Ende September musste sich die Familie von dem toten Vater verabschieden. Foto: Lg/Christoph Schmidt

Der Tod kam wahnsinnig schnell. Herr I. starb drei Wochen nach der Diagnose an einem Hirntumor. Frau I. kann es immer noch nicht fassen, dass ihr Mann nicht mehr nach Hause kommt.

Stuttgart - Herr I. hatte immer mal Kopfschmerzen, aber das beunruhigte ihn nicht weiter. Sie gingen schnell wieder weg. Doch Ende der Sommerferien war das anders. Die Kopfschmerzen waren schlimmer als sonst und ließen sich auch mit Tabletten nicht bekämpfen. Der Familienvater ließ sich krank schreiben. Als es nicht besser wurde, ging er erneut zu seinem Hausarzt. Der überwies ihn sofort in die Klinik.

Die Untersuchungsergebnisse waren für Herrn I. und seine Familie niederschmetternd: Der 57-Jährige hatte einen nicht mehr zu operierenden, aggressiven Hirntumor – ohne Chancen auf Heilung. Seine Frau, die drei Kinder, sie bangten an seinem Krankenbett und beteten für ein Wunder. Doch Herr I. bekam Fieber, und dann ging es sehr schnell. Nach zwei Wochen kam er auf die Palliativstation. Eine Woche später starb er im Beisein seiner Liebsten auf der Station.

Angst macht der Witwe das erste Weihnachten ohne ihren Mann

Innerhalb kürzester Zeit änderte sich das Leben der Familie. Diese stehe nach wie vor unter Schock, berichtet Ellen Schumacher. Sie ist Palliativ Care-Fachkraft beim Hospiz Stuttgart. Die Witwe sei psychisch sehr angegriffen. Deshalb berichtet die Hospiz-Mitarbeiterin stellvertretend über ihren Fall. Frau I. wird weiterhin von ihr betreut. Die 42-Jährige hat Ellen Schumacher erzählt, dass sie sich wie in einem bösen Traum fühle. Sie würde so gerne erwachen. Sie könne immer noch nicht fassen, dass ihr Mann nicht mehr wie all die Jahre zuvor abends nach Hause kommt. Dass er nicht mehr den Schlüssel ins Schloss steckt und die Wohnung betritt, als wäre nichts gewesen.

Die Mutter versucht, den Alltag zu meistern, für die Kinder da zu sein, weiter zu funktionieren. Ihr hilft ihr Glaube und die evangelische Gemeinde, in der die fünf immer sehr aktiv waren. Die elf, zehn und sechs Jahre alten Kinder finden zusätzlich Halt in ihrem Sportverein. Auch werden sie demnächst eine spezielle Trauergruppe des Hospizes besuchen.

Angst macht Frau I. das erste Weihnachten ohne ihren Mann. Sie hat es zum Glück geschafft, einen Platz in einer Mutter-Kind-Kur bewilligt zu bekommen. Zu viert können sie in den Ferien an die Nordsee fahren.

Sie hat bis zum Tod ihres Mannes ehrenamtlich im Krankenhaus geholfen

Neben der Trauer um ihren Mann belasten die Witwe Geldsorgen. Herr I. hat gearbeitet, hatte aber nur einen geringen Verdienst als Kfz-Mechaniker bei einer Zeitarbeitsfirma, weshalb die Familie Wohngeld bekommt. Er verdiente 1400 Euro netto. Sie konnten nichts ansparen. Frau I. arbeitet nicht, sie hat sich bis zum Tod ihres Mannes aber ehrenamtlich als Dolmetscherin im Krankenhaus engagiert. „Sie ist eine Person, die gerne anderen hilft“, sagt Ellen Schumacher. Nun benötigt die 42-Jährige selbst Hilfe. Eine große Erleichterung wäre es für Frau I., wenn sie die Rechnungen für die Beerdigung begleichen könnte. Die Kosten übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Familie, die nun aufs Jobcenter angewiesen ist. Die Aktion Weihnachten unterstützt die Mutter.