Beliebter Treffpunkt – und Brennpunkt: der Akademiehof Foto: Simon Granville

Polizei, Stadt Ludwigsburg und die umliegenden Hochschulen haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet – und den Brennpunkt-Platz zur „Chefsache“ erklärt.

Ludwigsburg - Es war nicht anders zu erwarten: Am Mittwochabend war das Wetter gut und so zog es hunderte Schüler in die Ludwigsburger Innenstadt, um dort den Beginn der Sommerferien zu feiern. Natürlich auf dem Akademiehof. Die Polizei zählte zu einem Zeitpunkt dort bis zu 400 Personen. Die Atmosphäre war ausgelassen, aber friedlich, es wurde viel getrunken, aus leistungsstarken Musikboxen dröhnte die Musik. Es sind bekannte Szenen. Weil laut der Polizei überhaupt keine Abstände eingehalten wurden – einigen Jugendlichen war es im Verlauf des Abends selbst zu voll geworden, weshalb sie frühzeitig heim gingen – und der Platz immer mehr vermüllte, beendeten die Ordnungshüter die Fete gegen 0 Uhr.

Auf Lautsprecherdurchsagen reagierte zunächst aber kaum jemand, woraufhin die Polizei Personen persönlich ansprach. Die Feiernden verließen daraufhin geordnet den Platz, zu Randalen kam es nicht. Lediglich ein 17-Jähriger fiel durch sein provokantes Verhalten gegenüber den Einsatzkräften auf und erhielt einen Platzverweis.

Mehr Polizei, mehr Sozialarbeiter

Eigentlich müsste den Verantwortliche das Herz aufgehen, wie gut der Platz zwischen der Film-Akademie und der Theater-Hochschule von der Jugend angenommen wird – denn genau für sie ist er gedacht. In der Vergangenheit hatten sich Rathausspitze und die Geschäftsführer der Akademien auch schon darüber beraten, den Platz allein für Studierende zu konzipieren. „Der Akademiehof bedeutet uns viel. Für uns steht fest, dass wir diesen bei jungen Leuten so beliebten Platz nicht schließen wollen,“ sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht.

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Nur läuft nicht immer alles so gesittet, wie am Mittwochabend. Vor allem dann, wenn sich viele Menschen in kleineren Gruppen dort aufhalten und zunehmender Alkoholkonsum Aggressionen freisetzt. Polizei, Stadt und die Hochschulen haben den Hof deshalb nun zur Chefsache erklärt. Das Ziel: Der Platz soll für die Allgemeinheit attraktiv bleiben, was aus Sicht der Beteiligten nur gelingt, wenn die Störenfriede verbannt werden. Deshalb zeigen die Ordnungshüter seit einiger Zeit mehr Präsenz – was auch schon Wirkung zeitigt. Künftig werden auch die Mitarbeiter der mobilen Jugendarbeit auf dem Akademiehof öfters Leute ansprechen. Und Kunst und Kultur könnte bald eine größere Rolle auf spielen.

Wildpinkler sollen sich nicht mehr unbeobachtet fühlen

Besserung versprechen sich Stadt und Polizei auch von einer neuen Flutlichtanlage, die bald installiert wird. „Bei einem sich abzeichnenden Stimmungswechsel wollen wir die jungen Leute, wie schon bisher praktiziert, in einer Phase ansprechen, in der polizeiliche Maßnahmen noch auf Akzeptanz stoßen. Dabei ist eine Beleuchtung, die dort nicht zum weiteren Verweilen einlädt, sicher hilfreich“, sagt Polizeipräsident Burkhard Metzger. Wer sich künftig in eine vermeintlich dunkle Ecke verdrückt, um sich zu erleichtern, der wird sein Geschäft nicht mehr ganz so ungestört verrichten können. Mit Bewegungsmeldern und weiteren Lampen hat die Stadt Wildpinklern den Kampf angesagt. Beißenden Geruch nach rauschenden Festen auf dem Platz beklagen Studierenden inzwischen häufiger – genauso wie Übergriffe unterschiedlicher Art.

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Die Filmakademie werde sich „in den weiteren Prozess zur Vermeidung von alkoholisierter Gewalt, sexistischen Übergriffen, Rassismus und möglichem Drogenmissbrauch auf dem Akademiehof aktiv mit einbringen“, sagt ihr Leiter Thomas Schadt. Es müsse gewährleistet sein, dass sich Studierende „auch spät in der Nacht dort angstfrei bewegen können“. Stadt und Polizei versprechen eine „unverändert klare Linie“. Unruhestifter erhalten Platzverweise, wer eine Straftat begeht, bekommt nicht nur eine Anzeige, sondern direkt ein Aufenthaltsverbot.

Ein generelles Alkoholverbot oder gar eine Videoüberwachung sind dagegen derzeit noch keine Optionen. Matthias Knecht nennt sie eine „Ultima Ratio“, ein letztes Mittel.