Bedürftige Patienten des Furtbach-Krankenhauses werden über Fonds unterstützt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Benötigen bedürftige psychisch kranke Menschen aus dem Furtbach-Krankenhaus Hilfe, kann der Sozialdienst im begründeten Fall auf Mittel aus der Sozialkasse zurückgreifen. Diese wird von der Aktion Weihnachten finanziert. Wir schildern Beispiele.

Stuttgart - Herr K. ist Alkoholiker und psychisch krank. Komplett bergab ging es mit seinem Leben, als vor einigen Jahren seine Mutter starb. Der Verlust stürzte ihn in eine Krise. Er trank noch mehr Alkohol, bezahlte seine Rechnungen nicht mehr und kümmerte sich nicht um seine Wohnung, die zunehmend vermüllte. Irgendwann sah er gar keine Hoffnung mehr. Er versuchte, sich das Leben zu nehmen.

So kam Herr K. in die Psychiatrie, ins Furtbach-Krankenhaus. Der dortige Sozialdienst hat dem 52-Jährigen geholfen, das Problem der vermüllten Wohnung anzugehen. Es war viel angefallen, das weggeschmissen werden musste. Die normale Mülltonne reichte nicht aus – für 5,60 Euro das Stück kann man hellgraue Müllsäcke bei der Stadt Stuttgart kaufen, die der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart abholt. 20 Säcke hat der Sozialdienst des Furtbach-Krankenhauses für ihn gekauft, die Mittel kamen aus der Sozialkasse der Klinik, finanziert von der Aktion Weihnachten.

Patient wuchs im Heim und in Pflegefamilien auf, Freunde hat er keine

Auf die Sozialkasse werde nur bei nachgewiesener Bedürftigkeit zurückgegriffen, so Mathias Kauffmann vom Sozialdienst des Furtbach-Krankenhauses. Mit den Spendengeldern werden unterschiedlichste Problemlagen abgemildert – sei es, indem Unterwäsche für obdachlose Patientinnen und Patienten gekauft wird oder der Fahrschein zu Ämtern und Behörden, wenn diese nicht fußläufig erreichbar sind. Die ausbezahlten Beträge liegen oft zwischen fünf und 40 Euro, aber manchmal fällt auch mehr an.

Wie bei Herrn M., der ebenfalls unterstützt wurde – davon hing sogar der Behandlungserfolg ab. Herr M. ist ein Patient, der chronisch psychisch krank ist. Bei ihm wurde paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Nimmt er seine Medikamente, hört er keine Stimmen. Auch Herr M. ist um die 50 Jahre alt, der Auslöser seiner psychischen Erkrankung wird in seiner belasteten Kindheit gesehen. Mit drei Jahren landete er im Heim, verbrachte den Großteil seiner Kindheit in wechselnden Pflegefamilien. Es fehlte ihm dort an Liebe und Geborgenheit. Seit vielen Jahren lebt M. isoliert – hat keine Freunde, keinen Kontakt zu Verwandten. „Seine einzigen Bezugspersonen sind Tiere“, berichtet Kauffmann. Aktuell hat er einen Hasen.

Aus Sorge um den Hasen wollte Herr M. nicht in der Klinik bleiben

Hat Herr M., der berufsunfähig ist, eine schlechte Phase, sucht er entweder von sich aus die Pforte des Krankenhauses auf oder die Polizei bringt ihn. Das war auch beim letzten Mal der Fall. Herr M. weigerte sich jedoch, in der Klinik zu bleiben, obwohl er dringend behandlungsbedürftig gewesen sein soll. Doch er sorgte sich um seinen Hasen. Eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes konnte ihn schließlich beruhigen. Sie sorgte dafür, dass der Hase für die Zeit des Klinikaufenthalts ins Tierheim kam. Mithilfe des Fonds wurde die zweiwöchige Unterbringung dort finanziert. „Nur dadurch konnte er sich auf die Behandlung einlassen“, sagt Mathias Kauffmann.

Auch einer mittellosen Frau hat der Sozialdienst unkompliziert helfen können. Ihr Fall sei ebenfalls typisch, so Kauffmann. Die Akademikerin war ursprünglich als selbstständige Beraterin in Hessen tätig, doch über ihre Psychose verlor sie zuerst ihre Kunden, dann ihr Geld. Eine Zeit lang konnte sie ihr Leben noch über eine kleine Erbschaft finanzieren, doch dann war das Geld aufgebraucht. Weil sie länger keine Miete gezahlt hatte, wurde sie zwangsgeräumt, landete auf der Straße. So sei sie – nur mit einer Plastiktüte in der Hand – irgendwann am Bahnhof in Stuttgart angekommen. Warum sie es ausgerechnet hierher verschlug, das sei nicht zu klären gewesen, so Kauffmann.

In einer Einrichtung für obdachlose Frauen hat sich ihr Zustand stabilisiert

Der Sozialdienst des Furtbach-Krankenhauses half der Frau, Arbeitslosengeld II zu beantragen und Ratenzahlungen für die Schulden zu vereinbaren. Über den Sozialfonds wurde der Eigenanteil bezahlt, den die Frau für den Klinikaufenthalt hätte zahlen müssen, zudem benötigte sie Kleidung. Man habe sie in eine Einrichtung für obdachlose Frauen vermitteln können, dort habe man ein Auge darauf, dass sie ihre Medikamente nimmt. Sie habe sich inzwischen stabilisiert, berichtet der Sozialpädagoge.

Auch in diesem Jahr will die Aktion Weihnachten die Sozialkasse des Furtbach-Krankenhauses wieder mit einem Beitrag unterstützen, damit die Mitarbeiter weiter unkompliziert Hilfe leisten können.

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