Christa Keller lernt mit zwei Mädchen, die regelmäßig kommen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Spiel- und Lernclub in Bad Cannstatt braucht einen Betreuer speziell für Lese- und Sprachübungen. Auch Materialien werden benötigt. Die „Aktion Weihnachten“ will helfen.

Stuttgart - Seba hat eine Geschichte geschrieben. Über zwei Freundinnen, einen Hund und ein Eis. Sehr hübsch. Ist ihr gerade so eingefallen, während um sie herum gelacht und erzählt wird. Sabah, ihre große Schwester, kaut noch an einer Rechenaufgabe herum und legt das Blatt erst mal weg. Sie braucht Hilfe. Dafür sind die Betreuerinnen Christa Keller, Aydin Mourai und Serpi Bulcan, die Grundschullehrerin ist, da. Die beiden Mädchen, neun und elf Jahre alt, gehen in die Schillerschule in Bad Cannstatt und kommen regelmäßig an einem Nachmittag in der Woche in den Spiel- und Lernclub für ausländische und deutsche Kinder in der Brunnenstraße. Als zwei von insgesamt 18 Jungen und Mädchen aus zehn Grundschulen, darunter auch Vorschulkinder, die fünfmal die Woche in kleinen Gruppen hier Hausaufgaben machen, lernen und spielen.

1976 wurde der Verein Spiel- und Lernclub (SLC e. V.) in Bad Cannstatt gegründet: vor allem für Kinder aus Migrantenfamilien, die mit fehlenden Deutschkenntnissen kämpften, massive Probleme in der Schule hatten und gefördert werden müssen. Christa Keller ist schon an die 40 Jahre dabei und hat anfangs die Kinder bei sich zu Hause betreut. Mittlerweile sind sie im historischen Alten Spital beheimatet. „Es kommt bereits die zweite Generation, weil ehemalige Schüler wieder ihre Kinder schicken. Aber es kommen natürlich auch die Kinder neuer Migranten“, erzählt sie. Wie Seba und Sabah, die türkisch-syrische Wurzeln haben und seit vier Jahren in Deutschland sind. Oder die zehn Geschwister, die später eintrudeln und aus Afghanistan stammen.

Ein Drittel der Kinder ist überfordert

Sie könne viele Erfolgsgeschichten erzählen, sagt Christa Keller: von Schülern, die wunderbar Deutsch und Lesen und Schreiben gelernt und ihren Bildungsweg gemacht haben. Aber es gebe halt auch die anderen Geschichten, wo Lücken bleiben. „Ein Drittel der Kinder ist überfordert“, weiß die Lehrerin Serpi Bulcan. „Darum brauchen wir dringend einen weiteren Betreuer für Lese- und Sprachübungen“, sagt Christa Keller. Es fehlt auch an Lernmaterial, Spielen, Büchern oder der Möglichkeit, mal einen Ausflug zu finanzieren.

Von der Stadt erhält der Verein 6000 bis 7000 Euro pro Jahr, die L-Bank steuert 1000 Euro pro Gruppe bei, davon muss von der Miete bis zum Putzmittel alles bezahlt werden. Die Betreuer begnügen sich mit einer Aufwandsentschädigung von acht Euro in der Stunde. Gerade kam eine Hiobsbotschaft von der Stadt: Der Nebenkostenzuschuss müsse um 488 Euro gekürzt werden. „Das heißt, man muss die Heizung abdrehen, und die Kinder sitzen im Kalten“, schrieb Christa Keller zurück. Da würde es sich schlecht lernen.

Rechtschreibfehler werden natürlich korrigiert

„Wir gucken wirklich nach den Schwachstellen“, sagt Christa Keller. Sie wird auch die Rechtschreibfehler im Aufsatz von Seba korrigieren. „Die lässt man heute in der Schule durchgehen“, klärt die Lehrerin auf. „Nicht bei mir“, sagt Christa Keller, „sonst lernen es die Kinder nie.“ Die „Aktion Weihnachten“ will den Verein unterstützen.

Die „Aktion Weihnachten“ freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden soll, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Spendenkonten der „Aktion Weihnachten“ lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00. Mehr Informationen gibt es unter www.aktionweihnachten.de.