Ein Helm kann Leben retten – und muss auch nicht schlecht aussehen. Foto: Ines Rudel

Wer mit Helm radelt, erhöht die Chance, einen Unfall unverletzt zu überleben, um ein Vielfaches. Das haben Verkehrsexperten beim Aktionstag in der Sporthalle des Gymnasiums Plochingen den Schülern deutlich gemacht.

Plochingen - Die Choreografie ist einer inneren Logik gefolgt. Die letzte der acht Stationen, die die Schülerinnen und Schüler des Plochinger Gymnasiums beim Aktionstag „Schütze dein Bestes“ am Donnerstag durchlaufen mussten, wurde vom Deutschen Roten Kreuz betreut – es ging um lebensrettende Sofortmaßnahmen nach einem Unfall. Wie man verhindert, dass es überhaupt so weit kommt und wie man sein „Bestes“, das menschliche Gehirn, beim Radfahren vor irreparablem Schaden bewahrt, ist den 330 Gymnasiasten der Klassenstufe 7 an den vorausgehenden sieben Stationen vermittelt worden.

Zum Beispiel von Jürgen Enderle, der im Landeskriminalamt Baden-Württemberg für das Referat Prävention zuständig ist. „Knochen heilen, das Gehirn nicht“, ist seine Botschaft an diesem Morgen in der Sporthalle der Schule. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich ein Gehirnschaden auswirkt, lässt er die Schüler einfache Bildvorlagen spiegelverkehrt nachzeichnen. Und um zu zeigen, wie sehr ein Fahrradhelm radhelmden Aufprall des Kopfes auf dem Boden abfedern kann, lässt er sie mit einem Gummihammer kräftig auf einen mit Kraftmesspunkten präparierten Holzkopf hauen. Der Vergleich, einmal Holzkopf ohne Helm, einmal Holzkopf mit Helm, zeigt, dass ein getragener Helm die auf den Kopf treffende Aufprallenenergie mindestens halbiert und so den entscheidenden Unterschied zwischen Gesundheit und lebenslangem Leiden ausmachen kann. Auch hier ist die Botschaft klar: Ein Holzkopf ist, wer keinen Helm trägt.

Profis tragen Helm

Diese Botschaft vermittelt zum Beispiel Klaus-Peter Flieger von der Unfallkasse Baden-Württemberg. Die Kasse springt ein, wenn es zu einem Schulwegunfall kommt – entsprechend hoch ist die Motivation, ebendiesen zu verhindern. „Profis tragen Helm“ steht auf dem Schwungrad, das neben Radfahrern auch einen Astronauten, einen Skirennläufer, einen Football-Spieler und einen Feuerwehrmann zeigt.

Dass es keine Veranstaltung im luftleeren Raum ist, hat Martina Kaplan, die Referatsleiterin Prävention in dem auch für den Landkreis Esslingen zuständigen Polizeipräsidium, klar gemacht. Fünf tote und 66 schwer verletzte Radfahrer verzeichnet die aktuelle Unfallstatistik für den Landkreis Esslingen. Die Zahl der Fahrradunfälle insgesamt ist im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 443 auf 489 gestiegen. „Landesweit sind im vergangenen Jahr 68 Radfahrer bei Unfällen gestorben. Zwei Drittel davon haben keinen Fahrradhelm getragen. Ihnen sind meist ihre schweren Kopfverletzungen zum Verhängnis geworden“, zitiert die Kriminaloberrätin aus der Statistik des Landes. Von den sieben in den vergangenen beiden Jahren in den Kreisen Esslingen, Tübingen und Reutlingen, dem Zuständigkeitsbereich des Präsidiums Reutlingen, ums Leben gekommenen Radfahrern haben fünf keinen Helm getragen.

Jugendliche Zielgruppe bereitet Kopfzerbrechen

Gerade die Zielgruppe der Jugendlichen bereitet der Polizei und der Unfallkasse Kopfzerbrechen. „Bei den jüngeren Jahrgängen ist das Helmtragen inzwischen beinahe selbstverständlich – auch wegen der in der vierten Klasse verbindlichen Fahrradausbildung. Bei den Älteren sieht man den Helm häufig nur noch am Lenker baumeln“, sagt Martina Kaplan.

Der Aktionstag „Schütze Dein Bestes“, der erste seiner Art im Landkreis Esslingen, ist vom Landesministerium für Inneres, Digitales und Migration, dem Gewinnsparverein der Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg und der Volksbank Plochingen organisiert worden. Die Kampagne wird unterstützt von der landesweiten Verkehrssicherheitsaktion „Gib Acht im Verkehr“. Das Ziel ist es, die Helmtragequote bei Kindern und Jugendlichen zu erhöhen. Das Gymnasium Plochingen hat sich als Partner angeboten, weil die 1300 Schüler zählenden Einrichtung einen großen Einzugsbereich hat und viele der Jugendlichen ihren Schulweg mit dem Rad zurücklegen.