André Kaiser vom Zirkus Alessio deutet auf den Auflieger, der von einer tonnenschweren Esche getroffen worden ist. Foto: Horst Rudel

Der am Sonntag in Aichtal von einer Esche getroffene Zirkuswagen für Tiere ist ein Wrack. Der Baum war zur Fällung bestimmt. Laut der Stadt hatte der Circus Alessio keine Genehmigung für diesen Standort. Dem widerspricht aber der Zirkuschef.

Aichtal - Nachdem am Sonntag im Aichtaler Stadtteil Grötzingen um 14.45 Uhr bei dem Sturm eine circa drei Tonnen schwere Esche auf einen Zirkuswagen gestürzt ist, sind sich die Polizei, die Stadtverwaltung und die Zirkusbetreiber in einem Punkt einig: Es hätte viel Schlimmeres passieren können. Wäre der Baum auf die andere Seite gekippt und auf das während der Vorstellung mit 250 Menschen vollbesetzte Zirkuszelt gefallen, hätte es wohl eine Tragödie gegeben.So bleibt es für den Circus Alessio eine wirtschaftliche Katastrophe, wie der Zirkuschef André Kaiser sagt. Den Totalschaden an dem Tiertransporter beziffert die Polizei mit circa 25 000 Euro. Bis Ersatz beschafft ist, dauert es, und das wirbelt den Zeitplan des Zirkusses durcheinander.

Der Baum hätte bei nächster Gelegenheit gefällt werden sollen

Uneinigkeit besteht indessen in der Frage der Genehmigung. Wie der Bauamtsleiter Matthias Hirn sagt, hatte der Zirkus für diesen Standort keine Genehmigung. Dem widerspricht André Kaiser allerdings vehement: „Das ist nicht wahr.“ Er habe das Privatgelände am Ortseingang von Grötzingen von einem Landwirt für die Dauer des Aufenthalts unterverpachtet bekommen. Er habe dann das Baurechtsamt und das Kreisveterinäramt benachrichtigt. „Weitere Genehmigungen brauchen auf privaten Grundstücken nicht eingeholt werden“, sagt André Kaiser.

Was den Zirkusleuten offenbar nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass ein Teil der beanspruchten Fläche jedoch städtisch ist – und zwar der Bereich, auf dem der Tiertransporter abgestellt worden ist. Matthias Hirn zufolge war die am Sonntag umgestürzte Esche Wochen zuvor nach einer gemeinsamen Sichtprüfung mit der Straßenverkehrsbehörde markiert worden. Bei der nächsten Gelegenheit hätte der gefährdete Baum gefällt werden sollen. Dass dies nicht schon geschehen sei, habe am Zirkus gelegen, der auf einer Wiese entlang der Verbindungsstraße zwischen Aich und Grötzingen seinen Platz bezogen hat, so Hirn.

Zirkus: Wir wären das Risiko nicht eingegangen

Wenn der Zirkus keine Genehmigung hatte, warum hat die Stadt dann nicht den Abbau angeordnet? „Wir haben gutmütig ein Auge zugedrückt und den Zirkus toleriert“, erklärt Matthias Hirn. Damit gibt sich André Kaiser nicht zufrieden. Er fragt sich, warum das Rathaus den Zirkus nicht über den unsicheren Stand der Esche informiert hat. „Hätten wir gewusst, dass der Baum gefährdet ist, dann hätten wir hier nicht aufgebaut“, betont der Zirkuschef. Dieses Risiko wäre der Circus Alessio niemals eingegangen.

Pferde, Kamele, Yak und Alpaka warten auf Transporter

Für den Familienbetrieb ist das Unglück ein schwerer Schlag. Da der Auflieger zum Zeitpunkt des Unglücks von der Zugmaschine abgekoppelt war, sei der Schaden nicht durch die Versicherung abgedeckt, erklärt André Kaiser. Der Zirkus sitze jetzt erst einmal in Aichtal fest. Man werde nun versuchen, einen gebrauchten Auflieger zu besorgen, der dann für den tiergerechten Transport der insgesamt 40 Tiere – darunter Pferde, Kamele, ein Alpaka, ein Zwerk-Yak und ein Wasserbüffel – umgebaut wird. „Wenn alles gut geht, könnten wir in 14 Tagen wieder mobil sein“, sagt André Kaiser. Er hoffe nun auf Unterstützung aus der Bevölkerung in Form von Spenden und darauf, dass die Stadt Aichtal einspringt. „Ohne fremde Hilfe kommen wir hier nicht weg“, klagt André Kaiser. Der Zirkus wollte als nächstes nach Weil im Schönbuch und danach nach Gärtringen. Dies müsse nun verschoben werden.

Die Stadt Aichtal signalisiert indessen ein Entgegenkommen. „Wir melden den Schadensfall unserer Versicherung“, heißt es aus dem Rathaus, denn der Baum sei schließlich auf der Markung der Stadt Aichtal umgeweht worden.