Die Aktion Weihnachten bittet bis zum Heiligen Abend um Spenden für Bedürftige. Foto: Gottfried Stoppel

Seit vielen Jahren lebt die Rentnerin Frau R. schon in Stuttgart, doch jetzt ist sie verzweifelt. Das Mobiliar ist durch einen Rohrbruch zerstört, ihre Tochter kann sie nicht unterstützen – sie hat das Downsyndrom.

Stuttgart - Die Wohnung von Frau R. ist ziemlich kühl. Sie spart Heizkosten, jede Ausgabe muss sie bei ihrer kleinen Rente gut bedenken. Dass im Sommer 2016 ihre Sozialwohnung wegen eines Wasserrohrbruchs geflutet war, lässt sie verzweifeln.

„Zum Glück habe ich meinen Glauben, ich gehe jeden Sonntag in die Kirche“, sagt sie auf Portugiesisch, der Herr von der Beratungsstelle für Migration von der Evangelischen Gesellschaft übersetzt flüssig. Ihm hat sich die 73-Jährige anvertraut, endlich jemand, der sie verstand.

Kein Geld auf der hohen Kante

Seit fast 20 Jahren schon lebt Frau R. hier. Sie hatte ihre portugiesische Gemeinde und arbeitete, wie ihr Ehemann, im Reinigungsgewerbe. Auch da blieb man meistens unter sich, die deutsche Sprache hat sich Frau R. nie erschlossen. „Mein Mann hat immer alles erledigt“, sagt sie. Doch der ist im Alter von 68 Jahren vor zwei Jahren völlig überraschend verstorben. Er hinterließ ihr nur eine kleine Witwenrente, denn in all den Jahren zuvor, als er in Portugal gearbeitet hatte, seien keine Rentenbeiträge einbehalten worden. Auch Frau R.s Rente ist so klein, dass sie heute zusätzlich auf Grundsicherung angewiesen ist.

Schon die Beerdigungskosten vor zwei Jahren rissen ein Loch ins Budget, zudem braucht ihre Tochter ihre Hilfe. Sie ist mit Trisomie geboren und arbeitet in einer Behindertenwerkstatt. Gelegentlich brauche die 31-Jährige Windeln, im Winter eine spezielle Hautpflege, „aber dafür gibt es von der Krankenkasse kein Geld“, sagt Frau R.

Möbel und Herd in Mitleidenschaft gezogen

„Auch dafür habe ich nichts bekommen“, sagt sie und zeigt auf den Sockel ihres Wohnzimmerschranks. Fünf Zentimeter hoch ist das Holz ausgebleicht, die Lackierung splittert ab. Ihr Finger wandert weiter, zeigt aufs Parkett, das von schwarzen Flecken überzogen ist. Dann führt sie ihren Besuch ins Bad, wo in der Wand ein Loch klafft und davor eine Wasserleitung mit einer Schelle geflickt worden ist. „Da ist das Wasser rausgeflossen, als wir bei unserer Familie in Portugal Sommerferien gemacht haben“, erzählt sie. Die Mieterin unter ihr habe Alarm geschlagen, Handwerker reparierten das Rohr, doch den Schmodder wischte niemand vom Boden. „Frau R. musste sogar einen Rechtsanwalt einschalten, damit nach einem halben Jahr endlich jemand die gröbsten Schäden beseitigt hat“, erzählt der Betreuer. Entschädigungszahlungen habe der Vermieter bis heute abgewehrt.

Der Wohnzimmerschrank ist seitdem verzogen, das Bett ebenfalls, und das Wasser hat offenbar auch den Elektroherd beschädigt. „Wenn ich koche, bekomme ich manchmal Stromschläge“, sagt Frau R. „Manchmal wäre ich gern wieder in Portugal, aber meine Tochter würde niemals mitgehen. Das Leben ist kompliziert“, sagt sie. Beten helfe ihr. Das tut die Aktion Weihnachten auch.

Spenden an die BW-Bank, Iban: DE04 6005 0101 0002  3423 40, Bic: SOLADEST und die Schwäbische Bank, Iban: DE85 6002 0100 0000 0063 00, Bic: SCHWDESS.