Die Länder werden aktiv gegen den Lehrermangel. Foto: dpa-Zentralbild

In den nächsten Jahren müssen tausende neuer Lehrer eingestellt werden. Baden-Württemberg stockt nun noch einmal die Plätze an den Pädagogischen Hochschulen auf.

Stuttgart - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will den Lehrermangel an Grundschulen entschärfen. Jetzt sollen noch einmal 200 Studienplätze eingerichtet werden, erklärte Eisenmann gegenüber unserer Zeitung. Darüber sei sie sich mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) einig. Der Posten soll bereits über den Nachtragshaushalt finanziert werden, der im Dezember verabschiedet werden soll. Zum jetzt beginnenden Wintersemester wurden schon 200 zusätzliche Studienplätze für angehende Grundschullehrkräfte angeboten. Doch längst nicht alle Interessenten bekamen eine Zusage. So gab es nach Darstellung des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) beispielsweise an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe mehr als 2000 Bewerbungen für die 230 Studienplätze.

Ausbildung über den Bedarf

„Die steigenden Schülerzahlen legen die Erhöhung nahe“, sagte Eisenmann. Es schade auch nicht, über Bedarf auszubilden, weil dann eine Auswahl der besten Bewerber erfolgen könne. „Wir müssen insgesamt zu einer solideren und vorausschauenderen Planung kommen“, meint die Kultusministerin. Bisher sei in den Bedarfsplanungen etwa nicht ausreichend abgebildet worden, dass immer mehr Lehrer in Teilzeit arbeiten würden. „Wir steuern in diesen Bereichen nach und passen die Planung der Realität an – das war längst überfällig“, betont die Ministerin. Auch die Kultusministerkonferenz beschäftigt sich in ihrer aktuellen Sitzung an diesem Donnerstag und Freitag mit dem Lehrereinstellungsbedarf in Deutschland in den nächsten Jahren, denn Lehrermangel herrscht in allen Bundesländern.

Ersatzbedarf nimmt ab

Allein in Baden-Württemberg müssen nach einer Prognose des Kultusministeriums innerhalb von 14 Jahren knapp 40 000 Lehrerstellen neu besetzt werden, zumeist weil Pädagogen in den Ruhestand gehen. Pädagogische Neuerungen sind dabei gar nicht eingerechnet. Würde etwa Ethikunterricht an den Grundschulen eingeführt, wären zusätzliche Lehrkräfte nötig. Der Großteil der Stellen verteilt sich auf die Grundschulen und die beruflichen Schulen. Doch schon jetzt sind vor allem im Grundschulbereich die Bewerber knapp. Mehrere Hundert Lehrerstellen konnten zu Beginn dieses Schuljahres nicht besetzt werden.

Der Prognose zufolge werden im Lauf der Jahre jedoch weniger Stellen frei. Waren es in diesem Jahr an den Grundschulen 1050 Stellen, so werde der Bedarf bis zum Jahr 2027 kontinuierlich auf dann 480 sinken. Ab dem Jahr 2029 prognostizieren die Statistiker vorläufig wieder steigenden Ersatzbedarf. Auch an den Haupt- und Realschulen (Sekundarstufe I) wird sich der Einstellungsbedarf den Statistikern zufolge in den nächsten Jahren halbieren.