme heute etwa einfach mit Smartphones gefilmt werden könnten.

Ab wann gilt ein Tornado als gefährlich?

Wirbelstürme werden mithilfe der Fujita-Skala klassifiziert. Die bisher beobachteten Stufen reichen von F0 – maximal 116 Kilometer pro Stunde – bis F5 mit mehr als 500 Kilometer pro Stunde. Auch die niedrigste Stufe liege bereits weit über normalen Unwetterwarnungen, so Friedrich. „Jeder Tornado kann lebensgefährlich sein.“

Kann ein Tornado vorausgesehen werden?

Weil sie kleinräumig auftreten und nur kurz dauern, sind Tornados sehr schwer vorherzusagen. Erst, wenn der Tornado bereits wütet und entdeckt wurde, können Städte oder Landkreise gewarnt werden.

Nimmt die Zahl der Tornados durch den Klimawandel zu?

Wegen der Erwärmung der Atmosphäre werden die Tornados eher stärker, aber nicht häufiger. „Der Klimawandel ist eine Temperaturerhöhung der Erdatmosphäre, erklärt Gerhard Lux. „Das wiederum verstärkt den Wasserkreislauf, wodurch sich stärkere Regenschauer und Stürme bilden können. Man kann aufgrund der Beobachtungen der Tornados überhaupt nichts statistisch ableiten. Das wäre reine Spekulation.“

Das Auftreten von Tornados in Deutschland hängt dem Meteorologen zufolge mit der Wärmeentwicklung und den Großwetterfronten zusammen, die im Sommer über Deutschland hinwegziehen. „Im Süden sind Sommergewitter häufiger. Aber niemand in Deutschland ist vor einem Tornado gefeit“, so Lux.

Gibt es bei Tornados in Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle?

Als Grundregel gilt: Im Westen eher als im Osten und im Süden eher als im Norden. Das hängt mit der Wärmeentwicklung und den Großwetterfronten zusammen, die im Sommer über Deutschland hinwegziehen. Im Süden sind Sommergewitter häufiger. Aber niemand in Deutschland ist vor einem Tornado gefeit.

Was sollte man bei einem Tornado tun?

Das raten die Experten vom Deutschen Wetterdienst:

Tipp 1: Verstecken in einem fensterlosen Raum

Wer in einem festen Gebäude ist oder sich dahin zurückziehen kann, der sollte möglichst in den Keller gehen. Und dort weit weg von allen Türen und Fensters, bestmöglich sich sogar in einen fensterlosen Raum begeben. Denn dort ist man vor Trümmerteilen sicher, die der Tornado aufwirbelt und die Fenster, Rollläden, sogar Garagen mit Stahltoren durchschlagen können.

Tipp 2: Im Freien in einer Mulde Schutz suchen

Ist man im freien Gelände unterwegs und kann dem Tornado weder ausweichen noch ein festes Gebäude erreichen, sollte man sich eine Mulde im Gelände suchen. Sie ist am besten so weit wie möglich entfernt von Häusern, Bäumen und Gegenständen, die der Tornado umwerfen und abheben lassen kann. Denn sie wären tödliche Geschosse. In die Mulde sollte man sich flach mit dem Gesicht nach unten legen.

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