Der Herd von Frau G. ist 27 Jahre alt und in einem schlechten Zustand. Foto: vv

Frau G. fühlt sich kraftlos. Das Verhältnis zu ihrer 13-jährigen Tochter ist belastet. Das Mädchen ist verhaltensauffällig, war mehrfach in der Psychiatrie, nässt immer noch ein. Im Sommer brach Frau F. zusammen.

Stuttgart - Irgendwann sei die Kraft einfach weg gewesen, sagt Frau G. So blieb sie liegen auf dem Sofa im Wohnzimmer, das ihr Bett ist. Wochenlang ging das so in diesem Frühjahr. Frau G. hat kein eigenes Schlafzimmer, damit die beiden Töchter jeweils einen Raum für sich haben. Das Verhältnis zur älteren Tochter ist gut, die Volljährige hat sich sogar „Mama“ auf den Arm tätowieren lassen. Doch die Beziehung zur Jüngeren ist schwierig – und das seit rund zehn Jahren.

Irgendetwas müsse vorgefallen sein, als Julia (Namen der Töchter geändert) zweieinhalb Jahre alt war. Plötzlich habe sie sich nicht mehr anfassen lassen. Nur sie, die Mutter, und eine spezielle Erzieherin aus dem Kindergarten, durften sie noch wickeln. Bei allen anderen schrie sie wie am Spieß. Frau G. vermutet, dass sie eine Missbrauchserfahrung gemacht hat. Nur wer könnte der Täter gewesen sein? Die Frage stellt sie sich immer wieder.

Tochter nässt nachts immer noch ein

Julia ist heute 13 Jahre alt, besucht eine Förderschule. Sie leidet an Panikattacken, hat ADHS und nässt nachts immer noch ein. Sie war schon mehrfach in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Frau G. verzweifelt. Gerade erst habe die Schule wieder angerufen, dass es mit Julia so nicht weitergehe. Sie galt schon einmal als nicht beschulbar. „Ich bin eigentlich ein Kämpfer“, sagt Frau G., aber sie wisse nicht mehr weiter. Ihre Tochter sei zudem eine notorische Lügnerin. So fehlt ihr das Vertrauen, wenn ihr diese mal etwas erzählt.

Im Sommer war Frau G. zehn Tage lang wegen eines psychischen und körperlichen Zusammenbruchs in der Klinik. Ihre ältere Tochter Maren kümmerte sich damals um alles: den Haushalt, die Schwester, ihre Ausbildung. „Das war für mich eine harte Zeit“, sagt die junge Frau. Maren war selbst als Teenager bei der Kinder- und Jugendpsychiaterin, deren damalige Diagnose: Maren leide an Ängsten, habe Borderline und eine Depression. An ihrem 15. Lebensjahr wohnte sie nicht zuhause. Seit ihrer Rückkehr läuft es gut, sie ist stabil und stolz, ihre Ausbildung zu meistern. „Das hätte ich mir früher gar nicht zugetraut“, erzählt sie.

Depression der Mutter ist nicht ausgestanden

Frau G. wiederum kann nicht arbeiten, die Depression ist nicht ausgestanden. Auch das Jobcenter sieht sie als nicht arbeitsfähig an. Weil sie noch Strom- und Mietschulden abzuzahlen hat, ist das Budget extrem eng. „Ich weiß manchmal nicht, wie ich die Lebensmittel bezahlen kann.“

Ihr Herd ist schon 27 Jahre alt, die Beschichtung vom Ofen hat sich gelöst. Das Sofa, auf dem sie schläft, ist sehr alt. Julia schläft auf einer Schaumstoffmatratze auf dem Boden, die wegen des Einnässens in einem sehr schlechten hygienischen Zustand ist. Auch Marens Matratze ist zehn Jahre alt und durchgelegen, da sie mehr als 100 Kilogramm wiegt. Die Aktion Weihnachten will Frau G. den Kauf eines Herds sowie eines Betts für sich und Julia ermöglichen. Auch Maren soll eine neue Matratze bekommen.