Promis und Manager starten und landen gerne auf dem Airport Egelsbach. Foto: Barbara Schäder

Obwohl der Großflughafen Frankfurt nahe liegt, nutzen viele Manager und Promis lieber den kleinen Airport Egelsbach bei Darmstadt. Bis zu 3500 Business-Jets steuern den Flughafen jährlich an.

Frankfurt - Uli Byszio will nach Warschau und trifft die letzten Reisevorbereitungen: Er liegt unter seinem Flugzeug und sieht nach dem Rechten. Die Maschine stammt vom Hersteller Cirrus, ist etwa acht Meter lang und kann bis zu fünf Personen aufnehmen. Listenpreis: Über eine halbe Million Euro. Byszio besitzt noch ein weiteres Flugzeug und einen Hubschrauber. „Einfach als Hobby und als Reisemittel“, sagt der Unternehmer. Wenn man die Maschinen regelmäßig vermiete, sei das „gar nicht mehr so teuer“.

Auf dem Flugplatz Egelsbach in Südhessen ist Byszio mit seinem Hobby in bester Gesellschaft. Hier stehen knapp 200 Maschinen von Privateigentümern – Motorflugzeuge und Hubschrauber. Genutzt wird der Flugplatz aber auch von Managern und Prominenten, die nicht selbst ins Cockpit streben: Er wird regelmäßig von gecharterten Business-Jets angeflogen. Im Vergleich zum nur 20 Kilometer entfernten Flughafen Frankfurt bietet Egelsbach niedrigere Landegebühren und kurze Wege. Zudem entfallen die aufwendigen Sicherheitskontrollen. Geschäftsreisende werden mit der Limousine direkt vom Flugfeld abgeholt. Sie können dann ganz diskret auf der vom Terminal abgewandten Seite des Flugzeugs ins Auto einsteigen: „So werden Promis und Politiker nicht gesehen“, sagt die Pressesprecherin. Ein Service, den bei der Fußball-WM 2006 einige Nationalspieler in Anspruch genommen hätten.

Platz für maximal sechs Passagiere

Auch die Stuttgarter Fluggesellschaft E-Aviation/Eisele Flugdienst nutzt den Airport Egelsbach. Die Piloten Florian Kiendl und Alexander Wolff warten an diesem Morgen auf einen Kunden, der nach Mallorca fliegen will. In ihrer mit Ledersitzen ausstaffierten Cessna Citation M2 haben sie eine Flasche Sekt und einen Obstkorb aufgestellt. Für maximal sechs Passagiere bietet die Maschine Platz.

Egelsbach werde jährlich von 3000 bis 3500 Business-Jets angeflogen, sagt die Sprecherin. Einige wohlhabende Reisende charterten auch Hubschrauber: „Wir hatten hier schon DJs, die haben sich direkt zum Konzert fliegen lassen.“ Die am Airport ansässige Firma Heli-Transair hält für solche Gäste neben kleineren Maschinen einen Luxus-Hubschrauber mit weißen Ledersitzen und Minibar für bis zu fünf Passagiere bereit. „Wir holen unsere Kunden, wenn’s knapp wird, auch aus dem Vorgarten ab“, sagt Heli-Transair-Sprecher Jakob Gründel. Kosten: 3000 Euro pro Stunde.Das Gros der jährlich rund 70 000 Flugbewegungen in Egelsbach entfällt freilich auf Ausbildungsflüge und Hobbypiloten. Es gibt hier fünf Flugschulen und fünf Fliegerclubs. Egelsbach ist für Anfänger aber kein einfaches Terrain. Wegen der Mischung aus schnellen Jets und langsamen Kleinflugzeugen und der Nähe zum Frankfurter Airport gilt der Anflug als anspruchsvoll, 2012 stürzte eine Maschine rund zwei Kilometer vor der Landung ab und riss fünf Menschen in den Tod. Die Unfallursache ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Flug auf Sicht

Wer Egelsbach ansteuert, muss auf Sicht fliegen – der Flugplatz verfügt bislang über keine Zulassung für Instrumentenflug. Bei einem Instrumentenan- oder -abflugverfahren erhält der Pilot von Satelliten oder Bodenstationen elektronische Signale ins Cockpit, die ihn auf vordefinierten Strecken zur Landebahn beziehungsweise ins Luftstraßensystem führen. Die Betreibergesellschaft Hessische Flugplatz GmbH Egelsbach (HFG) hat die Zulassung von Instrumentenflug für den Airport beantragt. Derzeit werden die entsprechenden Gutachten zur Vorlage bei den Genehmigungsbehörden erarbeitet.

Ein solches System könnte Egelsbach zusätzliche Landungen bescheren, denn bei schlechten Sichtverhältnissen biegen derzeit viele Jets nach Frankfurt ab. Das bringt die HFG um dringend benötigte Gebühreneinnahme, denn der bei Reichen so beliebte Flugplatz Egelsbach steckt in den Miesen. „Wir sind ein defizitäres Unternehmen – aber kein Regionalflughafen verdient Geld“, sagt die Pressesprecherin.

Net Jets denkt offenbar über Verkauf seiner Beteiligung nach

Groß war deshalb die Erleichterung, als 2009 die Charter-Fluggesellschaft Net Jets als Mehrheitseigner bei der HFG einstieg. Das Unternehmen, das zum Imperium des US-Milliardärs Warren Buffett gehört, bietet eine Flotte von 700 Jets zur Teilnutzung an. Statt eine eigene Maschine zu kaufen, erwerben die Kunden das Recht auf eine bestimmte Anzahl von Flugstunden – mit Pilot. Anfang des Jahres wurde jedoch bekannt, dass Net Jets über einen Verkauf seiner Beteiligung in Egelsbach nachdenkt. Man prüfe „alle möglichen Optionen“, erklärte eine Net Jets-Sprecherin.

Sicher ist: Der Flugplatz Egelsbach bot zuletzt einen recht traurigen Anblick, weil das riesige Restaurant direkt am Eingang seit Jahren geschlossen ist. Das „Schuhbeck’s Check Inn“, an dessen Gründung einst der Fernseh- und Sternekoch Alfons Schuhbeck mitwirkte, ging pleite. Doch im Oktober zieht mit der Restaurantkette „Rodizio“ ein neuer Betreiber ein.