Herr O. ist spielsüchtig. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Herr O. redet nicht gerne über das traumatischer Erlebnis, das seine Hand zum Zittern bringt. Seine Frau hat versucht, sich nach einem Schlaganfall umzubringen. Inzwischen lebt sie im Pflegeheim. Er selbst benötigt auch Hilfe. Nicht nur wegen seiner Spielsucht.

Stuttgart - Seit seine Frau im Pflegeheim ist, lebt Herr O. alleine. Ein gepflegter Eindruck ist dem 75-Jährigen wichtig. Das Putzen und Ordnunghalten bekomme er gut hin, sagt Katja Fackler vom Gemeindepsychiatrischen Zentrum. Sie besucht den Rentner regelmäßig. Blickt man hinter die Fassade, merkt man schnell, dass bei Herrn O. wenig in Ordnung ist. Über Gefühle reden fällt ihm sehr schwer. Wenn das Gespräch auf seine Frau komme, fange er sofort an zu weinen, sagt die Sozialpädagogin – und er zittere. Seit dem traumatischen Erlebnis mit seiner Frau leidet Herr O. an einem Tremor.

Vor rund zwei Jahren hatte Frau O. einen Schlaganfall. Sie kam damit nicht zurecht und versuchte, sich zu Hause das Leben zu nehmen. Sie verletzte sich selbst schwer. Herr O. hat sie gerade rechtzeitig gefunden. Nach der Klinik kam sie ins Pflegeheim.

Wenn es ihm schlecht geht, verspürt er den Druck zu spielen

Seither zittert die Hand von Herrn O. bei Stress und Anspannung. Auch wenn er etwas unterschreiben muss, ein offizielles Schriftstück, zittert Herr O. stark. Er hat als Kind eine Sonderschule besucht und keinen Schulabschluss. Gearbeitet hat er bis zur Rente als Lagerist in einem Verlag in der Region Stuttgart. „Harte Arbeit“ sei das gewesen, sagt die Fallmanagerin, die stellvertretend für Herrn O. spricht, weil es diesem gerade psychisch zu schlecht geht.

Er leidet schon lange an Depressionen – nicht erst seit dem Suizidversuch seiner Frau. Außerdem ist er spielsüchtig. Im Sommer hat sich seine gesetzliche Betreuerin hilfesuchend ans Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) gewandt. Wenn Herr O. seelischen Druck verspürt, ist die Gefahr groß, dass er spielen geht.

Er wird stationsäquivalent behandelt

Eine Zeit lang konnte er trotz Betreuung noch selbst Geld vom Konto abheben. Doch er hat zu viele Schulden angehäuft. So hat die Betreuerin die Reißleine gezogen. Herr O. kann auf sein Konto nicht mehr zugreifen. Stattdessen holt er sich wöchentlich Geld beim GPZ ab. Dort gibt es ein Verwahrgeldkonto. Weil er suizidale Gedanken geäußert hat, wird er inzwischen auch ambulant psychiatrisch versorgt über die stationsäquivalente Behandlung. Einmal am Tag bekommt er Besuch von einer Psychiaterin oder einem Psychiater. „Er ist nun gut medikamentös eingestellt“, sagt Katja Fackler. Positiv sei auch, dass Herr O. inzwischen von sich aus regelmäßig ins GPZ zum Mittagstisch komme. Auch die Besuche im Pflegeheim bei seiner Frau geben ihm Struktur.

Ein Rückenleiden macht dem Rentner allerdings zu schaffen. Er schläft auf einem alten Sofa, das Ehebett gibt es nicht mehr. Das Sofa sei komplett durchgelegen, sagt Katja Fackler. Herr O. war vor einigen Wochen in einer akuten Phase deshalb auf Krücken angewiesen. Gerade ist es etwas besser. Die Sozialpädagogin hat bei der Aktion Weihnachten für Herrn O. das Geld für ein Bett beantragt. Den Kauf wollen wir ermöglichen.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen.