Till Drömann ist neuer Leiter des Bosch-Chors. Hier bei seiner Premiere beim Quempas-Singen in der Cannstatter Stadtkirche. Foto: Lichtgut/Jan Reich

Wenn die Bosch-Musikgruppen auftreten, wird es festlich. Wie jetzt beim traditionellen Quempas-Singen in der Cannstatter Stadtkirche. Dabei richtete sich der Blick vor allem auf den Neuen am Dirigenten-Pult.

Stuttgart - Till Drömann hat als Leiter des Bosch-Chors dieses Jahr Ulrich Walddörfer beerbt. Der hatte nach 25 Jahren 2017 seine Quempas-Abschiedsvorstellung gegeben – allerdings nur als Dirigent. Denn Walddörfer taucht in der Stadtkirche Bad Cannstatt, wo alle drei Jahre die Bosch-Gruppen gastieren, auch diesmal auf: als Sänger im Bosch-Chor. „Reinhocken und zuhören kann jeder“, sagt er zu seiner Entscheidung, weiterhin eine aktive Quempas-Rolle zu übernehmen. Für seine Premiere wählte Till Drömann das Utrechter Te Deum Georg Friedrich Händels, 1713 uraufgeführt aus Anlass des Friedens von Utrecht, der das Ende des spanischen Erbfolgekriegs besiegelte. „Es ist einfach ein unglaublich schönes Werk, das nicht oft gespielt wird“, erklärt der neue Chorchef seine Wahl.

Schön ja: Das vielerlei Stile vom verästelt vielstimmigen Chorgesang bis zum triumphal gebündelten Gotteslob und opernhafte Abschnitte mit Gesangssolisten (Vanessa Maria Looß, Philipp Nicklaus, Daniel Schmid, Joachim Kunz) bündelnde Werk gibt eine glänzende Figur ab. Damit Prunk und Glanz gehörig Strahlaktion entfalten, schlägt Till Drömann in den raschen Passagen auch für das Orchester sehr knackige Tempi an.

Das Orchester hat enormes Potenzial

Dabei steht das Bosch-Sinfonieorchester ohnehin stärker als die Vorjahre im Rampenlicht: Das kompakte Te Deum lässt reichlich Orchester-Spielraum. Unter Leitung von Orchester-Chef Hannes Reich bezeugen Flötistin Katrin Kurz und Oboist Wolfgang Nüchter so bei einem frühklassischen Doppelkonzert Johann Friedrich Faschs, welch enormes Potenzial das mit Bosch-Mitarbeitern bestückte Orchester hat ebenso wie Olaf Möller an der Klarinette mit dem langsamen Satz aus Mozarts spätem Klarinettenkonzert. Als starke Orchester-Sondertruppe geben die Blechbläser unter Leitung von Kirsten Schatz zudem eine Einlage mit einem frühbarocken Stück Johann Heinrich Schmelzers.

Instrumentaler Glanz empfing die Besucher indes gleich zur Ouvertüre mit dem großkalibrigen romantischen „Grand marche“ von der Orgel, an der Jörg-Hannes Hahn auch eine Premiere feiert. Es ist sein erster Quempas-Auftritt.

Am Ende entpuppt sich das Konzert gar als Premierenfüllhorn: Hannes Reich dirigiert erstmals das Herzstück der Veranstaltung, den Quempas, volkstümliches Kürzel für das lateinische Lied „Quem pastores laudavere“ („Den die Hirten lobeten sehre“), das vor Jahrhunderten stets zur Christmesse reihum aus allen vier Kirchenecken angestimmt wurde. Den Eckgesang-Auftakt stimmt beim Bosch-Quempas auch diesmal der auf die Ecken verteilte Unterstufenchor des Waiblinger Saliergymnasiums an.

Mit dem von allen, inklusive Reinhockern gesungenen „O du fröhliche“ fällt der Schlusspunkt des Konzerts urvertraut aus. Freuen dürfen sich auch die Stuttgarter Nachrichten: Bei knapp 500 Besuchern erzielte das Konzert einen Erlös von 6784 Euro für die Aktion Weihnachten.