Die AfD beauftragt eine bundesweit tätige Firma, Wahlkampfflyer an die Haushalte zu verteilen, doch das Unternehmen gibt es gar nicht, wie sich später herausstellt. Foto: imago images//Sascha Steinach

Das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ hat die AfD mit einer fingierten Firma getäuscht und lässt Werbematerialien in den Müll wandern. Die Partei geht rechtlich dagegen vor.

Stuttgart - Die AfD ist auf einen fingierten Verteilservice für Wahlkampfflyer hereingefallen. Allein in Baden-Württemberg seien mehrere Hunderttausend Handzettel der rechtspopulistischen Partei niemals in Briefkästen gelandet, sagt Markus Frohnmaier, Sprecher der Südwest-AfD. „Es ist ein erheblicher Schaden entstanden, der uns sicherlich auch Stimmen gekostet hat“, betont der wiedergewählte Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Böblingen. Frohnmaier hat gegen die beauftragte Firma, den Flyerservice Hahn, bereits Anzeige erstattet. „Das sah alles professionell aus“, sagt der AfD-Politiker. Auch die Preise seien sehr ansprechend gewesen.

72 Tonnen Papier landen im Müll

Wie jetzt bekannt wurde, steckt hinter der Fake-Firma das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS). Man habe der AfD angeboten, als Dienstleister Werbematerialien zu verteilen, und aus ganz Deutschland 85 Aufträge erhalten, heißt es in einer Pressemitteilung der Aktionskünstler. Insgesamt habe die AfD fünf Millionen Flyer in Logistikzentren geliefert, 72 Tonnen Papier, die nun im Müll landen werden, wie das Kollektiv ankündigt. Es bezeichnet den „Flyerservice Hahn“ als „Weltmarktführer im Nichtverteilen von Nazi-Flyern“.

AfD-Spitze spricht von einer „demokratiefeindlichen Aktion“

Bereits am Freitag hatten die AfD-Parteichefs Tino Chrupalla und Jörg Meuthen von einer „demokratiefeindlichen Aktion“ gesprochen. Es sei „mit hohem Aufwand eine Website fingiert und illegal die Umsatzsteuernummer eines völlig unwissenden Unternehmers benutzt worden“, teilte die Partei mit. Erst kurz vor der Bundestagswahl seien die Kreisverbände und Bundestagskandidaten per E-Mail darüber informiert worden, dass die Flyer angeblich „aus organisatorischen Gründen“ nicht verteilt werden konnten. Die AfD-Bundesgeschäftsstelle will ebenfalls Strafanzeige stellen.