Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt – dank des Aufstiegs in den Dax könnte sich auch die Stimmung dort weiter aufhellen. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Unsere Börsenexperten blicken auf die kommende Woche. Goodbye Linde – hallo Commerzbank: Das einstige Gründungsmitglied kehrt nach entbehrungsreichen Jahren in den Aktienindex Dax zurück.

Ein Jahr Krieg in der Ukraine hat den Aktienmärkten nicht so sehr geschadet, wie es nach der russischen Invasion bis in den Herbst hinein noch zu befürchten war. Im Gegenteil: Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat sein Vorkriegsniveau schon wieder deutlich übertroffen – auch weil viele Unternehmen trotz der Krisen glänzende Zahlen vorweisen.

Risiken für Anleger sind nicht zu übersehen

So gesehen haben sich die Börsen ein Stück weit vom Kriegsgeschehen selbst entkoppelt. Dabei sind die Risiken für Anleger nicht zu übersehen: Die Zinsen dürften weiter steigen, die Inflation hält sich hartnäckig, die beschränkte Energieversorgung lähmt weiterhin die weltweite Konjunktur. Hierzulande ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2022 mit minus 0,4 Prozent mehr geschrumpft als zunächst gedacht. Wesentliche Gründe: die Rückgänge beim Konsum und den Investitionen. Für neue Eintrübungen könnte sodann die Entwicklung in der Bau- und Automobilbranche sorgen. Alarmierend sind auch die von der BASF angekündigten Produktionsschließungen. Und ungünstige Signale kommen von den US-Börsen, wo die Ängste vor deutlicheren Zinsschritten der Notenbank die Kurse auf Talfahrt schicken.

Einen bemerkenswerten Neuzugang feiert der Dax an diesem Montag: Gründungsmitglied Commerzbank kehrt nach viereinhalb Jahren zurück und löst den Gasehersteller Linde ab. Der vormals wertvollste Dax-Konzern hat sich am Freitag vom Frankfurter Parkett zurückgezogen. Seine Aktien werden nur noch an der New Yorker Börse gehandelt, weil man sich gut vier Jahre nach der Fusion mit dem Ex-Konkurrenten Praxair eher als amerikanisches Unternehmen fühlt.

Den höchsten Gewinn seit 2007 erzielt

Für den Frankfurter Finanzplatz ist das ein Rückschlag – eine „Katastrophe für den Börsenstandort Deutschland“ gar, wie Analysten meinen. Doch die zweitgrößte deutsche Privatbank sieht sich gut vorbereitet für den Dax: 2022 wurde ein Gewinn von knapp 3,4 Milliarden Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gemacht – unterm Strich gut 1,4 Milliarden Euro, den höchsten Gewinn seit 2007. Das Commerzbank-Management freut sich nach entbehrungsreichen Jahren auf den sicheren Prestigezuwachs infolge des Wiederaufstiegs ins Oberhaus.

Die Berichtssaison könnte auch in der kommenden Woche für Gesprächsstoff sorgen. Diverse Dax- und Euro-Stoxx-50-Unternehmen öffnen ihre Bücher: etwa Bayer (Dienstag), Beiersdorf (Mittwoch) AB InBev, Covestro oder Merck (Donnerstag).