Anhänger der bäuerlichen Landwirtschaft haben auf dem Schlossplatz Alarm geschlagen. Ihr Ziel: eine bessere Agrarpolitik. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Zum europaweiten Aktionstag „Good Food Good Farming“ hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft in Kooperation mit Slow Food und anderen geladen. Dazu gab es auf dem Schlossplatz eine besondere Aktion.

Stuttgart - Traktoren, Anhänger und einige Plakate weisen den Weg: Auf dem Stuttgarter Schlossplatz haben sich Menschen mit Töpfen, Metallschüsseln und Kuhglocken versammelt, auf die sie mit Klöppeln, Ess- und Kochlöffeln hämmern, dazu „gutes Essen, gute Landwirtschaft“ rufen. Den Takt im versetzten Sambarhythmus sagt Henrik Maaß an, Mitglied der Action-Samba Gruppe Rhythms of Resistance Stuttgart und der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (ABL). Letztere lud zum europaweiten Aktionstag „Good Food Good Farming“ unter dem Motto „Schlag Alarm“ zu dem Kochtopf-Orchester, an dem sich in 19 Ländern über 60 europäische Städte beteiligten – und das in Kooperation mit der Initiative Slow Food und im Einklang mit Verbänden aus Landwirtschaft, Ernährung, Tier- und Umweltschutz.

Tagung im Hospitalhof

Parallel dazu organisierten sie eine Tagung im Hospitalhof. Dort wurde in Vorträgen und Diskussionen mit Politikern erörtert, wie die Landwirtschaft in Baden-Württemberg und Europa zukünftig aussehen könnte. Aktuell wird in Brüssel über die europäische Agrarpolitik debattiert, zudem im Landtag unter anderem die Petition gegen einen geplanten Großstall für tausend Kühe in Ostrach-Hahnennest (Kreis Sigmaringen) verhandelt. Gegner befürchten, dass zu viel Nitrat ins Grundwasser gelangt und Kleinbauern verdrängt werden, weil riesige Flächen dem Futteranbau dienten.

Agrarsubventionen umleiten

Auch in Stuttgart forderten die Verbände und Bürgerinitiativen, dass die 60 Millionen Euro Agrarsubventionen an landwirtschaftliche Betriebe gehen, die Tiere artgerecht halten, insektenfreundlich ackern und gutes Essen herstellen. Das Prinzip, viel Geld an die zu geben, die viel Land besitzen, unabhängig davon, ob sie zukunftsfähig wirtschaften, müsse gestoppt werden, so ABL-Geschäftsführer Frieder Thomas. Die Folgen: Artensterben, Klimakrise, verschmutztes Wasser, Tierleid, Monokulturen, Landraub und Höfesterben. Biobäuerin Birgit Strohmeier fasste es in Zahlen: „1981 gab es noch 138 000 landwirtschaftliche Betriebe im Land, 2017 sind es nur noch 39 000. Um 75 Prozent ging auch die Artenvielfalt zurück.“ Und Rupert Ebner, Tierarzt und Vorstandsmitglied Slow Food Deutschland plädierte beim Kochtopf-Alarm für Genuss ohne Reue. Industrielle Lebensmittel enthielten oft so genannte natürliche Aromen, das seien indes künstliche, statt echter Erdbeeren sei darin Erdbeergeschmack. „Wir wollen Lebensmittel ohne Gentechnik, Chemie und Antibiotika, die Landwirte sollen gut, sicher, fair ihre Aufgabe erfüllen können, alle in der Produktionskette ihren gerechten Lohn erhalten“, sagte er.